Hans-Jürgen Buhl wurde zum Leiter des Kirchenbezirks Rahlstedt-Ahrensburg gewählt. Das Echo ist positiv, es gibt aber auch Skepsis.

Ahrensburg/Hamburg. Eineinhalb Jahre nach dem Rückzug von Pröpstin Margit Baumgarten, nach einer quälenden Debatte um sexuelle Missbrauchsfälle und kircheninternem Streit, hat der Bezirk Rahlstedt-Ahrensburg der evangelischen Kirche wieder einen eigenen Propst. Einen, der "Vielstimmigkeit zu fördern und auszuhalten" als wichtige Aufgabe nennt. Einen, der Prävention sexuellen Missbrauchs zum "zentralen Thema" des Kirchenkreises machen möchte, wie er in seiner Vorstellungsrede sagte. Und den Ahrensburger Pastoren wie Helgo Matthias Haak für geeignet halten, das Amt auszuüben.

Der neue Mann ist der 57-jährige Pastor Hans-Jürgen Buhl, derzeit noch Leiter einer internen Leitungsstelle bei der Nordelbischen Kirche. Die Synode des Kirchenkreises Hamburg-Ost, ein kircheninternes Parlament mit 154 Mitgliedern, hat ihn mit großer Mehrheit zum neuen Propst für den Bezirk Rahlstedt-Ahrensburg gewählt. 117 der 130 anwesenden Synodenmitglieder gaben Buhl im Wichern-Forum in Hamburg-Hamm ihre Stimme, 13 votierten gegen ihn.

+++ Pastor Hans-Jürgen Buhl wird neuer Propst +++

Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Denn der Wahlausschuss unter der Leitung des Harburger Propstes Jürgen Bollmann hatte Buhl als einzigen Kandidaten vorgeschlagen. Ein Vorgang, der eigentlich einer kircheninternen Soll-Bestimmung widerspricht und in der Synode für Unmut sorgte, wie der Ahrensburger Pastor Holger Weißmann bestätigt. Weißmann war neben Hans-Martin Dörrmann der einzige Ahrensburger in dem Gremium.

Bollmann erklärte die Tatsache, dass es nur einen Kandidaten gab, damit, dass sich nicht ausreichend geeignete Bewerber gefunden hätten. Andere hätten die Bewerbung zurückgezogen. Und: "Einer der Bewerber hat sich selbst ausgeschlossen, indem er seine Bewerbung veröffentlichte."

Bollmann bezog sich damit offensichtlich auf den Ahrensburger Pastor Helgo Matthias Haak. Dieser hatte die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle durch die Kirchenleitung kritisiert (siehe unten) und auch für das Amt des Propstes kandidiert, das aber entgegen der Gepflogenheiten öffentlich gemacht. Er war daraufhin nicht vom Ausschuss vorgeschlagen worden. Er nannte dieses Verfahren "äußerst undemokratisch", bezeichnet Buhl aber auch als "geeigneten Kandidaten". Zu dessen Wahl sagte Haak jetzt: "Ich freue mich für ihn und bin auch ein Stück weit erleichtert, dass seine Wahl zustande gekommen ist. Ich wünsche mir für meine Kirche, dass es in ihr in Zukunft wieder häufiger 'echte' Wahlen gibt."

Buhl selbst hätte sich ebenfalls mehrere Kandidaten gewünscht, wie er nach der Wahl sagte. Aber er habe darauf keinen Einfluss gehabt.

Mit seinem Amtsantritt, der für den 1. Mai vorgesehen ist, wird Hans-Jürgen Buhl zum Vorgesetzten von etwa 30 Pastoren in zwölf Gemeinden, darunter Ahrensburg. Die Gemeinden haben insgesamt rund 79 000 Mitglieder. Buhl wird Nachfolger von Margit Baumgarten, die das Amt der Pröpstin seit Juli 2010 ruhen ließ. Mittlerweile ist Baumgarten auf einen anderen Posten gewechselt. Propst Matthias Bohl, Leiter des Kirchenbezirkes Wandsbek-Billetal, leitete den Bezirk Rahlstedt-Ahrensburg bisher zusätzlich.

Hans-Jürgen Buhl ist in Ahrensburg unter anderem durch die Leitung einer Krisen-AG zum Thema Missbrauch im Jahr 2010 bekannt. "Wir haben sehr von den konfliktlösenden Kompetenzen von Herrn Buhl profitiert und freuen uns auf ihn", kommentierte Detlev Paschen, Vorstand der Kirchengemeinde Ahrensburg, die Wahl.

Anselm Kohn, Vorsitzender des Vereins "Missbrauch in Ahrensburg", ist hingegen skeptisch, weil er von Hans-Jürgen Buhls damaligem Auftreten nicht überzeugt war. "Er hat die Fähigkeit, die Prozesse zu steuern. Die Frage ist, ob er es will und darf."