Ob Bowlen oder Golfen: Eine ehrenamtliche “SeniorTrainerin“ bringt älteren Menschen den Umgang mit der Spielekonsole Wii bei.

Henstedt-Ulzburg. Elfriede Kellner lässt sich von den schwingenden Kugeln nur wenig beeindrucken. Sie steht, schaut, wartet ab - und sprintet los. Genau im richtigen Moment: Sie weicht der von links schwingenden Kugel aus. Gerade noch rechtzeitig. Das ist keine Kleinigkeit und erfordert ein beachtliches Reaktionsvermögen. Die Dame ist immerhin schon 77 Jahre alt. Irgendwann plumpst sie dann doch ins Wasser. Bei allem Geschick - das musste ja so kommen.

Aber Elfriede Kellner steht natürlich nicht wirklich auf einem Hindernisparcours mit schwingenden Kugeln - sie erlebt das alles in einer virtuellen Welt. Soll heißen: Sie steht vor einer großen Leinwand und hat einen Controller in der Hand, mit dem sie die Bewegungen eines kleinen Männchens steuern kann. Er verfügt über Bewegungssensoren und macht alles mit, was der Bediener will. Was hier im Gemeindesaal der Erlöserkirche geschieht, ist eine ganz besondere Art, Bewegung in den Alltag zu bringen: Elfriede Kellner und einige andere ältere Damen und Herren aus Henstedt-Ulzburg spielen mit der "Wii", um sich fit zu halten.

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Der Begriff "älter" ist dehnbar: Gemeint ist die Lebensphase 55 plus

Dabei handelt es sich um ein Angebot, das ihnen Hedda Osswald macht. Sie ist "SeniorTrainerin" und gehört damit zu den Frauen und Männern, die ihr Berufsleben und die Zeit, in der die Familie sie völlig beanspruchte, hinter sich haben. Sie stellen ihre Erfahrung, Kompetenz und Arbeitskraft ehrenamtlich zur Verfügung. In Henstedt-Ulzburg gibt es eine ganze Reihe von "Ruheständlern", die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Schwung in den Alltag anderer zu bringen und - ganz nebenbei - selbst in Schwung bleiben.

In der Gemeinde gibt es ein Seniorenkompetenzteam, das aus acht Frauen und einem Mann besteht. Alle haben sich für ein bestimmtes Aufgabenfeld entschieden. So wie Hedda Osswald, die sich dafür entschieden hat, ältere Frauen und Männer mit der Spielekonsole "Wii", die eigentlich bei jungen Menschen bekannt ist, vertraut zu machen. Der Begriff "älter" ist dehnbar: Gemeint ist die Lebensphase 55 plus. So kommt es, dass im Gemeindehaus ein 60-Jähriger mit Pferdeschwanz neben einem 81-jährigen Herrn und einer 79-jährigen Dame sitzt. Alle vereint der Spaß an der Sache.

Da wird balanciert, gebowlt und der Golfschläger geschwungen. Die Teilnehmer entwickeln Ehrgeiz und versuchen, ihre eingeblendete Punktzahl zu verbessern. Elisabeth Reimcke, 79, war früher mal aktiv im Kegelclub, jetzt schwingt sie den Controller und lässt die Kugel virtuell rollen. "Das ist gewöhnungsbedürftig, aber sehr interessant", sagt sie. Catharina Daum, 74, schafft gleich beim ersten Wurf einen Strike, hat aber leichte Bedenken, dass sie mit der Kugel etwas zu rau umgegangen ist. "Ich glaube, ich habe die Bahn leicht beschädigt." Hedda Osswald kann sie aber beruhigen: "Hier gibt es keine Regressansprüche." Frau Daum legt sich ins Zeug und geht beim Abwurf in die Knie - ganz wie auf der richtigen Bowlingbahn.

Die "Wii" ist gut für die Konzentration und die Koordination

Mit Hilfe der "Wii" haben auch Menschen mit leichten Bewegungseinschränkungen die Möglichkeit, eine Sportart auszuüben. Hedda Osswald, die auch im Seniorenbeirat der Gemeinde tätig ist, will damit die Konzentration, die Koordination und die allgemeine Lebensfreude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fördern. Die Teilnahme ist natürlich kostenfrei. Dazu gibt es Kaffee und Kuchen. Es ist gemütlich im Gemeindesaal.

Ein anderes Projekt der "SeniorTrainer" ist die Vorleseschulung für interessierte Großeltern, Eltern, Onkel, Tanten und sonstige Vorlesewillige. Helga Tödt, 69, bietet im Ratssaal am 8. Juni ein Seminar an, in dem sie zeigt, wie Vorlesesituationen gestaltet werden, wie es gelingt, Spannung aufzubauen und die Stimme am besten eingesetzt werden kann. Das hat natürlich auch einen Hintergrund: Gesucht werden noch Lesepaten, die sich an der Aktion "Vorlesen in den Kindergärten" beteiligen wollen. Natürlich muss kein Seminarteilnehmer auch Lesepate werden. Wer teilnehmen möchte, kann sich an Sabine Ohlrich im Rathaus, Telefon 04193/96 34 71, wenden. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Euro und beinhaltet einen kleinen Mittagsimbiss. Die Anmeldung ist auch per Mail an sabine-ohlrich@h-u.de möglich. Wer Lesepate werden will, kann Helga Tödt direkt unter Telefon 04193/944 43 anrufen.

Trainer geben Impulse und Ideen für eine aktive Lebensgestaltung

Frauke Heuseler, 64, will anderen Menschen helfen, den Übergang in eine neue Lebensphase zu erleichtern. "Berufsende - Ruhestand - und dann?" heißt ihr Gesprächsangebot. Dabei sollen in der Gruppe Impulse und Ideen für die eigene aktive Lebensgestaltung entwickelt werden. Wer will, kann sich auf diese Weise auch auf den Ruhestand vorbereiten. Die Treffen finden vom 15. Juni an alle 14 Tage freitags von 10 bis 11.30 Uhr im Raum 1.1 des Rathauses statt. Anmeldungen bei Sabine Ohlrich, Telefon 04193/96 34 71.