Die Altstadt von Buxtehude soll nach dem Willen der Politik mehr Flaniermeilen bekommen. Die Frage ist bloß: Wo und wann? Ein Gesamtkonzept fehlt noch.

Buxtehude. Die Fußgängerzone ist tot, es lebe die Fußgängerzone! So in etwa lässt sich die Situation in der Buxtehuder Altstadt beschreiben. Die Bilanz der im vergangenen Sommer probeweise eingeführten autofreien Zone in der Abtstraße fällt nicht allzu rosig aus. Deshalb soll jetzt ein Konzept für die gesamte Altstadt her, das sich nicht nur auf die Gastromeile direkt neben der Petrikirche beschränkt.

Um es mit anderen Worten auszudrücken: Buxtehude will, was den Autoverkehr angeht, lieber die Taube auf dem Dach als den Spatz in der Hand. Bis zur nächsten Sitzung des Buxtehuder Stadtentwicklungsausschusses wird die Verwaltung den Politikern ein Gesamtkonzept für die Innenstadt vorlegen, das aus den Problemen der Testphase seine Schlüsse zieht und eine Lösung aus einem Guss liefert.

Die Verwaltung könnte nun natürlich sagen, sie hätte es ja gleich gewusst. Als nämlich Ende Mai des vergangenen Jahres die Mehrheit der Politiker dafür gestimmt hatte, die Abtstraße montags bis freitags von 18.30 Uhr an, sonnabends von 15 Uhr an und sonntags von 11 Uhr an zur autofreien Zone zu erklären, und zwar testweise bis Ende der Sommersaison im September, hatte die Verwaltung zuvor nachdrücklich empfohlen, dagegen zu stimmen: Es könnte Probleme hinsichtlich des Lieferverkehrs geben, die Platzverhältnisse in der Straße seien zu beengt, zudem sei eine Lärmbelästigung für die Anwohner zu erwarten, wenn es mehr Gastronomie unter freiem Himmel gebe, hieß es zur Begründung. Zurückzuführen ist die Fußgängerzone auf einen Antrag der Grünen, die damit die örtliche Gastronomie stärken und mehr Leben in die Altstadt bringen wollten.

Doch das hat nicht unbedingt geklappt, wie Jörg Rönner, Leiter der Fachgruppe Straßen und Grünanlagen in der Buxtehuder Stadtverwaltung, in seiner Bilanz verdeutlicht. Vor allem zu Beginn der Testphase habe es ein großes Hin und Her gegeben, weil sich Anwohner davon gestört fühlten, dass die Restaurantgäste häufig über die vereinbarten 22 Uhr hinaus draußen saßen. Die Verwaltung ermahnte die Wirte daraufhin schriftlich, sich an die Auflagen zu halten und die Anwohner nicht mit Geschirrgeklapper, lauten Gesprächen und Stühlerücken zu belästigen.

Das wiederum sorgte für Unmut bei den Wirten, die sich außerdem daran störten, dass die Fußgängerzone ja eigentlich gar keine richtige Fußgängerzone sei. Viele Autofahrer missachteten das Durchfahrtsverbot , laut Rönner aus mehreren Gründen: "Aus Ignoranz, weil es kaum Kontrollen gab und die Polizei zu wenig Personal hat, und weil die einzelnen Regelungen in Abtstraße, Westfleth und den anderen Straßen für viele Autofahrer zu kompliziert sind."

Die Konsequenz daraus sei, dass man lediglich mit Schildern, die auf eine Fußgängerzone verweisen, nicht weiterkommt, sagt Rönner. Auch das eigenmächtige Handeln der Wirte, die Hütchen auf die Straße stellten, um Pkw-Fahrer auszubremsen, sei schon aus Haftungsgründen keine gute Idee gewesen. Rönner hält deshalb festinstallierte Barrieren wie etwa einen Poller für unumgänglich - was man bei einem Gesamtkonzept für die Innenstadt bestens berücksichtigen könne.

Zustimmung für diesen Vorschlag gibt es seitens der gesamten Buxtehuder Politiker. Ein Gesamtkonzept sei genau das, was seine Partei immer wollte, sagt Rudolf Fischer, Fraktionsvorsitzender der FDP. Er mahnt allerdings an, die Bebauung des Rathausquartiers abzuwarten. Birgit Wilgorski (SPD) erinnert jedoch daran, dass es durchaus noch eine Weile dauern könnte, bis dort gebaut werde.

Für Peter Schmidt, den Vorsitzenden des Buxtehuder Altstadtvereins, ist das Rathausviertel sowieso der springende Punkt bei dem Ganzen. Er ist dagegen, in Sachen Fußgängerzone aktiv zu werden, bevor rund um das alte Rathaus mit dem Bau begonnen wird. Es sei ansonsten mit gravierenden Verkehrsbehinderungen in der gesamten Altstadt zu rechnen. Lediglich die Kirchenstraße würde dann für Lkw zur Verfügung stehen, weshalb er eine Sperrung der Kirchenstraße bei gleichzeitiger Sperrung der Abtstraße für unmöglich hält.

Er wolle eine vernünftige Lösung für die Innenstadt, betont Schmidt. Eine Fußgängerzone allein in der Abtstraße fällt in seinen Augen nicht darunter. "Die Gastronomie hat wirtschaftlich keine Vorteile erzielen können", erklärt er. Das steht in seinen Augen im krassen Gegensatz zum eigentlichen Zweck des Ganzen. Die Fußgängerzone sollte ja eingeführt werden, um den Wirten unter die Arme zu greifen. "Der Gastronomie ging es aber schon vorher sehr gut." Jetzt gehe es ihr keinen Deut besser, sondern eher schlechter. Auch die Verkehrsprobleme des Einzelhandels rund um die Petrikirche sind laut Schmidt nicht genügend beachtet worden.

Obwohl die Verwaltung das Gesamtkonzept erst in einigen Wochen präsentieren will, gibt es aber schon jetzt eine kleine Veränderung am Westfleth. Der Poller, der bisher um 12 Uhr hochfährt und die Straße für Autos sperrt, soll bereits um 10 Uhr hochfahren. Auf diese Weise soll sich das Westfleth der Regelung in der Langen Straße anpassen.