Jetzt hat Helmut Lührs den Baubeginn auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund sind laut Investor neue Auflagen durch die Banken.

Buxtehude. Mit Spannung war die gestrige Stellungnahme von Investor Helmut Lührs erwartet worden. Im Buxtehuder Stadthaus stellte der Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft Niederelbe (PEN) den aktuellen Sachstand zum geplanten Rathausquartier vor. Der ist alles andere als positiv: Die Bauarbeiten sind auf unbestimmte Zeit verschoben.

"Ich werde keinen Termin mehr für einen Baubeginn nennen. Damit bin ich hier ständig auf die Nase gefallen", sagt Lührs. Am 23. Mai hatte er im Buxtehuder Rat erklärt, dass direkt nach dem Altstadtfest mit den Bauarbeiten begonnen werde. Diesen Termin konnte Lührs aber nicht einhalten. "Wir haben alles in die Wege geleitet, um rechtzeitig loslegen zu können. In letzter Sekunde mussten wir aber einen Rückzieher wegen der Auflagen der Banken machen", erklärte Lührs.

Grund seien die Handwerkerrechnungen. Jede Woche, so erklärt der Investor, müsse an einen Generalunternehmer die Summe von 250 000 Euro gezahlt werden. Die Bank sei aber nur dann bereit, diese Summe zu überweisen, wenn im Gegenzug aufgrund der Verzögerungen im Zeitplan für das Bauprojekt längere Vertragslaufzeiten mit den gewerblichen Mietern abgeschlossen würden, um eine Wirtschaftlichkeit des Projektes sicherzustellen. Ein Teil der Verträge, der im Januar 2013 ausgelaufen wäre, sei bereits unter Dach und Fach - aber noch nicht alle, so etwa mit dem schwedischen Textilhaus H&M. Sollten die Mietverträge nicht verlängert werden, dann wäre das, so Lührs, das Aus!

+++ Der Abriss beginnt im November +++

"Wir hätten uns gewünscht, früher von diesen Auflagen zu hören", sagte Lührs. Sein Unternehmen und auch die H&M-Zentrale in Stockholm würden daran arbeiten, dennoch, so gibt Lührs zu, ist die Lage mehr als misslich. "Wir können das auch nicht ignorieren und finanzielle Abenteuer eingehen, denn dann hätten wir hier sicher bald eine Bauruine. Das wollen und brauchen wir alle nicht", erklärte der Investor. Vom Bauvolumen sei das Rathausquartier keine Elbphilharmonie, aber hinsichtlich der Bedeutung sei das Quartier für Buxtehude so wichtig wie die Elbphilharmonie für Hamburg. Deshalb müsse und werde das Projekt auch abgeschlossen werden.

Das sei aber nicht immer leicht. Die hohen Anforderungen an das Quartier etwa hätten zu einem Großteil der Verzögerungen geführt. Wegen der zusätzlichen Grundstücksankäufe, die notwendig geworden waren, um die großen Filialisten nach Buxtehude zu locken, sei eine größere Eigenkapitalanforderung für das Bauprojekt eingetreten. Diese habe Lührs mittels eines Co-Investors, der sich finanziell an dem Projekt beteiligt, erfüllt. Bei dem Privatinvestor soll es sich Lührs zufolge um einen Partner handeln, der bereits früher erfolgreich mit der PEN-Investment zusammengearbeitet habe.

Daraufhin sei ein belastbares Finanzierungsmodell vorbereitet worden, doch dieses wurde von den Banken, so Lührs, nicht akzeptiert. "Wir sind nun in den Verhandlungen, wir können für einen endgültigen Baubeginn aber keinen Termin nennen, denn es liegt von jetzt an nicht mehr in unserer Hand", erklärte Lührs. Die Finanzierung laufe keineswegs so glatt, wie er sich dies erhofft habe, dennoch ist er der Ansicht, dass man allmählich zum Ziel komme, denn sein Unternehmen habe "die Schulaufgaben gemacht". Lührs: "Was nun vor allem nötig ist, ist ein wenig mehr Optimismus. Den können wir alle gebrauchen."

+++ Abriss im Rathausquartier beginnt erst im Januar +++

Zumindest Bürgermeister Jürgen Badur hat den Optimismus noch nicht verloren. "Das Vertrauen der Stadt ist nach wie vor da", sagt Badur. Das Projekt sei für die Stadt zu wichtig, als dass man es nicht versuchen sollte, das Rathausquartier Realität werden zu lassen. Der Co-Investor sei der Stadt bereits vorgestellt, vertrauliche Dokumente seien übergeben worden. In diesen wurde vermutlich die Bonität des Privatinvestors dargelegt. Badur und Lührs wollten hierzu nichts sagen. "Die Stadt hält an der Erfüllung des Vertrages fest, der Investor und der Co-Investor auch, das ist unser derzeitiger Eindruck. Natürlich bestünde, da der Kaufpreis für das Grundstück noch nicht an die Stadt gezahlt wurde, die Option, anders zu verfahren.

Die Vorteile, die das Projekt langfristig mit sich brächte, würden die Nachteile, die nun zu spüren seien, deutlich überwiegen. "Das Nutzungskonzept ist nach wie vor gut, auch architektonisch passt es sehr gut in das Stadtbild", sagt der Verwaltungschef. Eine Rückabwicklung plane die Stadt nicht, solange Lührs nicht von sich aus erkläre, dass das Vorhaben so nicht realisierbar sei.

Mit den Händlern wollen sich die Stadtverwaltung und Investor Lührs am 21. Juni zusammensetzen. Dann solle laut Stadtbaurat Michael Nyveld besprochen werden, welche über das bereits vorbereitete Baustellenmarketing hinausgehenden Maßnahmen angegangen werden könnten, um das Viertel zu beleben und den Handel anzukurbeln. "Wir planen jetzt erst einmal weiter. Wir befinden uns bereits in ersten Gesprächen, auch mit dem Altstadtverein", sagte Nyveld. Auch Lührs will sich bei der Ideensuche beteiligen. Abrisspartys oder ähnliche Veranstaltungen seien auf dem Quartiersgelände aus versicherungstechnischen Gründen aber nicht machbar. "Wir werden kreativ nachdenken, was dort machbar ist", sagte der PEN-Geschäftsführer.

Badur erklärte erneut, dass er die Sorgen der Händler verstehen könne, aber die Lage für die Geschäftsleute sei nicht anders, wenn Lührs bereits bauen würde. "Dennoch werden wir offensiv über Maßnahmen nachdenken", verdeutlicht Badur, "wenn die Beeinträchtigungen noch länger als bisher vorgesehen dauern."