In Trittau entsteht für 4,5 Millionen Euro eine Biovergärungsanlage. Mit ihrer Hilfe soll Energie aus Müll von 200 000 Haushalten gewonnen werden.

Trittau. Aus dem Biomüll von rund 200 000 Haushalten in Stormarn und dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg soll ab 2013 in Trittau Strom und Wärme gewonnen werden. Auf dem Gelände des Abfall-Wirtschaftszentrums Trittau (AWT) am Technologiepark 36 wird dafür zurzeit eine Biovergärungsanlage gebaut. Die Kosten betragen 4,5 Millionen Euro. "Wir steigen in eine neue Ära der Abfallwirtschaft ein", sagt Olaf Stötefalke, Sprecher der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). "Bioabfall wird immer mehr zu einem Rohstoff, dessen Potenzial es zu nutzen gilt. Wir leisten auf diese Weise einen regionalen Beitrag zum Klimaschutz." Jährlich sollen mit Hilfe der Anlage etwa drei Millionen Kilowattstunden Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden. Zudem werden vier Millionen Kilowattstunden Wärme erzeugt, mit denen der Eigenbedarf der Anlage gedeckt, die eigenen Büroräume beheizt und auch das umliegende Gewerbegebiet versorgt werden sollen.

Weil der Abfall energetisch genutzt wird, soll sich der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß bei der Entsorgung des Biomülls in Trittau um 3000 Tonnen pro Jahr verringern. Der Kern der neuen Biovergärungsanlage wird ein sogenannter Pfropfenstrom-Fermenter sein. In dem 30 Meter langen, zehn Meter hohen und 30 Tonnen schweren, sauerstofffreien Behälter wird aus dem Inhalt der braunen Tonnen Biogas erzeugt. Zuvor müssen die Abfälle auf eine Größe von maximal 60 Millimeter zerkleinert und gesiebt werden. Dabei werden größere Äste und Fremdstoffe wie Glas und Kunststoff-Verpackungen aussortiert. Übrig bleiben zum Beispiel Blätter, Gras, Obst und Gemüse. Sie werden zunächst gepresst und dann in den Fermenter eingeführt. Dort beginnt bei einer Temperatur von 55 Grad der Vergärungsprozess. Die Masse wird immer wieder durchgerührt, sodass die Gasbläschen nach oben steigen und dort abgeführt werden können.

"Es dauert 14 Tage, bis der Biomüll durch den Fermenter geflossen ist und auf der anderen Seite als breiartige Substanz wieder herauskommt", sagt AWT-Geschäftsführer Holger Pfau. Der flüssige Teil werde anschließend in einem Tank gelagert und von den Landwirten als Dünger für ihre Feldern verwendet. Pfau: "Die feste Masse verarbeiten wir in unserem Werk zu Kompost." Das in dem Fermenter entstandene Biogas wird über Rohre in ein Blockheizkraftwerk geleitet und dort in Strom und Wärme umgewandelt. Im Unterschied zu den bisher im Kreis existierenden Biogasanlagen muss in Trittau nicht extra Mais angebaut werden. Als Rohstoff dient ausschließlich der Biomüll aus den braunen Tonnen.

Wertvolles aus der Biotonne

Bereits seit 1998 werden auf dem Gelände am Technologiepark pro Jahr rund 17 000 Tonnen Bioabfall aus Stormarn zu Kompost verarbeitet. "Wir werden die Boxen zur Kompostierung auch weiterhin nutzen", sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel. "Die Vergärung wird nur vorgeschaltet, um das energetische Potenzial zu nutzen." Ab dem kommenden Jahr werden zudem die knapp 13 000 Tonnen Bioabfall aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg nach Trittau geliefert. Bisher wurden sie in einer Anlage in Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern entsorgt. Insgesamt stehen ab 2013 also jährlich 30 000 Tonnen Biomüll zur Verarbeitung bereit.

Laut Aussage von AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel könnten es allerdings noch wesentlich mehr sein. So haben zum Beispiel in Stormarn nur 65 Prozent der Haushalte eine braune Tonne, im Kreis Herzogtum Lauenburg sind es mit 50 Prozent sogar noch weniger. "Die Menschen behaupten, dass sie selbst kompostieren. Das stimmt aber nicht bei allen", sagt Kissel. So sei knapp die Hälfte des Mülls, der in den Restmülltonnen zu finden sei, eigentlich Bioabfall.

"Die Menschen schmeißen ihn aus Bequemlichkeit in die falsche Tonne", sagt er. "Dabei ist das ein großes Potenzial, das besser genutzt werden sollte." Er appelliert daher an die Stormarner, bei der Mülltrennung sorgfältiger zu sein. "Wir sind vor allem an den Speiseabfällen aus der Küche interessiert", sagt er. "Sie haben den höchsten Energiegehalt." Es werde zudem darüber nachgedacht, das Gebührensystem für die Abfallentsorgung ab 2014 zu ändern, um finanzielle Anreize für die Biotonne zu schaffen. Kissel: "Bis dahin setzen wir aber erst einmal auf die Vernunft und die Einsicht der Bürger."