Die Dienstleistungs-Gewerkschaft Ver.di wirft der Kreisverwaltung vor, Löhne senken zu wollen. Der Landrat weist den Vorwurf zurück.

Stade. Die Abgabe des Stader Jugendamtes sorgt für Aufregung. Die Gewerkschaft Ver.di wirft der Kreisverwaltung vor, Mitarbeiter des Jugendamtes nicht zu dem Tarif übernehmen zu wollen, der ihnen zustehe. Damit verstoße der Kreis gegen die mit dem Stader Rat getroffenen Vereinbarungen. Stades SPD-Fraktionschef Kai Holm hat daher eine Beratung der Vorwürfe im Stader Verwaltungsausschusses beantragt. Landrat Michael Roesberg findet die Vorwürfe unangebracht und wirft Verdi vor, sich nicht richtig informiert zu haben.

Laut Ver.di hätten Beschäftigte des Jugendamtes berichtet, dass sie zu einem niedrigeren Gehalt übernommen werden sollten. Diese Situation sorge laut Erika Czerny-Gewalt von Ver.di dafür, dass viele der Betroffenen derzeit Angst um ihren Arbeitsplatz und ihr Einkommen haben würden. "Hier wird versucht, zu Lasten der Beschäftigten Personalkosten zu sparen. Dies in einem Bereich, der besonders sensibel ist", sagt Czerny-Gewalt.

Kai Holm sieht Handlungsbedarf, um die Interessen und Rechte der derzeit noch städtischen Angestellten zu wahren. Er fordert deshalb eine Beratung im städtischen Verwaltungsausschusses. Grundlage für die Entscheidung, das Jugendamt abzugeben, sei gewesen, dass die von Stadt auf Landkreis übergehenden Beschäftigten keine Nachteile in Kauf zu nehmen hätten. "Dazu haben sich alle Akteure bekannt und damit den Auftrag an die Stadtverwaltung gegeben, diese Tatsache in vertraglicher Form mit dem Landkreis abzusichern", so Holm. "Nun passiert offensichtlich, was niemals hätte geschehen dürfen. Arbeitnehmer sehen sich unter Druck gesetzt und bitten die Gewerkschaft um Hilfe. Damit wird sofort das Vertrauen in Verbindlichkeit von Ratsbeschlüssen erschüttert und die Glaubwürdigkeit von Politik und Verwaltung beschädigt."

Zudem werde mit Zukunftsängsten die Motivationslage der Betroffenen nachhaltig geschädigt, was im Bereich Jugendarbeit "sehr bedenkliche Auswirkungen" haben könnte. Die SPD gehe weiterhin von einem übergreifenden Konsens für die Beschäftigten aus und erwartet von der Stader Verwaltung eine zügige Aufklärung der Vorwürfe, welche eigentlich jeder Grundlage entbehren müssten.

Landrat Roesberg beschwichtigt. "Ver.di hätte sich bei uns erst informieren sollen, das haben sie aber nicht getan. Ich weiß nur von guten und vertrauensvollen Verhandlungen der Jugendamtsmitarbeiter mit uns", so Roesberg. Niemand solle außertariflich übernommen werden. "Ich kann mir höchstens vorstellen, dass es bei sogenannten Mischarbeitsplätzen, wo also mehrere Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten vorhanden sind, es zu Missverständnissen gekommen sein könnte", so der Landrat.