Frank Horch soll nach den Plänen von Olaf Scholz Hamburgs nächster Wirtschaftssenator werden. Der Manager will den Bau der A 26 vorantreiben.

Buxtehude/Hamburg. Frank Horch, Ex-Präses der Handelskammer und Geschäftsführer der Werft Blohm + Voss, hat nicht mehr viel Zeit, den Blick über den Hafen aus seinem Bürofenster zu genießen. Seitdem SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz den Buxtehuder in sein Schattenkabinett berufen und ihm das Amt des Wirtschaftssenators zugedacht hat, reiht sich ein Interview-Termin an den anderen. "Ich bin häufig zu Gesprächen im Büro des Wirtschaftssenators. Die Sicht über die Innenstadt ist auch ganz schön", sagt er.

Den Hamburger Süden wird er von dort nicht mehr ganz so gut überblicken können. Doch er weiß, dass man hier auf ihn setzt. Verwaltung, Politik und auch Vertreter der Wirtschaft erhoffen sich viel von dem gelernten Schiffbauer.

Sie wollen, dass er dafür sorgt, dass der Sprung über die Elbe nicht bei Wilhelmsburg aufhört. Er kennt das Quartier wie kaum ein anderer. "Der Binnenhafen, die Schlossinsel - das sind Bereiche mit einem enormen wirtschaftlichen Entwicklungspotenzial und mit einer hohen Lebensqualität für die künftigen Bewohner der schicken Gebäude, die dort gebaut werden", sagt Horch.

Aber: "Die Planungen müssen noch professioneller aufgegriffen werden - weg von Partikularinteressen." Ähnlich wie bei der Hafencity solle eine Interessengemeinschaft klare Konzepte auf den Weg bringen.

Horchs Credo: "Gute Einzelmaßnahmen bündeln und stringent handeln. Das lässt sich auch jenseits der Elbe in der Politik gut vertreten." Überhaupt müsse alles dafür unternommen werden, damit Wirtschaftsunternehmen in der Hansestadt ein investitionsfreudiges Klima vorfinden. Was der parteilose Horch da auf den Weg bringen will, hört sich nach althergebrachter konservativer Politik an. Er setzt auf optimale Infrastruktur und auf eine weitere Elbvertiefung.

"Hamburg soll nicht zum Regionalhafen mutieren, sondern seine weltweite Bedeutung als Warenumschlagplatz behaupten. Die A 26, mit Anbindung an die A 7, sollte weitergebaut werden, die A 21, mit der sieben Autobahnen verbunden werden, brauchen wir dringend, ebenso in diesem Atemzuge ein Verkehrskonzept Süd."

Absolute Priorität habe für ihn die Hafenquerspange. "Da geht es mir nicht um Trassenführung, sondern darum, dass dieses Projekt zügig realisiert wird." Diese Straßenbauvorhaben seien auch vor dem Hintergrund des geplanten Fehmarnbelt-Tunnels notwendig. "Die Querung ist die Verbindung von Skandinavien zum Kontinent. Da muss Hamburg in Verkehrsmaßnahmen miteinbezogen werden."

Längst hätte in Sachen Infrastrukturmodernisierung etwas passieren müssen. "Ich wohne in Buxtehude, fahre jeden Tag mit dem Auto nach Hamburg. Jeder hier weiß, wie lange das dauert. Schon 1975 wollte man eine schnellere Verbindung schaffen." Vieles sei im Ansatz stecken geblieben. Auch der Sprung über die Elbe. "Hier bietet die internationale Bauausstellung die Chance für künftige Konzepte."

Chancen, die die SPD mit ihm als Wirtschaftssenator aufgreifen wird? "Mich hat das klare Bekenntnis zu meiner Person positiv überrascht. Olaf Scholz und ich haben da eine gemeinsame Zielsetzung", sagt er. Und wer mit Frank Horch verhandelt, muss einen Blick für Details haben. "Wir haben auch schon zu vielen organisatorischen Fragen Gedanken ausgetauscht."

Horch ist es gewohnt, am Ruder zu stehen und den Kurs vorzugeben - ob an Bord seines Segelbootes oder an der Spitze von Blohm + Voss. Und er ist es gewohnt, dass seine Vorgaben schnell umgesetzt werden, dass man auf seine Kompetenz zählt.

Hat er nicht die Befürchtung, dass es ihm in der Politik so geht wie einst Werner Marnette, den Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zum Wirtschaftsminister kürte und der dann am politischen Alltagsgeschäft verzweifelte?

Zu langsam, zu umständlich, zu aufreibend war es dem wendigen, ehemaligen Chef der Norddeutschen Affinerie, heute Aurubis, geworden. "Nein, ich habe da schon meine Erfahrungen gemacht. Das neue Amt wird spannend", sagt Horch.

Und wenn es ihm mal zu viel wird, dann gibt es da noch sein Segelboot, das in Finkenwerder liegt. Dann wird der Anker gelichtet und einfach drauflos gesegelt. Auch gegen den Strom.