Die Kaufleute Wolfgang Drusell und Jochen Köhler wollen Stade für Touristen attraktiver machen. Ein Spaziergang durch die Innenstadt.

Stade. Wenn Wolfgang Drusell und Jochen Köhler durch die Innenstadt spazieren, sprudeln die Ideen für ein schöneres und attraktiveres Stade nur so aus ihnen heraus. Köhler, der gerade in den Vorstand der Werbegemeinschaft Stade Aktuell gewählt wurde, und der erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Wolfgang Drusell, schwärmen derzeit für die "Nette Toilette".

"Ein Stader Problem ist die fehlende Ausschilderung der wenigen öffentlicher Toiletten", sagt Drusell. "Daher sind wir auf die Idee gekommen, Gastronomen für unser neues Projekt zu gewinnen." Ein Arbeitskreis soll das Projekt "Nette Toilette" entwickeln. Die Idee: Gastwirte bringen für Passanten deutlich sichtbar einen Aufkleber "Nette Toilette" an Tür oder Fenster an. So wissen die Passanten, dass sie hier unentgeltlich zur Toilette gehen können. Wann das Projekt, das bereits in etwa 100 deutschen Städten mit Erfolg läuft, starten soll, steht noch nicht fest.

Die ersten Gastwirte hätten schon Interesse gezeigt, sagt Drusell. Auch das Konzept liege bei Bürgermeisterin Silvia Nieber schon auf dem Tisch. "Es hat natürlich den charmanten Nebeneffekt, dass Stade nicht weitere öffentliche Toiletten bauen muss. Das Geld können wir sparen, ebenso wie das Geld für Reinigung und Instandhaltung." Eine neue öffentliche Toilette, so Drusell, koste rund 30 000 Euro. Den Gastwirten, die bei dem Projekt mitmachen, könnte die Stadt einen geringen Obolus zahlen, und käme damit weitaus günstiger weg.

Am Stader Fischmarkt unterbrechen die beiden Kaufleute ihren Spaziergang durch die Hansestadt. Sie zeigen auf die Treppe, die zum Fleth hinunter führt und übersät mit Unkraut ist. "Der Fischmarkt ist einer der Hauptanlaufpunkte für Gäste", sagt Drusell. "Da sollte die Treppe mal vom Unkraut befreit werden." Köhler, der mit seiner Frau das Modehaus Sander führt, sagt: "Wenn ich über Stade nachdenke, dann stelle ich mir vor, diese Stadt sei mein Geschäft. Und ich frage mich, was muss ich tun, um Kunden anzuziehen, um ihnen den Aufenthalt in meinem Geschäft so angenehm wie möglich zu machen."

Dann richtet sich Drusells Aufmerksamkeit auf das Fleth. "Mein Traum ist es, dass man hier irgendwann mal im Winter Schlittschuh laufen kann", sagt er. Technisch sei das durchaus möglich. Man müsse eben, wie für so vieles, Sponsoren und Investoren finden. Auch Köhler meint: "Eine Schlittschuhbahn wäre ein richtiger Anziehungspunkt für die Zeit außerhalb der Saison." Dass Drusells Ideen nicht unbedingt Luftschlösser sind, zeigt das Projekt Hausboote für Touristen, die der Stadtrat vergangene Woche genehmigt hat. Auch hier war der Kaufmann der Ideengeber.

"Stade hat einen großen Vorteil", sagt Köhler. "Wir haben sehr viele inhabergeführte Gastronomiebetriebe und Geschäfte. Die Kaufleute sind daran interessiert, mehr Gäste und Touristen nach Stade zu holen und damit natürlich auch in ihre Restaurants und Läden." Das mache es leichter, Geschäftsleute für Ideen zu gewinnen. Allerdings, so räumt Köhler ein, "könnte die Gastronomie noch drauflegen bei der Qualität ihrer Angebote. Ob man allerdings Herzlichkeit erlernen kann, wage ich zu bezweifeln." Der Stadtmarketing-Experte Christian Klotz hatte vor einigen Wochen den Stader Gastronomen empfohlen, herzlicher zu werden.

Drusell zeigt in Richtung Schwedenspeicher-Museum. "Dahinter", sagt er, "ist die Tourist-Information an der Hansestraße und hat nicht einmal Parkplätze vor der Tür. Das geht eigentlich wirklich nicht. Da müsste man was ändern." Stade müsse sich auf die Individual-Touristen konzentrieren. "Die Bus-Touristen machen hier höchstens eine Führung mit und fahren dann zum Mittagessen ins Alte Land", sagt Jochen Köhler. "Wir sollten uns beispielsweise noch mehr auf Fahrradfahrer konzentrieren." Der Versuch, in Stade E-Bikes zu installieren sei bislang leider gescheitert. Aber der Trend sei nicht zu übersehen, und irgendwann müsse auch Stade da mitmischen.

Neben dem Rad-Tourismus setzen die beiden verstärkt auf das maritime Flair der Hansestadt. Drusell: "Aber leider hat Stade in Sachen Tourismus ein riesiges Problem. Wir haben zu wenig Hotelbetten. Auch wir mussten schon Veranstaltungen absagen, weil wir die Leute nicht unterbringen konnten." Als Vergleich zieht der Inhaber eines Reisebüros in der Innenstadt die Hansestadt Lüneburg heran. Die könne Gästen mehr als 2000 Betten anbieten. Stade verfüge lediglich über 500 bis 650 Betten, ein unhaltbarer Zustand.

Ein großes Ärgernis, da sind sich Drusell und Köhler einig, sei "das olle Hertie-Kaufhaus". Das müsse verschwinden, damit der Pferdemarkt umgestaltet werden könne. Mit dem Hertie-Kaufhaus und dem ebenfalls geschlossenen Parkhaus fehlten der Stadt etwa 420 Parkplätze. Drusell: "Über die beiden zentralen Flächen der Stadt, den Pferdemarkt und Am Sande, müssen wir uns wirklich Gedanken machen."