Der rote Fels in der Nordsee, die Heimat des Dichters James Krüss, ist bei Naturfreunden und Vogelkundlern sehr beliebt. Etwa 1300 Menschen leben auf der Insel, und etwa 2400 Gästebetten gibt es hier.

Als von einem lächelnden Gott mit Pinsel leicht ins Meer getupften Flecken hat der Meister der Reime und Kinderbuchautor James Krüss sein Heimat-Eiland beschrieben. Betrachtet man es von weit oben, mag der Dichter recht haben. Nähert man sich der Insel Helgoland jedoch auf dem Seeweg, erscheint der Buntsandsteinfelsen als ein gigantischer Klotz.

Wo kommt er bloß her, der einsame rote Fels im Meer? Er sei übrig geblieben, sagen die Geologen. Als Rest einer vor Millionen Jahren von einem mächtigen Salzkörper emporgetriebenen Steinformation. Dieses Überbleibsel misst heute einen guten Quadratkilometer, ist ein Seeheilbad und gehört zum Kreis Pinneberg. Rund 1300 Menschen leben und arbeiten auf Helgoland. Die Luft ist nahezu pollenfrei. Im Sommer weht eine frische Brise über den Felsen, im Winter fallen die Temperaturen dank Golfstromausläufer nur selten unter null. Hin und wieder gibt es einen richtig kräftigen Sturm. 2400 Betten in Hotels, Pensionen und Privatquartieren stehen den Gästen vom Festland zur Verfügung. 300 000 kamen im vergangenen Jahr hierher. Die Anreise mit einem der Seebäderschiffe bietet im Sommer ein wunderschönes Extra aus alten Zeiten: Die Dampfer ankern auf der Reede vor der Insel. Die Passagiere werden dann ausgebootet. Für viele ist das der Höhepunkt der Reise.

Auf der Insel fahren keine Autos, und das Radeln ist mangels Platz nur den Kindern während der Wintermonate erlaubt. Die meisten Besucher kommen zum Shoppen her, bis zur Rückfahrt bleiben ihnen vier Stunden Zeit. Die Hälfte dieser Tagesgäste gelangt über das Duty-Free-Dorado in der Einkaufsmeile zwischen Landungsbrücke und Aufzug nicht hinaus. Die anderen erklimmen das Oberland, um Helgolands steinernes Wahrzeichen, die Lange Anna zu sehen. Nur wer mehr als einen Tag bleibt, bekommt eine Ahnung von dem wirklichen Reiz der Insel. Fotografin Lilo Tadday lebt seit 40 Jahren hier. "Helgoland ist eines der letzen Paradiese auf Erden", sagt sie.

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Dabei hat man sich damals mächtig ins Zeug gelegt, es kaputt zu bekommen. Der "Big Bang", mit dem die Engländer 1947 sämtliche militärischen Anlagen der Insel sprengten, brachte das Südkap des Buntsandsteinfelsens zum Einsturz und hinterließ nur das Mittelland. "Gäbe es das Mittelland nicht, wir müssten es schaffen", sagt der Wahlhelgoländer und Naturschützer Hans Stühmer. Dieses Stückchen zwischen Unter- und Oberland sei ein Ort der Ruhe und ein Mekka der Vogelkundler. Die Lummen, die Basstölpel und die Dreizehenmöwen suchen sich die steilen Klippen am Westrand des Eilands als Nistplatz aus. Der Lummensprung, jenes waghalsige Manöver, mit dem sich die jungen Vögel aus 60 Meter Höhe im Juni ins Wasser fallen lassen, ist ein seltenes Spektakel, das viele Naturliebhaber anzieht.

Der 35 Meter hohe viereckige Turm im Rücken der Sonnengucker ist der einzige Leuchtturm Deutschlands auf hoher See. Der ehemalige Flakleitstand bildet einen Sensorpunkt des Verkehrssicherungssystems Deutsche Bucht. Per automatischem Schiffsidentifizierungssystem können von hier aus sämtliche Schiffsbewegungen - 140 000 im Jahr - zwischen Wangerooge und Helgoland beobachtet werden.

Sozusagen die kleine Schwester des roten Felsens ist die benachbarte Düne. Auf dem nur mit einer schaukelnden Jolle erreichbaren großen Sandhaufen gibt es einen Mini-Inselflugplatz, ein paar Ferienhäuser, einen Zeltplatz, einen rot-weiß gestreiften Bilderbuchleuchtturm und jede Menge pelziger Dauergäste - die Robben.

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