Am Sonntag, 18. März, wählen die Mitglieder der evangelisch-lutherischen Gemeinden ihre neuen Vorstände. 199 Kandidaten stehen zur Wahl.

Stade. Sie haben das Sagen im Kirchenstaate. Die Kirchenvorstände entscheiden über die Finanzen ihrer Gemeinden. Sie kümmern sich um die Gebäude, dazu gehören natürlich auch die Kirchen, sie sind Arbeitgeber für alle Mitarbeiter der Gemeinde, und sie können über die Einstellung und Entlassung von Pastoren entscheiden. Am Sonntag, 18. März, werden sie neu gewählt. Im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Stade stellen sich 199 Kandidaten zur Wahl. Es sind meist Frauen, die bereit sind, dieses verantwortungsvolle Ehrenamt in ihrer Kirchengemeinde zu übernehmen.

"Es ist uns sehr wichtig, zum einen diesen Menschen dafür zu danken, dass sie sich zur Wahl stellen und dieses Amt übernehmen wollen. Andererseits möchten wir alle Wahlberechtigten auffordern, dieses demokratische Mitspracherecht auch in Anspruch zu nehmen, und an diesem Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen", sagt Dr. Thomas Kück, Superintendent des Kirchenkreises Stade und Vorsitzender des Kirchenkreisvorstandes. Der Aufruf, am Sonntag zur Wahl zu gehen, kommt nicht von Ungefähr.

Die Wahlbeteiligung bei der jüngsten Wahl vor sechs Jahren lag bei 15,01 Prozent. In diese Jahr sind in den 21 Kirchengemeinden und einer Kapellengemeinde 51 358 Mitglieder wahlberechtigt. Die kleinste Gemeinde ist Krautsand, die größte St. Johannis in Stade. Stades Kirchenkreis-Sprecher Pastor Uwe Junge: " Diese Wahlbeteilung ist ein Durchschnittswert. In ländlichen Gemeinden lag sie vor sechs Jahren teilweise sogar bei 50 Prozent, in Stade noch unter 15 Prozent. Ich glaube, da spielen das dörfliche Miteinander und die Tatsache, dass man auf dem Dorf alle Kandidaten persönlich kennt, eine große Rolle."

+++ Auch Buxtehude wählt +++

+++ Sie verdienen Anerkennung +++

Superintendent Kück glaubt, dass ein Grund für diese geringe Wahlbeteiligung darin liegt, "dass bei den Kirchenvorstandswahlen keine Richtungsentscheidungen wie bei politischen Wahlen" vom Wähler verlangt würden. Je nach Größe der Gemeinde gehören dem Kirchenvorstand vier bis 15 Mitglieder an.

Nicht alle werden gewählt. Ein Drittel der Mitglieder wird berufen, und zwar vom Kirchenvorstand selbst. Der entscheidet beispielsweise, ob er in den eigenen Reihen noch jemanden braucht, der sich mit Finanzen auskennt. So könne sich ein Vorstand auch dazu entschließen, einen Jugendlichen aus der Gemeinde zu berufen, um, so Kück, sich jemanden ins Boot zu holen, der die Gemeindearbeit aus einer anderen Perspektive sieht.

Junge, Pastor in Hollern-Twielenfleth, sagt: "Bei uns in den ländlichen Gebieten ist es von größter Wichtigkeit, einen Handwerker im Vorstand zu haben. Wenn kleinere Reparaturen an unseren Kirchen zu erledigen sind, ist das überaus hilfreich." Die Verantwortung, die die Ehrenamtlichen in den Kirchenvorständen für sechs Jahre übernehmen, ist sehr hoch, immerhin übernehmen sie die Geschicke ihrer Gemeinden und treffen Personalentscheidungen. So ist der Kirchenvorstand unter anderem dazu berechtigt, auch einen Pastor zu entlassen. Kück: "Wir bieten regelmäßig Seminare und Fortbildungen für die Mitglieder unserer Kirchenvorständen an, beispielsweise zum Thema Gebäudewirtschaft. Für die Organisation und Koordination dieser Fortbildungsangebote haben wir extra eine Stelle in unserem Kirchenkreis eingerichtet. Es ist ohne Frage ein überaus zeitintensives Ehrenamt. Und wir freuen uns natürlich darüber, dass sich trotzdem ausreichend viele Kandidaten zur Wahl aufgestellt haben."

Die Vorbereitungen für die Wahlen der Kirchenvorstände seien, so Kück und Junge, abgeschlossen. Eine Briefwahl sei noch bis zum 15. März möglich. Das Berufungsverfahren startet am 2. April und soll am 28. April abgeschlossen sein. Die Einführung der neuen Kirchenvorstände läuft in den Gemeinden vom 1. bis zum 30. Juni. Kück: "Generell sollten nicht die Kandidaten, die von den Gemeindemitgliedern nicht gewählt wurden, durch das Berufungsverfahren dann doch noch in den Vorstand kommen. Es soll schon so sein, dass sich die Vorstände externen Fachverstand dazu holen."

"Unsere Kirche steht und fällt mit den Ehrenamtlichen", sagt Pastor und Kirchekreis-Sprecher Uwe Junge. Und Superintendent Kück ergänzt: "Und die fallen nicht vom Himmel, sondern werden demokratisch gewählt." Generell arbeiteten die Kirchenvorstände auch in schwierigen Entscheidungsprozessen, so Kück weiter, sehr konstruktiv miteinander. Darüber könne er sich als Superintendent nur freuen.