Zeuge aus früherem Verfahren plante Racheakt gegen Familie seines damaligen Peinigers

Stade. Der Prozess gegen zwei Stader Drogenringe musste in dieser Woche gezwungenermaßen unterbrochen werden. "Es hat eine unklare Gefahrenlage gegeben", bestätigte Pressesprecherin Petra Baars gestern. Für Aufregung sorgte ein Telefonanruf am vorherigen Prozesstag.

Nach Angaben von Baars hatte ein Mann, der sich derzeit im Zeugenschutzprogramm des Landeskriminalamtes Niedersachsen befindet, bei seinem Zeugenschützer angerufen und damit gedroht, dass er sich auf den Weg zum Stader Gericht machen und jemanden "umlegen" wolle.

Nach Abendblatt-Information handelte es sich bei dem Anrufer um einen jungen Mann, der mit dem laufenden Verfahren eigentlich nichts zu tun hat. Der Anrufer war Zeuge in einem bereits abgeschlossenen Verfahren und wurde einst stark misshandelt, sein Peiniger zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Bei dem Täter soll es sich um ein Familienmitglied eines der Angeklagten im Stader Drogenprozess handeln.

Obwohl der Täter seine Strafe bereits absitzt, wollte sich der Zeuge nun offenbar an der Familie seines Peinigers rächen. Dazu ist es allerdings nicht gekommen. In Absprache mit der Polizei seien die Verhandlung sofort unterbrochen und alle Beteiligten in Sicherheit gebracht worden, sagte Pressesprecherin Baars. Die Situation wurde geklärt und der Prozess gestern fortgesetzt.

Zurzeit müssen sich zehn Angeklagte vor dem Stader Landgericht verantworten, denen bandenmäßiger Drogenhandel vorgeworfen wird. Es werden zwei Verfahren gleichzeitig verhandelt, weil es sich um denselben Kronzeugen handelt.