Dana Senioren GmbH erwirkt nach monatelangen Verhandlungen die Rücknahme zu hoher sprachlicher Hürden für Fachkräfte aus Südeuropa.

Quickborn. Zu Beginn des Jahres schien es, dass die Dana GmbH den Schlüssel gefunden hätte, wie der Pflegenotstand beseitigt werden könnte. Die Senioreneinrichtung mit Sitz in Hannover, die 17 Altenheime im Norden betreibt, davon drei in Quickborn und Appen, hatte 14 frisch examinierte Krankenschwestern und Pflegekräfte aus Andalusien angeworben. Zwei von ihnen, Ana Rosas und Mari Rivero, beide 25, arbeiten seit Februar im Altenheim Klingenberg in Quickborn.

Die 40 Fachkräfte und 105 Bewohner sind voll zufrieden mit ihren neuen Kollegen und Betreuern aus Malaga im Süden Spaniens, die ohne jegliche Deutschkenntnisse nach Quickborn kamen, sich jedoch schnell anpassten.

Im April machte plötzlich eine Verschärfung der gestellten Anforderung an die Sprachkenntnisse dieser spanischen Altenpflege-Mitarbeiterinnen einen Strich durch die Spanien-Lösung. "Das von vielen Seiten gelobte Dana-Projekt drohte zu scheitern", sagt Prokuristin Angela Fronhoff-Zinke. Doch jetzt konnte Dana sich in monatelangen Verhandlungen mit den Landsregierungen in Hannover und Kiel auf eine Kompromisslösung einigen. Für Niedersachsen ist diese bereits in Kraft. "Wir werden sie jetzt auch schnell für Schleswig-Holstein umsetzen", sagt Frank Strutz, Sprecher des Sozialministeriums. Den Kern der Einigung hatte seine Chefin, Ministerin Kristin Alheit, auf den Punkt gebracht: "Eine Altenpflegerin muss nicht Heinrich Heine zitieren können. Sie muss wissen, wie eine Dekubitus-Prophylaxe funktioniert, wie also die Druckstellen pflegebedürftiger alter Menschen zu behandeln sind."

Bundesweit gebe es 30.000 offene Stellen in der Altenpflege, sagt Dana-Prokuristin Fronhoff-Zinke. Allein in Schleswig-Holstein, wo laut Strutz 28.300 Altenpflegerinnen in 664 Einrichtungen arbeiten, werden bis 2020 etwa 11.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt, um den Bedarf der älter werdenden Bevölkerung zu decken. Darum hatte Johann Weigert, Leiter des Qualitätsmanagements der Dana-Gruppe, seine guten Kontakte nach Südspanien genutzt, um dort frisch ausgebildete Pflegekräfte anzuwerben. Jede Woche bekommt er neue Bewerbungen von jungen Spanierinnen auf den Tisch, die gerne bedürftige deutsche Senioren pflegen möchten.

Doch seit April musste er den meisten wieder absagen. Die Landesregierungen in Kiel und Hannover forderten plötzlich einen Sprachnachweis der mittelschweren Stufe B 2 von den Fachkräften. Diese Qualifikation sollten die ausländischen Fachkräfte bereits vor der Einreise nach Deutschland abgelegt haben. "Eine viel zu hohe Hürde, unmöglich zu erfüllen", sagt Martina Bialas von der Qualitätssicherung bei Dana. Die meisten Bewerberinnen kämen aus ländlichen Regionen Spaniens und könnten sich auch finanziell diese Sprachkurse vorab nicht leisten. Dabei brächten sie die höchste Qualifikation für die Aufgabe mit.

Die nun gefundene Übereinkunft besagt, dass die spanischen Pflegekräfte hier in Deutschland neben ihrer Arbeit einen sechsmonatigen berufsbegleitenden Deutschkurs ablegen können. Ministeriumssprecher Strutz betont aber: "Bei den fachspezifischen Sprachkenntnissen wird es keine Abstriche geben."

Das deckt sich mit den Erfahrungen und Anforderungen im Altenheim Klingenberg. "Für die strenge Dokumentation der Versorgung unserer Bewohner müssen natürlich die fachlichen Sprachkenntnisse stimmen", sagt Heimleiterin Anke Weber. Ihre beiden Schützlinge Mari und Ana haben in den acht Monaten, die sie jetzt hier sind, längst die deutsche Sprache gelernt. Kollegen und sogar Bewohner mit spanischen Wurzeln haben dabei geholfen.

"Ich habe mich hier in Quickborn sehr gut eingelebt", sagt Ana Rosas, ohne dass sie einen Dolmetscher bräuchte. Sie freut sich, dass sie hier Arbeit gefunden hat. In Spanien würde sie auf der Straße sitzen. Sogar an das im Vergleich zu Malaga erheblich kältere Klima hat sie sich gewöhnt. "Als ich hierher kam, lag sogar noch Schnee." Und seit ihr Freund Sebastian aus Malaga im Sommer nachkam, der in einem spanischen Restaurant in Norderstedt arbeitet, ist das Heimweh nicht mehr so groß.

Auch bei den zu pflegenden Menschen kommen die jungen spanischen Fachkräfte sehr gut an. Inge Arpe, 77, aus dem Klingenberg-Heim sagt: "Ana macht sich gut. Ich mag sie gerne und wir verstehen uns auch gut." Wenn ihr mal ein deutscher Begriff fehle, würden sie sich halt anderweitig verständigen.