Buxtehudes Sportvereine bangen wegen der geplanten Betreuung an den Grundschulen um ihre Existenz

Buxtehude. Buxtehude will in Sachen Ganztagsbetreuung landkreisweite neue Maßstäbe setzen. Bis zum Jahr 2013 sollen alle sechs Grundschulen der Stadt zu Offenen Ganztagsschulen werden. An drei Nachmittagen pro Woche sollen den Kindern der Grundschulen Altkloster, Harburger Straße, Hedendorf, Neukloster, Rotkäppchenweg und Stieglitzweg dann Angebote wie Hausaufaufgabenbetreuung, Mittagessen und Sport kostenlos zur Verfügung stehen, zusätzliche Betreuungszeit kann hinzugekauft werden. Was bei Eltern und Schülern gut ankommt, wird von den Buxtehuder Sportvereinen, die in den Ganztagsbetrieb mit eingebunden werden sollen, bisher jedoch überwiegend kritisch gesehen.

Vereine befürchten, dass die Schulen ihnen Mitglieder nehmen

"Viele Vereine sind skeptisch bis ablehnend", sagt Angelika Burwick, Erste Vorsitzende des TSV Buxtehude-Altkloster und zugleich Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Buxtehuder Sportvereine. Bei vielen herrsche die Angst, dass ihnen die Schulen die Mitglieder nehmen. Wenn die Schüler schon mit Beginn des Schuljahres 2011/2012 - dann soll der Ganztagsbetrieb in einigen Schulen starten - am Nachmittag länger in den Schulen bleiben, würden die Angebote in den Sportvereinen immer weiter nach hinten, auf den späten Nachmittag rücken. Das wiederum würde bedeuten, dass jüngere Kinder wie die Sechs- oder Siebenjährigen viel zu spät zu Hause wären. Und das wäre für viele Eltern nicht annehmbar.

Zudem würden einige Mütter und Väter sicherlich ins Grübeln kommen, ob sie ihren Nachwuchs überhaupt noch in einen Sportverein schicken. "Wenn sie schon in der Schule Sport haben, werden sie danach nicht noch mehr Sport im Verein machen wollen", sagt Angelika Burwick. Für die Mitgliederzahlen wäre das fatal. Selbst für einen großen Verein wie den TSV Buxtehude-Altkloster mit seinen zirka 2500 Sportlern, die auf 32 Sparten verteilt sind, würde das Auswirkungen haben.

"Unsere Befürchtung ist, dass es eines Tages auch bei uns in Deutschland nur noch Schulsport wie in den USA gibt", sagt sie. Damit würde ihrer Meinung nach die gesamte gewachsene Vereinsstruktur auf dem Spiel stehen und die Gesellschaft viel verlieren. Und noch etwas anderes gibt Angelika Burwick zu bedenken: Beim Ganztagsbetrieb ist geplant, dass die Vereine für ihre Angebote nachmittags an die Schule kommen. "Damit wären wir aber vollkommen vom Gutdünken der Schulleiter abhängig", findet sie.

Wichtig sei es in ihren Augen deshalb, dass sich Stadt Buxtehude, Schulen und Vereine gemeinsam an einen Tisch setzen und ein völlig neues Konzept erarbeiten. Erste Gespräche habe es schon gegeben, nach der Sommerpause sollen sie fortgeführt werden. Auch Buxtehudes Erste Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt erklärt, dass es seitens der Verwaltung nach dem Sommer neue Informationen zu diesem Thema gebe.

"Ich denke, dass wir bis zum kommenden Jahr eine Lösung finden", sagt Wolfgang Watzulik, Präsident des 3720 Mitglieder starken Buxtehuder Sportvereins (BSV). Er fühle sich bisher sehr gut in die Beratungen mit der Stadt eingebunden, und sicherlich habe die Ganztagsgrundschule eine interessante Verbindung von Schule und Sport zur Folge. Trotzdem kommt er nicht umhin, mit Angst in die für ihn ungewisse Zukunft zu blicken.

Im schlimmsten Fall könnten 20 Übungsstunden pro Woche im Nachmittagsbetrieb wegfallen, sagt er. 1800 der Mitglieder seien Kinder, also fast die Hälfte. Wenn die abhanden kommen, hätte das mit Blick auf das Bestehen der Gruppen und die Vereinsbeiträge weitreichende Folgen.

Auch gibt Watzulik zu bedenken, dass viele der Helfer und Übungsleiter am Nachmittag beruflich oder schulisch eingespannt seien und deshalb gar nicht so früh an die Schulen kommen könnten. Dieses Problem dürfe man bei den Planungen nicht außer Acht lassen - ebenso wie die Frage, was in den Schulferien geschehen soll. Bisher haben die Übungsleiter dann frei. Doch wenn die Ganztagsschule kommt, sollen die Angebote auch in den Ferien weiterlaufen. "Wie das gehen soll, ist noch völlig offen", sagt er.

Die Hoffnung bleibt, künftig mehr Kinder für den Sport zu begeistern

Seiner Meinung nach müssten die Vereine bei diesem Thema einen sehr großen Spagat meistern. Und selbst wenn er dem Ganzen kritisch gegenüber stehe, hoffe er, dass bei einer guten Vorbereitung am Ende doch etwas Positives herauskomme.

Davon geht Bernd Hamann, Erster Vorsitzender des rund 1050 Mitglieder zählenden TSV Eintracht Immenbeck, schon jetzt aus - zumindest teilweise. "Wenn eine Kooperation mit den Schulen möglich ist, hat es durchaus etwas Gutes für die Vereine." Er sieht die Ganztagsschule als einen Weg, um neue Mitglieder zu gewinnen. So wie seine Kollegen in den anderen Vereinen hat auch Hamann einige Bedenken, etwa was die frühen Angebotszeiten an den Schulen angeht, zu denen viele Übungsleiter noch arbeiten. Er geht aber davon aus, dass sich die anfängliche Kritik letztlich auflöst und Schule und Vereine gemeinsam dazu beitragen, Kinder für Sport und Bewegung zu begeistern.