22 Wohnhäuer werden in Issendorf komplett mit Bio-Energie versorgt. Bei steigenden Ölpreisen könnte das Projekt ein Modell für die Zukunft sein.

Harsefeld. Jan Dammann ist zufrieden - und seine Kunden auch. Und dies nicht ohne Grund, denn der Landwirt und Biogas-Erzeuger versorgt jetzt 22 Wohnhäuser in dem Harsefelder Ortsteil Issendorf mit Energie und Wärme. Diese kommt von der nur wenig hundert Meter entfernten Biogas-Anlage, die der Issendorfer Jan Dammann mit seinem Vater Friedrich Dammann betreibt. 750 000 Euro hat Dammann die Investition gekostet, die mit Fördergeld vom Land Niedersachen bezuschusst wird. Doch, so sagt der Biogas-Erzeuger, die Investition lohne sich - alleine schon aus ökologischen Gesichtspunkten. Dabei stand das gesamte Projekt zeitweise auf der Kippe.

+++ Kommentar: Die Vorteile sind unübersehbar +++

+++ Energie vom Acker aus schnellwachsenden Hölzern +++

"Es gab frühzeitig Informationsveranstaltungen im Dorfgemeinschaftshaus für das Projekt", sagt Samtgemeindebürgermeister Rainer Schlichtmann "Als die Wirtschaftskrise 2008 einsetzte und die Preise für Heizöl nach unten gegangen waren, rechnete sich das Projekt nicht mehr." Doch die Ölpreise zogen wieder an, so dass die Kommune die Idee, lokale Energieversorgung mit erneuerbaren Energien zu ermöglichen, doch nicht zu den Akten legen musste. "2009 gab es in Issendorf ein grundsätzliches Interesse von mehreren Bürgern und von der Politik, im Umfeld der Biogasanlage liegende Wohnhäuser mit Wärme und Energie zu versorgen", erinnert sich Jan Dammann.

Das Problem war für ihn aber, dass die Leitungen mit 1600 Metern zu lang gewesen wären, um vom Dammanschen Hof aus direkt das Wohnviertel zu versorgen. "Die Energieverluste wären zu hoch gewesen", sagt Friedrich Dammann.

Die Lösung bestand für die Biogas-Erzeuger darin, beim Daudieker Weg ein Blockheizkraftwerk zu errichten, das kurze Transportwege für Warmwasser und Gas sichert, sodass die Energieverluste gering gehalten werden können. "Ein Wärmeverlust kann nie verhindert werden, egal, wie gut isoliert wird", sagt Jan Dammann. Daher sei dies die einzige praktikable Lösung gewesen.

Das Gas wird nun bei der Biogasanlage auf vier Grad Celsius runtergekühlt, um Kondenswasser abzuscheiden, bevor es zum Blockheizkraftwerk gelangt. Dann wird es leicht erwärmt, um mit fünf Grad Celsius im Kraftwerk anzukommen, wo das Gas für den Stromgenerator und die Wärmeproduktion genutzt wird.

Damit das alles reibungslos funktionierte, arbeiteten Politik, Bürger und der Biogas-Erzeuger gemeinsam an dem Modell, die Gremien schafften zügig die rechtlichen Grundvoraussetzungen für die alternative Energieversorgung, Dammann sprach zwischenzeitlich mit den künftigen Kunden darüber, wie das Projekt auch bei ihnen Zuhause umgesetzt werden kann.

"Es ging letztlich alles sehr zügig und problemlos. Im Oktober konnten wir mit dem Bau des Kraftwerks und der Rohrverlegung beginnen, im Februar war bereits die Hälfte der Hausanschlüsse fertig. Kurz vor Ostern konnten wir dann den Testbetrieb starten", sagt Jan Dammann.

Die Biogas-Energie-Bezieher mussten etwa 900 Euro in die Umrüstung ihrer Heizungsanlagen investieren, etwa für die Montage notwendiger Umwälzpumpen. "Wer eine Ölheizung hat, muss zumeist relativ wenig ändern", sagt Jan Dammann. Doch den Ausgaben stünden Einsparungen von durchschnittlich etwa 500 Euro pro Haus entgegen, etwa aufgrund niedrigerer Kosten für den Schornsteinfeger.

Die Energiekosten seien ähnlich zu einer konventionellen Ölheizung. 8,4 Cent pro Kilowattstunde koste die Bio-Energie brutto. Ein Liter Heizöl habe, so Dammann, einen Heizwert von etwa 10 Kilowattstunden. "Damit ist es gleichpreisig für Bürger, es sei denn die Heizölpreise steigen deutlich in den kommenden Jahren."

Das dies passieren wird, davon geht die Samtgemeindeverwaltung aus. "Für uns ist daher auch vorstellbar, dass wir künftig weitere, ähnliche Konzepte verfolgen wie in Issendorf. Es passt ohnehin gut zu der Idee einer Klimakommune, die Harsefeld nun mal ist", sagt Samtgemeindebürgermeister Schlichtmann. Wo ein ähnliches Konzept verfolgt werden kann, müsse aber noch geklärt werden.

"Es gibt inzwischen mehrere und teilweise auch bereits realisierte Projekte im Bereich der Samtgemeinde, in denen wir erneuerbare Energien für die Versorgung von Gebäuden mit Wärme und Energie nutzen. Dies gilt etwa für die Schulen. Diese Idee gilt es künftig auch für den privaten Wohnungsbau vorsichtig weiterzuentwickeln", so Schlichtmann. Harsefelds Fleckenbürgermeister Michael Ospalski sieht das ähnlich. "Es wäre für uns interessant, wenn andere Biogas-Erzeuger künftig ähnliches anbieten würden. Es würde Harsefeld gut tun."