Die Nordseeinsel verbucht ein Gäste-Plus, ein Rekord blieb allerdings aus, weil schon 117 Schiffsverbindungen ausfielen.

Helgoland. Die Wetterunbillen des Sommers trüben die Bilanz auf Helgoland. 117 Schiffe konnten zwischen April und September die zum Kreis Pinneberg gehörende Hochseeinsel nicht anlaufen. Allein im Juli, August und September erreichte an elf Tagen kein einziges Touristen-Schiff die Insel. "Das ist mitten in der Hauptsaison eine Katastrophe", sagt Tourismusdirektor Klaus Furtmeier. An jedem "schiffsfreien" Tag würden 3000 bis 4000 Touristen auf dem Festland bleiben. "Die fehlen uns natürlich in der Gesamtzahl", berichtet Furtmeier. So eine hohe Zahl an Ausfällen sei nahezu einmalig.

Verantwortlich war zumeist das schlechte Wetter. Doch auch die Technik verhinderte den Ausflug über die Nordsee: So hatte etwa die "Fair Lady", die nach vierjähriger Pause von Bremerhaven aus den roten Felsen wieder anläuft, im Juli einen Maschinenschaden. Die Reparatur erwies sich als langwierig, sodass an 15 aufeinanderfolgenden Tagen die Verbindung entfiel.

Dennoch: Unter dem Strich steht, was die Gesamtzahl von Urlaubern und Tagesgästen auf der Nordseeinsel angeht, zum jetzigen Zeitpunkt und verglichen mit dem Vorjahr, ein Plus. "Wir haben in dieser Saison bisher 240.000 Gäste gezählt. Das sind 1,5 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2010", bilanziert Furtmeier. Im vorigen Jahr wurden insgesamt 305.000 Ankünfte registriert, davon 60.500 Übernachtungsgäste.

Die Hauptsaison läuft noch bis Ende Oktober. Nach Furtmeiers Angaben hätte 2011 eine Rekord-Saison mit zweistelligen Zuwachsraten werden können, wenn nicht die Wetterkapriolen des Sommers erfolgt wären.

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Das bestätigt auch Hotelier Detlev Rickmers, der vier Beherbergungsbetriebe mit 105 Zimmern vertritt. "Bis Anfang August war es ein sehr gutes Jahr. Dann fuhren die Schiffe an drei aufeinanderfolgenden Tagen nicht, und das Geschäft ist eingebrochen." Nach seinen Angaben war es "die schlechteste zweite Augusthälfte, die wir je hatten". Und auch im September sehe es keinesfalls besser aus. Die vielen Schiffsausfälle seien eine gewaltige Belastung für das Geschäft, bilanziert er.

Das weiß auch Tourismusdirektor Furtmeier. Er hatte sich zuletzt einiges einfallen lassen, um die Urlauber, die wegen des schlechten Wetters auf der Insel festsaßen, bei Laune zu halten. So gab es für die Inselgäste freien Eintritt in dem neuen Meerwasserbad Mare Frisicum Spa - und einige Gratis-Vorstellungen des Kinofilms "Die Nordsee von oben". "Das alles wurde sehr gut angenommen", sagt Furtmeier. Er ist sich zumindest in einem Punkt sicher: Die Urlauber, die den verregneten Sommer auf Helgoland durchgestanden haben, werden wiederkommen. Furtmeier: "Unsere Gäste sind relativ wetterresistent, und wir haben einen sehr hohen Stammgastanteil. Die wissen alle, dass auf Helgoland mit Wetterkapriolen zu rechnen ist. Daher bin ich mir sicher, dass wir nächstes Jahr keine Quittung für diesen schlechten Sommer bekommen werden."

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Sicher ist auch eines: Sobald das Wetter über einen längeren Zeitraum beständig gut ist, klingeln auf Helgoland die Kassen. So hat sich im April 2011 die Zahl der Gäste auf der Insel, verglichen mit dem Vorjahr, fast verdoppelt. Und auch im Juni wurde ein Zuwachs von knapp 25 Prozent registriert.

Furtmeier sieht die Insel langfristig auf einem guten Weg, was den Tourismus angeht. Besonders bei den Übernachtungsgästen, die für Helgoland besonders wichtig sind, gehen die Zahlen nach oben. Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt: Von Januar bis Ende Juli 2011 stieg die Zahl der Übernachtungsgäste um 12,8 Prozent. Die Anzahl der Übernachtungen konnte um 8,1 Prozent erhöht werden. Furtmeier: "Die Tagesgäste sind für uns wichtig. Aber noch entscheidender für unseren Einzelhandel und die Gastronomie sind diejenigen, die eine Nacht oder länger auf der Insel bleiben."

Furtmeiers Strategie: Er will den Tagesgästen die Insel derart schmackhaft machen, dass sie wiederkommen und dann in einem Hotel, einer Pension oder einer Ferienwohnung einchecken. Und das nicht nur im Sommer: "Wir sind inzwischen ein Ganzjahresziel. Das Wintergeschäft erzielt erstaunliche Zuwachsraten", sagt der Tourismusdirektor. Er weist darauf hin, dass die Flugverbindungen zur Insel auch in der kalten Jahreszeit erfolgen und Helgoland dann auch weiterhin per Schiff von Cuxhaven aus angefahren wird - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.