Buxtehudes Verwaltung und die Polizei sagen, sie könnten das Fahrverbot in der Abtstraße nicht effektiv kontrollieren

Buxtehude. Viel Positives habe ihm die Fußgängerzone bisher nicht gebracht, sagt Hendrik Teetz. Ganz im Gegenteil. Der Mit-Inhaber des "Cabarelo" an der Buxtehuder Abtstraße findet, dass er jetzt mehr Ärger hat als zuvor. Zum einen ist da das Problem, dass sich kaum ein Autofahrer an die seit Mitte Juni geltende temporäre Fußgängerzonen-Regelung in der Straße hält. "Etwa 95 Prozent der Autofahrer fahren trotzdem durch", sagt er. Selbst Fahrschulautos hätte er schon gesehen, Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt gebe es kaum.

Zum anderen sind da die Anwohner, die quasi Sturm laufen gegen die Restaurantbetreiber. Mehrmals gab es Beschwerden bei der Stadt, dass der Lärm zu später Stunde zu groß sei. "Mit uns hat aber keiner von ihnen direkt geredet", sagt Teetz. "Wir hatten gar keine Chance, etwas dagegen zu tun."

Dabei hätte alles so schön sein können. Ende Mai hatte der Buxtehuder Verwaltungsausschuss dafür gestimmt, die Abtstraße montags bis freitags von 18.30 Uhr an, sonnabends von 15 Uhr an und sonntags von 11 Uhr an zur autofreien Zone zu erklären, und zwar testweise bis Ende der Sommersaison im September. Die örtliche Gastronomie sollte dadurch gestärkt werden, und sowieso sollte auf diese Weise mehr Leben in die Altstadt kommen - so die Theorie der Grünen-Fraktion im Buxtehuder Stadtrat, die mit ihrem Antrag den Grundstein für die neue Fußgängerzone legten.

Die Stadtverwaltung war von Anfang an anderer Meinung. Sie hatte dem zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung damals nachdrücklich empfohlen, den Antrag abzulehnen. Es könnte Probleme hinsichtlich des Lieferverkehrs geben, die Platzverhältnisse in der Straße seien zu beengt, zudem sei eine Lärmbelästigung für die Anwohner zu erwarten, wenn es mehr Gastronomie unter freiem Himmel gebe, hieß es zur Begründung. Die Politiker setzten sich über diese Bedenken jedoch hinweg und stimmten mehrheitlich für die Fußgängerzone.

Hohe Auflagen für die Wirte, um Lärmbelästigung gering zu halten

Nun aber haben die Restaurantbetreiber das Gefühl, dass die Anwohner ihnen die Idee für die neue Regelung zuschreiben und ihnen damit den Schwarzen Peter zuschieben, ganz nach dem Motto: Ihr wolltet doch, dass die Fußgängerzone kommt, also haltet euch auch an die Auflagen. Und die waren hoch. Bis 22 Uhr sollte mit der Außenbewirtung Schluss sein, damit die Lärmbelästigung möglichst gering ausfällt. Die Wirte sollten Geschirrgeklapper vermeiden und beim abendlichen Zusammenstellen der Tische und Stühle tunlichst darauf achten, dass die Ketten, die um die Möbel gelegt werden, nicht zu laut rasseln.

Die Restaurantbetreiber versicherten, sich an diese Auflagen zu halten. Vergangene Woche flatterte ihnen dennoch ein Schreiben vom Ordnungsamt ins Haus, das sie ermahnte, ihre Pflichten einzuhalten. Die Außenbewirtung sei längstens bis 22 Uhr zulässig, es habe massive Beschwerden gegeben, und deshalb sei mit Kontrollen und möglicherweise einem Bußgeld von mindestens 250 Euro zu rechnen, hieß es darin unter anderem.

Betrieb ging an den heißen Tagen häufig erst um 21 Uhr los

Teetz gibt unumwunden zu, dass der Betrieb an den Außentischen seines Lokals an manchen Tagen mitunter länger als vereinbart ging. Doch das sei den äußerst hohen Temperaturen der vergangenen Wochen geschuldet gewesen. "Da ging es draußen meistens erst um 21 Uhr richtig los, weil es vorher einfach zu heiß war." Solle er diesen Leuten etwa um 22 Uhr, also nach einer Stunde, sagen, dass sie jetzt aber ins Innere umziehen müssten? "Wir hätten dann Einbußen von bis zu 300 Euro, weil die Leute dann nicht reinkommen, sondern einfach weggehen", sagt Teetz.

Um das Problem der widerrechtlich durchfahrenden Autos zu lösen, ist Jens Rehbehn, Inhaber des "Primus", mittlerweile eigenmächtig dazu übergegangen, drei kleine Hütchen auf die Fahrbahn am Eingang der Abtstraße zu stellen. So sollen die Autofahrer an der Durchfahrt gehindert werden. Dennoch will er die ganze Sache nicht so negativ sehen. "Allgemein ist die Resonanz auf die Fußgängerzone gut", sagt er.

Die Toleranzschwelle der Anwohner ist offenbar deutlich gesunken

Was die Anwohner-Problematik angeht, hat Rehbehn seine eigene Theorie: "Ich glaube, die Anwohner haben sich übergangen gefühlt, als die neue Regelung eingeführt wurde." Im vergangenen Jahr sei der Außenbetrieb mitunter ebenfalls etwas länger gegangen, aber da hätte es fast niemanden interessiert. Mit der Fußgängerzone habe man in eine Art Wespennest gestochen, was zur Folge hatte, dass die Toleranzschwelle der Anwohner in Bezug auf die Lärmbelästigung sank. Er hoffe nun, dass sich die Wogen glätten. "Dieses Jahr allein kann für die Fußgängerzone nicht maßgeblich sein." Zudem hänge das Ganze ja auch von der Entscheidung der Politiker ab.

Die Buxtehuder Stadtverwaltung beurteilt die Beschwerdelage hingegen als relativ normal. "Aus dem Ruder läuft es nicht", sagt Ordnungsamtsleiter Heinz-Uwe Pieper. Aber auch er vermutet, dass die Anwohner aufgrund der ganzen Diskussion um die Abtstraße für das Thema sensibilisiert seien. Da sich einige Bürger bei ihnen gemeldet haben, hätte die Behörde vergangene Woche die Briefe an die Restaurantbetreiber verfasst.

Das Problem kann man nicht mit Kontrollen allein in den Griff kriegen

Die Autofahrer-Problematik glaubt Pieper indes nicht mit Kontrollen allein in den Griff zu kriegen, zumal die Polizei, die für den fließenden Verkehr zuständig ist, auch nur punktuell aktiv werde. Das bestätigt Rainer Bohmbach, Pressesprecher der Polizeiinspektion Stade. "Wir fahren dort nur ab und zu im Zuge der normalen Streifenfahrt vorbei", sagt er. Die Polizei könne nicht ständig vor Ort sein, denn dann müsste das für alle Orte gelten, an denen Verstöße möglich sind.

In den Augen der Wirte wäre ein temporär versenkbarer Poller wie am Fleth eine weitaus bessere Lösung. "Wir haben gehört, dass das für das kommende Jahr möglich sein könnte", sagt Jens Rehbehn. Offiziell scheinen diese Pläne aber noch nicht zu sein. "Von einem Poller weiß ich nichts", sagt Jörg Rönner, Leiter der Fachgruppe Straßen und Grünanlagen in der Buxtehuder Stadtverwaltung.