Für das Konzept der Ganztagsbetreuung haben die Leiter der Grundschulen viel übrig. Sie betonen aber, dass auf Qualität geachtet werden muss.

Buxtehude. Der Plan ist ehrgeizig: Bis zum Jahr 2013 sollen alle Grundschulen der Stadt Buxtehude in sogenannte Offene Ganztagsschulen umgewandelt sein. Dann steht für die Kinder nicht nur vormittags Mathe, Deutsch und Sachunterricht auf dem Programm, sondern an drei Nachmittagen pro Woche unter anderem auch Hausaufgabenbetreuung, Sport, Spiel und einiges mehr - nach einem gemeinsamen Mittagessen. Die Angebote sind kostenlos und können von jedem Schüler freiwillig in Anspruch genommen werden, darüber hinaus können die Eltern weitere Betreuungstage für ihren Nachwuchs hinzukaufen.

Auch wenn das Vorhaben noch in den Kinderschuhen steckt, sehen es die Schulen und Elternvertreter schon jetzt positiv. Unter einer Voraussetzung: Die Qualität des Angebots müsse stimmen, so die einhellige Meinung.

"Das ist eine Sache, die einfach kommen musste", sagt Heike Welle, Leiterin der Grundschule Am Rotkäppchenweg, über das Ganztagsmodell. Die Schule sei bereits eng mit dem Hort verzahnt. Rund 80 der insgesamt 273 Schüler, aufgeteilt in vier Hortgruppen, nutzten derzeit die angebotene Nachmittagsbetreuung. Diese war zunächst noch an den Kindergarten angegliedert, vor drei Jahren ist sie auf die Schule übergegangen - "im Kindergarten war es auf die Dauer zu eng geworden", wie Heike Welle sagt. Damit hat die Einrichtung quasi dem Plan der Verwaltung vorgegriffen, die Hortbetreuung von den Kindergärten abzuziehen und auf die Schulen zu übertragen.

Selbst wenn die Nachmittagsangebote im Zuge der Umwandlung in eine Ganztagsschule ausgeweitet würden, reiche der Platz an der Grundschule aus, ist sich die Leiterin sicher. Umbauten seien kein Problem, zudem stehe der Bau der Mensa in den Startlöchern.

Wie viele Eltern letztlich auf die Nachmittagsangebote zurückgreifen würden, könne sie zwar nicht vorhersagen, ergänzt sie. "Der Bedarf ist aber auf jeden Fall da." Wichtig sei ihr jedoch, dass die Angebote auch vom Niveau her stimmig seien.

Das betont auch Anke Kairies. Die Leiterin der Grundschule Harburger Straße will die Schüler sinnvoll beschäftigt und nicht nur verwahrt wissen. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, ein Mini-Ganztagsmodell umzusetzen", sagt sie. Das sei mitunter zwar kostengünstiger. Doch wenn das lediglich bedeute, dass die Kinder "einfach nur herumspielen", könne es nicht funktionieren. Bisher habe sie auch nicht den Eindruck, dass Buxtehude ein Sparmodell wolle. Wenn es dabei bleibe - verbunden mit einer guten Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Schule -, sei die Ganztagsbetreuung ihrer Meinung nach eine "tolle Sache".

Rund die Hälfte der etwa 300 Schüler nutzten derzeit die Nachmittagsangebote der Schule, zu denen beispielsweise die Arbeitsgemeinschaften gehören, berichtet Anke Kairies weiter. Jedoch fänden diese nicht zu regelmäßigen Terminen statt. Wenn die Betreuung jetzt ausgeweitet werde und zudem kostenlos sei, würden sie sicherlich noch viel mehr Kinder in Anspruch nehmen.

Als "vom Grundsatz her positiv" bewertet auch Christiane Holst-Hakelberg die Pläne der Stadt. "Aber gute qualitative Maßstäbe setzen wir voraus", fügt die Leiterin der Grundschule Stieglitzweg hinzu. Diese Maßstäbe müssten von Stadt und Schule ganz klar festgelegt und eingehalten werden. Schon jetzt arbeite die Grundschule eng mit dem Kindergarten zusammen, die Hortplätze werden so stark nachgefragt, dass es eine Warteliste gebe.

Nicht früh genug kann es Cornelia Poettering, Leiterin der Grundschule Hedendorf, mit dem Ganztagsbetrieb losgehen. "Wir würden sehr gerne schon in einem Jahr, also zum Schuljahr 2011/2012, starten." An einem Informationsabend am 19. Mai wolle die Einrichtung alle Eltern über die Pläne in Kenntnis setzen. Sie gehe aber davon aus, dass das Interesse groß sei. Rund zehn der insgesamt 64 Schüler, die größtenteils aus dem ersten und zweiten Schuljahr kommen, werden zurzeit bis 15 Uhr betreut.

Sabine Folster, Leiterin der Grundschule Neukloster, wünscht sich ebenfalls einen möglichst frühen Ganztagsschulbetrieb-Start an ihrer Einrichtung. "Wir haben bisher überhaupt keine Angebote am Nachmittag", sagt sie. Bedarf dafür gebe es aber auf jeden Fall. Im Kollegium habe sie schon über die Einführung diskutiert - und äußerst positive Rückmeldungen bekommen. Eine Sorge hat sie aber: Sollte ihre Schule später als andere Häuser bei dem Modell mitmachen, befürchtet Sabine Folster, dass viele Eltern andere Einrichtungen für ihre Kinder wählen würden. "Deshalb wollen wir zügig beginnen, am liebsten schon im kommenden Jahr."

Ebenfalls 2011 würde auch die Grundschule Altkloster mit ins Ganztagsschulen-Boot steigen. Dabei ist die Einrichtung schon jetzt eine offene Ganztagsschule. "Für uns würde sich trotzdem etwas ändern", sagt Schulleiter Ulrich Mayntz. Die Anzahl der Kinder, die auch nachmittags im Haus bleiben, würde um einiges steigen, da die Angebote dann kostenlos wären. Die bisherigen werden von 20 Prozent der insgesamt 465 Schüler genutzt.

Als "Schritt in die richtige Richtung" wertet Susi Milewski die Pläne für Buxtehude. Die erste Vorsitzende des Stadtelternrats ist sich sicher, dass der Bedarf da ist. Statt Offener Ganztagsschulen hätte sie sich jedoch lieber Gebundene Ganztagsschulen gewünscht. In dieser Schulform ist die Teilnahme am Nachmittagsangebot, anders als bei der offenen Form, für alle Schüler verpflichtend. Deshalb kann dort auch nachmittags regulärer Unterricht stattfinden. "Aber wir sind ja erst in den Anfängen dieses Prozesses", sagt sie. Bei allem Optimismus, der zurzeit auch in der Politik herrscht, befürchte sie aber, dass der Rat zurückrudere, wenn es ums Finanzielle gehe.

Für Eltern wie Kerstin Engelken wäre das ein herber Rückschlag. "Die Ganztagsschule erleichtert das Privatleben", fasst es die erste Elternratsvorsitzende der Grundschule Hedendorf zusammen. Berufstätige Eltern wüssten ihre Kinder gut betreut und das private Leben der Kinder wäre von dem schulischen nicht mehr so stark getrennt. "Sie sehen die Schule dann viel mehr als etwas Positives", glaubt sie.