Bürgermeister Badur weist die Kritik der Händler am Rathausquartier zurück. Investor Lührs gibt aber Fehler zu: zu euphorisch war die Planung.

Buxtehude. Die Kritik der Buxtehuder Händler in der Altstadt an dem sich hinziehenden Bau des Rathausquartiers hat die Stadt und den Investor Helmut Lührs getroffen. Sie standen dem Altstadtverein, der einen Fragenkatalog an die Stadt übermittelt hatte, in der Ratssitzung am Mittwochabend deutlich länger als geplant Rede und Antwort. Die Kritik der Händler wurde teils heftig zurückgewiesen.

Bürgermeister Jürgen Badur nahm die Stadtverwaltung in Schutz und erklärte, sie sei der falsche Adressat für die Kritik der Händler, die wegen der Baustelle über starke Umsatzeinbußen klagen. PEN-Investor Lührs verwies ebenfalls auf äußere Einflüsse, die das Projekt verzögert hätten und an denen der Investor schuldlos sei. Er gab aber auch Fehler zu.

+++ Kommentar: Vertragen statt streiten+++

"Wir waren bei unserer Planung zu euphorisch, wir dachten, dass vieles schneller über die Bühne geht. Das ist schiefgegangen", sagte Lührs. Seine Firma habe mehrere große Projekte in Deutschland problemlos abgewickelt, in Buxtehude habe man sich aber verschätzt und die komplexen Rahmenbedingungen unterschätzt. "Dass es nun so gekommen ist, wie es ist, das tut mir leid", sagte Lührs.

Eine Ursache für die Verzögerungen seien die komplexen Vertragsmodalitäten gewesen, der Investor habe mehrere Grundstücke zusätzlich für teures Geld erwerben müssen. Er habe fünfstellige Quadratmeterpreise zahlen müssen, damit das Projekt klappt. Erst im Dezember seien die letzten Verträge unterschriftsreif gewesen. Zudem habe man die Statik es Komplexes wegen Grundrissänderungen mehrfach neu berechnen müssen. "Deshalb ist auch die Fassade des Quartiers erst verspätet der Öffentlichkeit präsentiert worden. Jede Änderung hat auf alles Einfluss, selbst auf die Fassadengestaltung", erklärte Lührs.

Außerdem befinde sich eine 400 Quadratmeter große, einen Meter dicke Platte aus Stahlbeton unter der ehemaligen Sparkassenfiliale. Diese sei bis zum Beginn der Bauarbeiten dem Investor unbekannt gewesen. Es mussten somit Lösungen gefunden werden, wie eine Pfahlgründung geschehen kann, trotz Betonplatte. "Wir brauchten dafür außerplanmäßig zwei zusätzliche Gutachten. Das kostete uns viel Zeit", sagt Lührs. Die Platte wird laut Investor mit diamantbesetzten Spezialbohrern bearbeitet werden - ein langwieriger und kostspieliger Prozess, der das Investitionsvolumen auf mehr als 20 Millionen Euro anwachsen lasse.

+++Händler fürchten um ihre Existenz+++

Unmittelbar nach dem Altstadtfest will der Investor definitiv mit dem Bau des Quartiers beginnen. Lührs: "Darauf dürfen sie mich festnageln." Im März 2013 sollen die ersten gewerblichen Mieter ihre Flächen übernehmen, H&M sowie C&A werden dann sechs Wochen lang den Innenausbau betreiben. Die Wohnungen sollen etwas später an die Mieter übergeben werden. "Unsere Priorität liegt auf dem Gewerbe, damit die Innenstadt wieder mit Leben erfüllt wird", so Lührs. Jetzige Aktionen zur Stärkung des Handels lehnt er ab. "Das Baustellenmarketing ist nicht unsere Aufgabe, das können wir auch nicht leisten", sagt Lührs.

Bürgermeister Jürgen Badur erklärte, dass er sehr betroffen von den Vorgängen sei. "Wir gehen alle sehr engagiert vor und wollen die Beeinträchtigungen mindern. Aber Fakt ist, dass von der Stadt der 1. Oktober 2012 als Termin für den Baubeginn festgelegt wurde. Herr Lührs ist damit noch vollständig im Zeitplan", sagte Badur. Sollte der Termin nicht eingehalten werden, so könne die Stadt etwa Konventionalstrafen oder ein Wiederkaufsrecht bei Vertragsverletzungen geltend machen.

Die Stadtverwaltung und die Politik nahm Badur ausdrücklich in Schutz gegen die Annahme des Altstadtvereins, die Politik und die städtischen Mitarbeiter könnten mit dem Projekt überfordert sein. Die Ämter hätten richtig und zeitnah gehandelt, so wie es von allen erwartet werde. "Hier sind nicht nur Nichtkönner am Werk gewesen, wie behauptet wird. Alles was getan worden ist, ist richtig getan worden", sagte Bürgermeister Badur.

+++"Arrogant": Geschäftsleute befürchten Verluste+++

Die Verwaltung sei bemüht, die Bauanträge so schnell wie möglich zu bearbeiten. Wenn jedoch externe Gutachten fehlen würden, könne die Verwaltung nicht an dem Projekt arbeiten. Zudem hätten auch andere Bauherren einen Anspruch auf eine zügige Abwicklung ihrer Projekte. Eine Bevorteilung eines Investors sei allen anderen gegenüber unfair. "Es wird aber dennoch nicht eine Sekunde Verzug bei der Bearbeitung der Vorlagen in der Bauabteilung geben", erklärte Buxtehudes Verwaltungschef.

Strittig ist nach wie vor, wie die Lage für die Händler verbessert werden kann, damit diese finanziell nicht an den Rand gedrängt werden. Der Altstadtverein sieht sich von der Stadt ausgebremst. Einen zügigen Beginn eines Baustellenmarketings, welches Aktionen in dem Viertel vorsieht, sei laut dem Vorsitzenden des Altstadtvereins Peter Schmidt wiederholt von Seiten der Verwaltung gestoppt worden. "Wir haben mehrfach nachgefragt, weil wir es für nötig erachten und jedes Mal hieß es: Jetzt noch nicht", klagte Schmidt. Die Händler seien in der Bredouille, denn ihnen gehe wegen der Inaktivität in dem Viertel und der Baustellenabsperrungen viel Geld verloren.

Stadtbaurat Michael Nyveld erklärte, dass es zu einfach sei, auf die Stadt zu zeigen und sie an den Pranger zu stellen. Der Altstadtverein sei ebenso in der Pflicht wie die Stadt und hätte darüber hinaus seinerseits Aktionen beginnen können. Zudem seien die Aktionen des Baustellenmarketings für den Zeitpunkt vereinbart worden, wenn es mit dem Bau des Viertels offiziell losgehe. Das sei noch nicht der Fall.

Das, was derzeit abgerissen wurde, seien laut Badur lediglich jene Dinge gewesen, die nicht genehmigungspflichtig waren. Nyveld plädierte dafür, dass sich Stadt und Verein erneut an einen Tisch setzen und dort mögliche Optionen überlegen sollten, um die Situation verträglicher zu gestalten.