Die Hansestadt will für 110.000 Euro in Stade einen weiteren Schwimmsteg bauen. Wolfgang Drusell schlägt Sponsorensuche vor.

Stade. Die Idee, im alten Holzhafen in Stade Hausboote festmachen zu lassen, nimmt Formen an. Wenn sich der Investor, die Stadtverwaltung und die Stader Politik einig werden, könnten die ersten Hausboote bereits im Frühling 2013, rechtzeitig zur Internationalen Gartenschau (IGS) in Wilhelmsburg festmachen. Stade und Harsefeld gelten als externe Ausstellungsorte der IGS.

Gestern nachmittag diskutierte noch einmal der Verwaltungsausschuss des Stadtrates über das Thema Hausboote im Holzhafen. Der Verwaltung der Hansestadt Stade liegt bereits der Vorentwurf für einen Pachtvertrag mit dem Investor vor. Nach Informationen des Abendblatts kommt der Investor, der namentlich noch nicht genannt werden will, aus Stade. Er muss die Wasserfläche für die Hausboote von der Stadt pachten. Geplant sind höchsten zweigeschossige Boote, die für touristische Zwecke gedacht sind. Sie könnten an Stade-Urlauber vermietet werden. Als Teil des Gesamtkonzeptes Hausboot-Hafen soll zum bereits geplanten öffentlichen Steg auf Innenstadtseite in Höhe der Güldenstern-Bastion ein neuer öffentlicher Schwimmsteg auf etwa gleicher Höhe auf der gegenüberliegende Seite an der Straße Salztorscontrescarpe gebaut werden. Kostenpunkt rund 110.000 Euro.

Wie berichtet, hatte die Hansestadt für diesen Steg Mittel aus dem regionalen Teilbudget des Landkreises Stade beantragt. Das sind EU-Mittel, die der Landkreis in Eigenregie für Tourismusprojekte verteilen kann. Die Stadt stellte einen Antrag an den Landkreis Stade. Fehlanzeige: Aus Sicht des Landes Niedersachsen sei der Steg nicht förderungswürdig, weil er vergleichsweise wenig öffentlichen Nutzen darstelle. Er soll in erster Linie als Zubringer für die Hausboote dienen. "Die Idee mit dem Schwimmsteg finde ich gut. Allerdings fehlen dem Landkreis Stade Mittel und Möglichkeiten, hier zu helfen. Wir haben schon seit geraumer Zeit solche Projekte nicht mehr aus eigenen Mitteln bezuschusst. Man muss leider auch sagen, dass die Stadt spät ihren Förderantrag gestellt hat. Hätte aber die N-Bank uns signalisiert, dass sie den Steg für förderungswürdig hält, hätten wir dafür unseren Topf aufgemacht, denn die Sache hat ohne Frage ihren Charme für das maritime Angebot der Hansestadt", sagt Stades Landrat Michael Roesberg (parteilos).

Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms: "Der Kreis darf die Mittel aus dem Budget nur an Projekte vergeben, die das Land für förderungswürdig hält. Unseren Steg wollte das Land nicht fördern, daher kann der Kreis das Geld nicht freigeben." Wie berichtet, fließt das Geld jetzt ans Natureum in Balje. Dennoch will man in Stade das Projekt nicht gänzlich in der Schublade verschwinden lassen. "Jetzt muss die Politik beraten und diskutieren, ob sie den zweiten Schwimmsteg im Zusammenhang mit dem Hausboot-Hafen aus eigenen Mitteln finanzieren will."

Angesichts der angespannten Haushaltslage aber bereitet das den Ratsmitglieder im Stadtrat der Hansestadt Bauchschmerzen. Wolfgang Drusell, CDU-Ratsherr, erster Vorsitzender der Stader Werbegemeinschaft Stade Aktuell und Initiator des Hausboot-Projektes kann nicht verstehen, warum das Land diesen Steg für nicht förderungswürdig hält. "Hausboote und öffentliche Stege auf beiden Seiten des alten Holzhafens sind eine tolle Vorzeigenummer, ohne Frage. Andererseits haben wir, was mich persönlich sehr ärgert, bei der für die Stadt so wichtigen Institution Bürger im Dienst 15.000 Euro gerade eingespart. Vielleicht sollten wir versuchen, für den zweiten Steg Sponsoren zu finden. Denn der öffentliche Steg würde das Gesamtbild abrunden", sagt der Geschäftsmann. Man müsse darüber in jedem Fall diskutieren und alle Aspekte in Betracht ziehen. Ein Schwimmsteg auf der Seite der Salztorscontrescarpe, so Drusell, mache fast noch mehr Sinn, als auf der anderen Seite. Die Straße Salztorscontrescarpe sei belebter als die Grünanlage auf der Seite der Güldenstern-Bastion.

Auch der SPD-Fraktionschef im Stadtrat der Hansestadt, Kai Holm, hält beide Stege im Zusammenhang mit den geplanten Hausbooten und der IGS im nächsten Jahr für "eine tolle Sache", die nicht einfach fallen gelassen werden dürfe, weil es kein Fördergeld für den zweiten Steg gebe: "Wir haben der CDU bereits signalisiert, dass wir den Hausboot-Antrag im Rat unterstützen werden. Allerdings wollen auch wir, wie die CDU, mit dem Investor noch wichtige Fragen klären. Das muss jetzt alles ziemlich zügig beraten und verhandelt werden, damit der Investor Planungssicherheit hat und weiter machen kann."