Auch in Quickborn zeichnet sich Einvernehmen zwischen Betroffenen und Netzbetreiber ab. Bundestagsabgeordneter Rossmann zu Besuch.

Quickborn. Nun kommt auch für die Betroffenen der geplanten neuen Höchstspannungsleitungen in Quickborn Bewegung in die Sache. Die Bürgerinitiativen in Moorrege und Kummerfeld konnten - wie berichtet - durchsetzen, dass die neuen 380.000-Volt-Leitungen weiter weg von ihren Häusern verlaufen. In Quickborn schien dies lange unmöglich zu sein. Doch nun zeichnet sich eine Kompromisslösung mit dem Netzbetreiber TenneT aus den Niederlanden ab. Die CDU hatte bereits entsprechende Signale aus den Ministerien in Kiel und Berlin erhalten. Nun hat sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann eingeschaltet. Er will sich jetzt in einem Gespräch bei TenneT für die "Treppchenlösung" einsetzen. "Es muss nicht immer nur um Gold und Silber gehen. Auch Bronze wäre ja noch das Siegertreppchen."

Damit spielt der Elmshorner Bundestagsabgeordnete auf die Wünsche der Bürgerinitiative "Quickborn unter Höchstspannung" an. "Am liebsten wäre uns eine Erdverkabelung", sagt BI-Sprecher Werner Schneider über die Prioritätenliste seiner Mitstreiter rund um den Peperkamp. "Die zweitbeste Lösung wäre eine weiträumige Verschwenkung der Stromtrasse an unseren Häusern vorbei." Und falls das nicht möglich sein sollte, könnten sich die Betroffenen auch mit der "drittbesten Lösung" anfreunden: ein etwas kleinerer Abstand zu den Häusern in Kombination mit dem Bau neuer Wintrack-Masten, die weniger elektromagnetische Strahlung verursachen sollen als die herkömmlichen Donau-Masten. Diese sind allerdings in der Erprobungsphase und müssten erst zugelassen sein.

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Bei Kaffee und Butterkuchen ließ sich jetzt Rossmann den Stand der Dinge und die Forderungen der Betroffenen erläutern. Die neuen Höchstspannungsleitungen, die dringend gebraucht werden, um die Windenergie von der Nordseeküste in die industriellen Zentren zu transportieren, wertet Physiker Schneider als "Jahrhundert-Bauwerk". Da dürfe es nicht sein, dass dies nach veralteten wissenschaftlichen Erkenntnissen gebaut werde. Denn dass elektromagnetische Felder schon bei geringer Stärke Leukämie bei Kindern verursachen können, sei inzwischen erwiesen. Und in Quickborn würde die neue Stromtrasse nicht nur dicht an Wohngebieten vorbeiführen. Sie würde direkt an zwei Schulen vorbei gehen. Das berge erhebliche gesundheitliche Risiken für die Schüler.

Problematisch für die Quickborner ist allerdings, dass das Planfeststellungsverfahren bereits kurz vor dem Abschluss ist, in das die Wintrack-Masten-Variante erst nachträglich eingearbeitet werden müsste. Dafür bedarf es neben den Genehmigungen des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bundesnetzagentur auch des Entgegenkommens vom Netzbetreiber TenneT. Und der stehe unter zeitlichem Druck, wie Sprecher Alexander Greß sagt. 2013 müsste die neue Stromleitung gebaut werden, um den Zeitplan für den Atomausstieg nicht zu gefährden.

Rossmann und Schneider hoffen nun auf ein "Goodwill" von TenneT. "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine einvernehmliche Lösung für Quickborn erreichen und TenneT kein Interesse an Vertragsstreitigkeiten hat."

Schneider möchte zudem erreichen, dass die hohen Grenzwerte für elektromagnetische Strahlung in Deutschland auf die niedrigen Werte in Italien oder der Schweiz gesenkt werden. "Auch dafür haben Sie mich sensibler gemacht", betonte Rossmann.