Für den 2. Teil unserer Waldserie haben wir den Moorreger Kindergarten “WaldZauber“ besucht. Kinder und ihre Erzieherinnen erzählen

Guck mal, ich hab ein Haus gebaut. Das ist für die Mäuse." Vanessa ist mächtig stolz auf ihre Rinden-Ast-Sand-Konstruktion im Glinder Wald von Moorrege - und das mit Recht. Ein paar Meter weiter hämmern, sägen und bohren die Jungs auf Holzklötzen herum, andere springen von Baumstumpf zu Baumstumpf. Obwohl die Temperaturen noch im einstelligen Bereich liegen, nörgelt auch nach ein paar Stunden kein Kind über die Kälte. Im Gegenteil: Aus den dicken Schneeanzügen heraus strahlen die Jungen und Mädchen jede Menge Gesundheit und Lebensfreude aus. Im Moorreger Kindergarten "WaldZauber" fühlen sie sich pudelwohl. Diese Spiel-, Abenteuer-, Erlebnis- und Lernwelt ist ein Waldkindergarten, einer von vielen im Kreis Pinneberg, die immer beliebter werden.

Dafür gibt es gleich eine Reihe von Gründen. Sandra Hamann, die Sonderschullehrerin und Erzieherin, die vor neun Jahren die Einrichtung gründete, kennt sie alle. Ein wesentlicher: "Kinder bekommen hier ein ganz intensives Verhältnis zur Natur. Sie kennen die Waldtiere nicht nur aus Bilderbüchern, sondern aus eigenem Erleben." Rehe, Vögel, der Dachs vor seinem Bau - all das haben die zurzeit 18 Steppkes schon selbst erlebt. "Sogar eine Füchsin mit ihren Jungen haben wir beobachtet."

Ein zweiter dicker Pluspunkt im Konzept: "Wir sind immer in Bewegung." Während andere Kindertagesstätten Räume mit psychomotorischen Tobe- und Kletterangeboten einrichten, um die Körperlichkeit der Kinder zu fördern, läuft das in einem Waldkindergarten quasi nebenbei, wenn die Gegend erkundet wird. Klettern, laufen, tragen, balancieren, wippen, purzeln, ausweichen - kurz: alle Aufgaben, die den Körper und seine Fähigkeiten fördern und fordern, sind ständig zu erfüllen. "Wer bei uns hinfällt, steht wieder auf. Wir haben von den Schulen äußerst positive Rückmeldungen, dass unsere Kinder ein gutes Körpergefühl entwickelt haben", sagt Sandra Hamann.

Auch in anderen Bereichen können Waldkindergartenkinder besonders punkten. "Sie wissen in der Regel mehr über Pflanzen und Tiere als andere Kinder", erzählt die Erzieherin. Die "Minis" erleben das komplette Jahr im Freien - zumindest, sofern es nicht aus Kübeln gießt - und erfahren so den Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten. Hautnah bekommen sie mit, wie die Krokusse nach dem Winter durchbrechen und der Wald zum Leben erwacht, das er im Sommer in Fülle präsentiert. Auf den Streifzügen werden beispielsweise Holunder- und Brombeeren gesammelt und auf dem Holzofen im Bauwagen zu Marmelade oder Suppe verkocht, die gemeinsam verspeist werden. Andererseits bekommen die Kinder zu wissen, dass man nicht alle Dinge abpflücken, ausgraben, abbrechen und futtern darf, und sehen sie noch so lecker aus.

Die zwei Bauwagen sind aber nicht allein als Wetterschutz oder zum Kochen da, sondern beherbergen das Spielzeug, Spanngurte, Stifte, Schere und Vor-Schulsachen. "Die Vorbereitung auf die Schule ist auch unser Ziel. Wir bringen den Kindern die von den Lehrern gewünschten Fertigkeiten bei", sagte die Leiterin.

Ein gutes Sozialverhalten gehört dazu - Rücksicht wird groß geschrieben. "Unsere Kinder gehen immer zu zweit, damit die Kleinsten mitkommen. Die strengen sich kräftig an, um mit den Großen mitzuhalten", sagt Sandra Hamann. Der Wald bietet viele Orte, sich zurückzuziehen. Konflikte, die durch Enge entstehen, sind unbekannt.

Aber nicht allein auf die neun Hektar Wald und den Glinder Badesee ist die Spielwiese der kleinen Waldzauberer begrenzt. Sie erkunden die Welt ebenso wie Kinder aus den herkömmlichen Kitas. Da gibt es Elbe-Tage, um mehr über den Fluss zu erfahren und jede Menge andere Exkursionen. Sandra Hamann: "Da brauchen Eltern keine Angst zu haben, dass ihre Sprösslinge womöglich Besuche in der Polizei- oder Feuerwache verpassen."