Die Einwohner von Oldendorf diskutieren die Vor- und Nachteile einer Fusion mit Himmelpforten. Die Räte beider Gemeinden sind dafür

Oldendorf/Himmelpforten. Der Kampf um die mögliche Fusion der Samtgemeinden Oldendorf und Himmelpforten geht in die nächste Runde. Die Räte beider Samtgemeinden wollen den Zusammenschluss. Allerdings müssen auch alle zehn Mitgliedsgemeinden zustimmen. Gegenwind kommt vor allem aus der Gemeinde Oldendorf. Dort kommen am Dienstag, den 12. April, die Bürger zu Wort. Von 19.30 Uhr an werden im Landgasthof Heins, Hauptstraße 11, Vor- und Nachteile der Fusion diskutiert.

Mit dabei ist auch Oldendorfs Samtgemeindebürgermeister Thomas Scharbatke. Er hat zu Beginn der Veranstaltung 15 Minuten Zeit, die Skeptiker der Fusion mit seinen Argumenten zu überzeugen. Da die Zeit zu knapp ist, um alle Argumente detailliert vorzustellen, wird sich Scharbatke auf das Wesentliche konzentrieren.

Ein wichtiger Aspekt der Fusionsbefürworter sei der demografische Wandel, sagt Scharbatke. Beide Samtgemeinden seien ähnlich strukturiert und stünden somit vor ähnlichen Aufgaben, wenn die Bevölkerung zurückgeht und die Menschen älter werden. Ziel der Fusion sei es, die Leistungsfähigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit und die Verwaltungskraft von Oldendorf und Himmelpforten zu stärken, sagt Scharbatke. Wirtschaftliche und touristische Potenziale sollen besser genutzt werden.

Bedenken gibt es insbesondere in der Gemeinde Oldendorf. Vor allem der Blick auf mögliche Kräfteverhältnisse in der neuen Kommune treibt den Oldendorfern Sorgenfalten auf die Stirn. Ortsbürgermeister Johann Schlichtmann spricht von großer Angst in der Gemeinde, vor zu starker Dominanz der Himmelpfortener. Diese Angst sei nicht unbegründet, findet Schlichtmann. Schließlich sehe die geplante Struktur der Rathäuser vor, dass die neue Verwaltungsspitze im Himmelpfortener Rathaus angesiedelt werden soll. "Von dort aus wird die Politik gemacht", sagt Bürgermeister Schlichtmann.

Weiterhin fürchten die Oldendorfer um ihren Status als Grundzentrum. Wichtige Funktionen wie das Rathaus, die ärztliche Versorgung, Polizei oder Schule könnten gefährdet werden. "Es wird ganz stark in Richtung Himmelpforten gesteuert", sagt Schlichtmann. Oldendorfs Verwaltungschef Thomas Scharbatke ist jedoch der Meinung, dass in den Mitgliedsgemeinden Ängste emotional geschürt, aber nie konkret benannt würden. Deshalb verweist er explizit darauf, dass die Mitgliedsgemeinden ihre Selbstständigkeit behalten werden, von einer möglichen Fusion sogar profitieren könnten.

Dass die neue Kommune nach der Fusion mehr Geld in der Kasse hat, ist für Scharbatke ein "angenehmer Beigeschmack". Der Landkreis Stade hat bereits beschlossen, dass in den nächsten siebeneinhalb Jahren Mehreinnahmen aus der Kreisumlage sowie Schlüsselzuweisungen an die neue Samtgemeinde fließen. Scharbatke rechnet mit insgesamt etwa 900 000 Euro.

Weiterhin stehe fest, dass die neue Samtgemeinde im Länderfinanzausgleich etwa 300 000 Euro im Jahr mehr zur Verfügung hat. Die neue Samtgemeinde würde übrigens insgesamt etwa 17 500 Einwohner zählen. Weiterhin hätte die neue Kommune künftig bessere Chancen auf Fördermittel des Landes Niedersachsen, meint Scharbatke. Ortsbürgermeister Johann Schlichtmann entgegnet dem skeptisch: "Das Land Niedersachsen hat nichts zu verschenken." Zudem ist er der Ansicht, dass die Höhe der Einnahmen hypothetisch ist. "Dass es uns nach der Fusion finanziell besser geht, glaube ich nicht", sagt Schlichtmann, der im Stader Kreistag übrigens selbst dafür gestimmt hat, dass die Mehreinnahmen einer möglichen Fusion nach Himmelpforten und Oldendorf fließen.

Der Bürgermeister der Gemeinde Oldendorf betont, dass er die Fusion nicht kategorisch ablehne. Schließlich habe er sich bisher auch immer enthalten und nicht dagegen gestimmt. Er sagt, es müsse ein Mittelweg gefunden werden. Deshalb spricht er sich auch klar für das Weiterführen der interkulturelle Zusammenarbeit. Damit könne Vertrauen bei den Menschen geschaffen werden.

Diesem Vorschlag entgegnet Oldendorfs Verwaltungs-Chef Scharbatke jedoch: "Unser Auftrag von den Samtgemeinderäten lautet, eine Fusion vorzubereiten." Die Positionen auf beiden Seiten sind klar. Heute Abend sollen nun endlich auch die Bürger gehört werden. Die Gemeinde Oldendorf lädt zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ein. "Ich erwarte mir heute ein Meinungsbild aus der Bevölkerung, gegen die ich auf keinen Fall stimmen werde", sagt Bürgermeister Schlichtmann.

Sollten nach Dienstagabend noch Fragen offen bleiben, könne er sich auch vorstellen, zu einer weiteren Veranstaltung einzuladen. "Ich lasse mich zeitlich nicht unter Druck setzen", sagt Schlichtmann.