Die Zivildienstleistenden beenden ihren Dienst. Bei den sozialen Einrichtungen im Landkreis Stade sind noch viele Stellen für Freiwillige unbesetzt.

Stade/Buxtehude. Das Ende des Zivildienstes stellt die sozialen Einrichtungen im Landkreis Stade vor große Probleme. Nur einen Tag vor Start des neuen Bundesfreiwilligendienstes, kurz BFD, am 1. Juli sind noch viele Stellen offen. "Vom Rettungsdienst abgesehen, haben wir für kreisweit 50 Stellen lediglich zehn bis 15 Bewerbungen erhalten", sagt Thomas Waskow, Rettungsdienstleiter des Kreisverbands Stade des DRK. Allein in Buxtehude habe das DRK fünf offene Stellen in Seniorenheimen.

Ein Blick auf die vom Verein "Für soziales Leben" betriebene Internetseite des BFD vermittelt ein ähnliches düsteres Bild. Dort hat etwa die gemeinnützige Gesellschaft "Die Börne" in Stade 15 unbesetzte Stellen bei der Arbeit mit Behinderten oder in der Schulbetreuung ausgeschrieben und die Lebenshilfe Stade sucht zehn Leute für die Behindertenhilfe.

"Wenn tatsächlich keiner mehr zu uns kommt, könnten wir bestimmte Sachen wie Fahrten zum Schwimmen oder Turnen für unsere Bewohner gar nicht mehr anbieten", sagt Eckhard Stein, Geschäftsführer der Lebenshilfe in Buxtehude. Seine Organisation sucht noch fünf Leute für den Fahrdienst und zwei in der Behindertenbetreuung. Sollten diese Freiwilligen ausbleiben, wäre das für die Behinderten ein extremer Verlust an Lebensqualität. Um diese Qualitätseinbußen so gut wie möglich aufzufangen, müsste man geringfügig Beschäftigte einstellen. Aufgrund fehlender Zuschüsse wären diese aber deutlich teurer als die Freiwilligen.

Mit seinen Befürchtungen drückt Stein das aus, was viele soziale Einrichtungen bereits seit dem vergangenen Jahr befürchtet hatten, als das Ende der Wehrpflicht bekannt wurde. Denn damit war ebenfalls klar, dass die sozialen Einrichtungen nicht mehr auf den Zustrom von Zivis setzen können, sondern selbst um Freiwillige werben müssen.

Dass dieses Anwerben kein Selbstläufer ist, verwundert Stein nicht. "Die Anreize für den Freiwilligendienst müssten erhöht werden", sagt er. So sei etwa bis dato noch nicht geklärt, ob der Dienst für angehende Studenten als Wartezeit auf einen Studienplatz anerkannt werde. Warum also sollten sich Abiturienten überhaupt für einen Dienst entscheiden? Für Stein gibt es durchaus Gründe. Der Zivildienst habe den jungen Leuten oft Erfahrungen vermittelt, die sie sonst nie gemacht hätten. Der Einsatz am Mitmenschen oder die Rücksichtnahme auf die Schwächeren - damit werde man als durchschnittlicher Heranwachsender nur selten konfrontiert. Der Freiwilligendienst führe diese Tradition fort, womit er in Steins Augen ein wichtiger Bestandteil fürs Leben sein könne.

Die fehlende Wartezeit für den Studienplatz ist nur einer der Unterschiede zwischen dem BFD und dem bereits bestehenden Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Letzteres wird nämlich als Wartezeit angerechnet. Weitere Unterschiede sind unter anderem, dass die Teilnehmer eines FSJ nicht älter als 27 Jahre sein dürfen, während der BFD keine Altersgrenze hat. Größtenteils sind beide Freiwilligendienste aber nahezu identisch. Das Nettogehalt liegt im Schnitt bei 400 Euro und die Dauer beträgt zumeist zwölf Monate. Langfristig werde der BFD wohl mit dem FSJ gleichgestellt werden, vermutet Heiko Drägerhof vom Malteser Hilfsdienst. Seine Einrichtung ist eine der wenigen, die mit dem Wegfall des Zivildienstes keine Probleme hat. Die fünf Stellen im Fahr- und Menüdienst, die die Malteser anbieten, seien mittlerweile besetzt, berichtet Buxtehudes Malteser-Stadtbeauftragte Heinz-Dieter Aue.

Anders sieht es bei der Buxtehuder Sozialstation aus, die noch zwei Freiwillige für die Seniorenbetreuung sucht, etwa für Spaziergänge oder kleinere Einkäufe. "Spätestens bis zum August müssten wir jemanden finden", sagt Hans-Uwe Hansen, Vorsitzender des Sozialstation-Beirats. Sollten sich diese Freiwilligen nicht melden, gilt sowohl in diesem Fall als auch in den anderen, dass die Stellen mit geringfügig Beschäftigten besetzt werden müssten. Oder eben gar nicht.