Im Buxtehuder Rathausquartier fallen die Bauarbeiten mit dem Weihnachtsgeschäft zusammen. Das sorgt für einigen Unmut.

Buxtehude. Die Geschäftsleute im nördlichen Teil der Buxtehuder Altstadt finden kaum passende Worte für den Ärger, den sie angesichts der bevorstehenden Bauarbeiten im Rathausquartier empfinden. Von "unglaublich" über "unverantwortlich" bis "arrogant" reichen die Bezeichnungen für das Verhalten von Stadtverwaltung und Investor. Kernpunkt der Kritik: Wie kann es sein, dass die Abrissarbeiten ausgerechnet zum Start des Weihnachtsgeschäfts beginnen?

Der Plan, den die Buxtehuder Stadtverwaltung und Investor Helmut Lührs Anfang der Woche vorgestellt haben, sieht vor, dass die Bagger voraussichtlich Ende Oktober im Rathausquartier anrücken werden. Zirka sechs Wochen soll dann die heiße Phase dauern. Dann werden bis zu 40 Lkw täglich über die Lange Straße den Schutt aus dem Zentrum heraus in Richtung Harburger Straße bringen. Das heißt, dass im Viertelstundentakt Sattelschlepper über die Pflastersteine rumpeln - und das bis Ende des Jahres. Ein Albtraum für die Geschäftsinhaber.

"Die Kunden werden dann doch von vorne bis hinten mit Dreck voll gespritzt", empört sich Hans-Günter Hermann. Ihm gehört das Eckhaus am oberen Ende der Langen Straße, in dem seine Frau Karin das Geschäft "Schöner Leben" betreibt. Dass die Kunden derartige Behinderungen nicht in Kauf nehmen werden, sondern ihre Weihnachtsgeschenke lieber anderswo kaufen, sieht Hermann als logische Konsequenz.

Für die Geschäftsleute käme das einer Katastrophe gleich. Fast alle haben bereits die Artikel fürs Weihnachtsgeschäft geordert. Diese Saisonware könnten sie nicht einfach im kommenden Jahr verkaufen. Sie würden auf den Sachen sitzen bleiben, sind sie sich sicher. "Es hat niemand etwas dagegen, dass gebaut wird", sagt Hermann. Ganz im Gegenteil, die Einzelhändler stünden dem neuen Rathausquartier durchaus positiv gegenüber.

Ihnen ginge es einzig und allein um die Frage, warum die Abrissarbeiten ins Weihnachtsgeschäft fallen müssen, fährt er fort. Der Umsatz werde dramatisch einbrechen, und er befürchte sogar, dass das manchen Geschäftsleuten komplett das Genick brechen werde.

Von ähnlichen Szenarien geht auch Antje Kröger, Inhaberin von Foto Köpcke an der Langen Straße, aus. Etwa 30 Prozent ihres Umsatzes mache sie in den Wochen vor Weihnachten, "wenn davon etwas wegfällt, ist das schlimm", sagt sie. Sie hätte von der Buxtehuder Stadtverwaltung etwas mehr Unterstützung erwartet.

"Es geht um die Fürsorgepflicht einer Stadt für ihre Einzelhändler." Sie finde es schade, dass die Verwaltung dieser Pflicht nicht nachkomme. "Wir sind Gewerbesteuerzahler", betont sie, und da frage sie sich, ob man die Bauarbeiten nicht anders hätte organisieren können.

Matsch, Dreck und Modder - wer bei solchen äußeren Bedingungen noch zum Weihnachtsbummel in die Buxtehuder Innenstadt aufbrechen soll, ist auch für Anke Kasch ein Rätsel. Der Inhaberin des Cafés und Dekogeschäfts "Pfeffertörtchen" am Petriplatz ist die Verzweiflung schon fast ins Gesicht geschrieben. "Wenn hier täglich 40 Lkw durchfahren und alles verstopfen, wird keiner mehr herkommen", ist sie sich sicher. Das sei gerade für sie als Existenzgründerin fatal, denn es dauere nun mal eine Weile, bis ein solcher Laden auf die Beine gebracht sei. "Es ist mein erstes komplettes Jahr", sagt Anke Kasch. Ihren Laden hat sie erst vor 16 Monaten eröffnet, da sei das Weihnachtsgeschäft für sie das Allerwichtigste.

Peter Schmidt, Vorsitzender des Altstadtvereins Buxtehude und selbst Inhaber des Musik-Markts Buxtehude, kann die Sorgen der Kaufleute gut verstehen. Er hat aber auch Verständnis für die Situation der Stadtverwaltung. "Die geben sich schon Mühe, die Belästigung so niedrig wie möglich zu halten", sagt er. Man müsse einfach cool bleiben und die Daumen drücken, dass es zumindest keine Bauunterbrechungen gebe und die Arbeiten wie geplant Ende des kommenden Jahres größtenteils abgeschlossen seien.

Schmidt hofft, dass die Verwaltung durchsetzen könne, die Sonnabende im Advent von Bauarbeiten freizuhalten. Darüber hinaus schlägt er vor, dass es beispielsweise Banner an den Bauzäunen geben soll, mit deren Hilfe die Geschäftsleute am oberen Ende der Langen Straße auf ihre geöffneten Läden hinweisen können.

Ob die Vorschläge tatsächlich realisiert werden, ist laut stellvertretendem Stadtbaurat Michael Nyveld noch nicht sicher. Er unterstütze sie aber auf jeden Fall. "Die Bauarbeiten sind für alle eine Belastung, das muss man ganz klar so sehen", sagt er. Es sei aber keinesfalls so, dass sich die Stadt aus der Verantwortung ziehe. Es müsse nun überlegt werden, wie die Belastung möglichst gering gehalten werden kann.

Zumindest eine Sache hat die Verwaltung schon klären können: Der Wochenmarkt wird etwa Mitte Oktober von der Innenstadt auf den großen Parkplatz im hinteren Bereich des Hafens umziehen. Darauf haben sich Stadt und Marktbeschicker bei einem gemeinsamen Gespräch geeinigt.