Verunsicherte Händler warten ungeduldig auf den Beginn der Bauarbeiten beim Rathausquartier. Von der Politik sind sie enttäuscht.

Buxtehude. Tag eins nach dem Buxtehuder Altstadtfest. Die Händler haben rund um das Rathausquartier alles weggeräumt, am Mittwoch sollen die Bagger beim Rathaus mit dem Abriss der maroden Häuser beginnen. Ob es dabei bleibt, ist unklar: PEN-Investor Helmut Lührs war bis Redaktionsschluss nicht für eine Terminbestätigung erreichbar.

Vorbereitende Maßnahmen für den Abriss sind nicht erkennbar. Stattdessen prangt ein großes Schild beim Rathausviertel: "O-Ton Lührs: Bitte nageln sie mich fest!", steht dort. Manch ein Buxtehuder würde dies wohl im wahrsten Wortsinn am liebsten machen, denn das vom Stader Investor geplante Objekt ärgert viele Bürger nach wie vor.

In der Ratssitzung am 23. Mai hatte Lührs öffentlich auf die Kritik der von der Baustelle beeinträchtigen Händler an dem Projekt reagiert. Er hatte Fehler zugegeben. Fehleinschätzungen, die dazu geführt hätten, dass der Abriss der Häuser wiederholt verschoben werden musste. Die drängende Frage für die Händler direkt neben dem Rathausquartier in der Altstadt - sie verzeichneten nach eigener Angabe zuletzt Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent - war, wann der Investor den Abriss der alten Gebäude und den Bau des neuen Quartiers beginnen werde. "Unmittelbar nach dem Altstadtfest werden wir mit dem Bau beginnen: Darauf dürfen sie mich festnageln", sagte Lührs.

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Längst gibt es sowohl unter den Händlern als auch unter den übrigen Stadtbürgern die Befürchtung, dass Lührs dieses Versprechen, wie manch anderes zuvor, nicht einhalten werde. Die Händler rund um die Baustelle sind daher verunsichert und maßlos enttäuscht. Nicht nur von dem Stader Investor. Auch von der Buxtehuder Politik, die, so die Vermutung, zu leichtgläubig gehandelt haben könnte.

"Wir fühlen uns als Händler nicht gut verstanden, auch nicht von Seiten der Politik. Es ist zudem befremdlich, dass bei der damaligen Ratssitzung mit Herrn Lührs und sogar bis jetzt nicht ein einziger Politiker sich in irgendeiner Form zu dem Projekt geäußert hat oder unsere legitimen Interessen unterstützt hat", sagt Iris Wolff vom Vorstand des Altstadtvereins. Viele Händler, so heißt es von Seiten des Vereins, hätten das Verhalten des Rates als einen Schlag ins Gesicht empfunden.

Den Händlern sei es mitnichten darum gegangen, den Rat bloßzustellen. "Viele im Rat scheinen es aber so aufgefasst zu haben, dass wir der Politik und der Verwaltung die Kompetenz absprechen wollten", sagt Wolff. Man habe lediglich auf ein offenes und ehrliches Miteinander gehofft.

"Das große Problem für uns Händler ist, dass wir keinerlei Planungssicherheit haben", sagt Wolff. Sollte sich der Investor von dem Projekt plötzlich zurückziehen beziehungsweise nicht den Grundstückspreis fristgerecht bezahlen, es wäre eine Katastrophe für die Händler. "Ob Lührs das Projekt hinbekommt oder nicht, wissen wir nicht, wir wissen aber um die Brisanz und die derzeitigen Gerüchte", sagt Wolff. Und die sind nicht gerade positiv.

Nach Informationen des Abendblatts gibt es momentan keinen Alternativplan von Seiten der Stadt, sollte das Projekt scheitern. Würde das Rathausquartier nicht gebaut, würde auf Jahre hinaus eine Ruine in der Altstadt stehen, die von der Stadt aufgrund der Grundstücksverträge wiederum nicht als Gesamtpaket an einen anderen Investor verkauft werden könnte. Einige Ratspolitiker, erklären hinter vorgehaltener Hand, dass auch sie sich Sorgen um das Projekt machen.

Dass Lührs kürzlich im Stadtrat angekündigt hatte, einen weiteren Finanzinvestor in das Projekt einbinden zu wollen, könnte, so deuten es jedenfalls einige Politiker, darauf hindeuten, dass der Investor mit der Finanzierung des Projektes zu kämpfen habe und auf Unterstützung angewiesen sei. Wenn ein zweiter Finanzinvestor einspringen müsse, dann habe Lührs das Projekt falsch kalkuliert, sagt ein Wirtschaftsexperte aus dem Hamburger Raum, der Lührs seit mehreren Jahren kennt, aber nicht genannt werden möchte. Dass Lührs unzuverlässig oder aber leichtgläubig sei, kann er indes nicht bestätigen.

Von Seiten der Kreditwirtschaft im Kreis Stade wird das Einsteigen eines weiteren Financiers derweil als ein positives Signal für den Quartiersneubau gewertet. Zusätzliches Geld sichere ein derart kompliziertes Projekt wie das Rathausquartier gegen weitere unvorhersehbare Risiken ab. Das Projekt werde so auf sichere Beine gestellt.

Der Altstadtverein hofft, dass die Banken Recht behalten werden und das Projekt problemlos über die Bühne geht. "Wir warten jetzt ab", sagt Wolff. Wenn das Baustellenmarketing einsetze, dann werde sich hoffentlich auch der Handel zügig erholen.