Neben dem Tourismus als tragender Säule gewinnen jetzt Forschung und Technik auf Deutschlands einziger Hochseeinsel an Gewicht.

Helgoland. Rund 31 Kilometer nordnordwestlich vom roten Felsen soll ein Offshore-Windpark entstehen, der der Insel eine Menge Impulse bringen kann. Wie Bürgermeister Frank Botter erklärte, haben bereits mehrere Service-Unternehmen für den Offshore-Bereich Interesse an Stützpunkten auf Helgoland angefragt, darunter drei Firmen für den Bereich Service und Wartung sowie zwei für den Transport. Botter: "Die Nachfrage erhöht sich jeden Tag." Eine große Chance für die Entwicklung des Hafens und anliegender Zulieferbetriebe, aber auch für die Gemeinde selbst.

"Die Entwicklung zieht Leute nach Helgoland", ist Botter optimistisch. Er hofft vor allem darauf, dass dadurch auch mehr junge Menschen kommen. Denen könne man auf dem Oberland an der Leuchtturmstraße genügend Flächen für Neubauten bieten, die aber noch dem Bund gehörten. Im Rahmen des neuen Hafenkonzeptes gehe die Verlagerung des Frachtverkehrs vom Binnenhafen an den Südhafen in die entscheiden Phase, so Botter.

Voriges Jahr gab es noch Zoff um die Grundstückspreise, die der Bund von Helgoland dort verlangte. Dazu wollte sich Botter aber nicht mehr äußern. "Wir sind in Gesprächen." Die Gemeinde werde den Binnenhafen übernehmen, sagte er, und sich dabei auch um die Reparatur der maroden Mole kümmern. Das Alfred-Wegener-Institut (Biologische Anstalt) investiere am Binnenhafen groß in ein Forschungstaucherzentrum, "das macht nur Sinn, wenn die Schiffe dort auch anlegen können".

Die Biologische Anstalt Helgoland will zudem ihr Informationsangebot für Touristen ausweiten. Danach soll das Helgoländer Aquarium in ein "Blue House" mit einem begehbaren Felswatt umgewandelt werden. Außerdem soll ein "Green House" zwischen dem Aquarium und dem Hauptgebäude der Biologischen Anstalt für Ausstellungen zum Thema Nordsee dienen. Die Gemeinde habe dafür gesorgt, dass mit Geldern des Landes eine Machbarkeitsstudie des Millionenprojektes an ein Stuttgarter Planungsbüro vergeben wurde, erste Ergebnisse sollen im Frühjahr vorliegen.

Ebenfalls in diesem Jahr werden die Planungen im Rahmen des Regionalen Entwicklungskonzeptes für eine Vergrößerung von Nutzungsflächen fortgeführt. Dabei ist das Millionen-Projekt Verbindung von Hauptinsel und Düne (wir berichteten) eine Option, wobei allerdings Aspekte des Küstenschutzes und Naturschutzes noch nicht eingeflossen seien, so Botter. Debattiert wird unter anderem auch eine "kleine Landerweiterung" auf der Düne Richtung Hauptinsel.

Es gibt noch weitere "Baustellen" auf Helgoland. Die Winteranbindung Helgolands sei in dieser Wintersaison gesichert, so Botter, für die nächsten drei bis vier Jahre führe der Kreis Gespräche mit der Cuxhavener Reederei Eils. Positiv sei eine zehnprozentige Steigerung der Fluggastzahlen im vorigen Jahr. Die Stromversorgung über das neue Seekabel funktioniere einwandfrei, die Jugendherberge werde am 29. April nach langer Renovierung aller Voraussicht nach vom Ministerpräsidenten eingeweiht. "Es ist eine positive Grundstimmung", hat Botter beobachtet. Viele Insulaner investierten derzeit in ihre Häuser und Hotels. Am 5. September will Botter erneut als Bürgermeister kandidieren. "Es ist so viel in Bewegung gekommen, da wäre es falsch zu sagen, ich höre jetzt auf." Bleibt abzuwarten, ob die Helgoländer das auch so sehen. Neben einer Kandidatin der Linken werden noch weitere Kandidaten erwartet.