In unserer Wald-Serie appelliert Kreisnaturschutzbeauftragter an die Verantwortlichen, im Land aufzuforsten

Kreis Pinneberg. Die Botschaft ist deutlich. "Die Aufforstung muss unbedingt fortgesetzt werden - Fehlentwicklungen wie die Subventionierung von Biogas sind schnellstens zu stoppen." Hans-Albrecht Hewicker, als Kreisnaturschutzbeauftragter einer der wichtigsten Umweltberater von Landrat Oliver Stolz, zieht zum heutigen Tag des Waldes im UN-"Jahr der Wälder" Bilanz und sieht die Zukunft eher düster: "Die Konkurrenz verschiedener Nutzer um die Flächen ist enorm - zu befürchten ist, dass der Wald verliert."

Schleswig-Holstein ist das mit 10,3 Prozent Waldanteil an der Gesamtfläche waldärmste Bundesland. Angepeilt sind zwölf Prozent Der Kreis Pinneberg liegt mit etwa 8,7 Prozent darunter - nur Dithmarschen, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg haben statistisch gesehen weniger Bäume. 5791 Hektar im Kreis Pinneberg sind laut Erhebung aus dem Jahr 2008 mit Wald bedeckt, 1988 waren es nur 3900 Hektar gewesen. "Dieser gewaltige Sprung ist hauptsächlich durch eine andere Einstufung entstanden", sagt Hewicker. Bruchwald wurde früher als "Moor" und wird heute als "Wald" geführt. Er macht 16 Prozent, Laubwald 30, Nadelwald 28 und Laub-Nadel-Mischwald 26 Prozent aus.

Für Hewicker ist die Waldfläche im Kreis deutlich zu niedrig: "Wälder sind wichtige Erholungsräume. Je größer die Waldfläche pro Kopf, desto besser." Sind es in Europa inklusive Russland 5000 Quadratmeter je Mensch, so verschiebt sich die Relation immer weiter, je näher man kommt. Der Bundessschnitt liegt bei 1300 Quadratmetern pro Person, das Verhältnis in Schleswig-Holstein bei 560 und das in Pinneberg nur bei 144 Quadratmeter pro Person. Hewicker: "Das ist weniger als im Ruhrgebiet. Wenn man bedenkt, dass am Wochenende auch die anderthalb Millionen Hamburger hier Erholung suchen, spannt das die Lage zusätzlich an.

Der Siedlungsdruck in der Metropolregion ist laut Hewicker eine der größten Hürden, weitere Flächen für Aufforstungen zu bekommen. "Überspitzt: Hier in der Region gibt es nur wenige Flächenbesitzer, die nicht darauf warten, dass ihre Wiesen zu Bauerwartungsland werden." Weitere Wettbewerber um Flächen sind Baumschulen. Mit ihnen lasse sich pro Hektar mehr Rendite erwirtschaften als mit Wald.

Wie im ganzen Land sind auch im Kreisgebiet die Mais-Monokulturen zur Bio-Energie-Gewinnung ein wachsendes Problem. "Das ist eine Großkatastrophe. Weil die Biogas-Produktion übersubventioniert ist, lohnt sie sich mehr als normale Landwirtschaft oder ein Wald. Und wir müssen den Sommer über durch unendliche Mais-Felder fahren. Da ist auch jeder touristische Reiz weg", so Hewicker. Negativer Nebeneffekt: Durch den Maisanbau vermehren sich Wildschweine.

Im Kreisgebiet sind die Waldflächen zumindest stabil. Ersatzaufforstungen als Ausgleich für Bauten in Verhältnissen von einer Einheit Altfläche bis zu drei Einheiten führen dazu, dass die Waldflächen langsam wachsen.

Eine pfiffige Idee bildet in diesem Zusammenhang das "Öko-Konto Wald". Hewicker erläuterte das an einem Beispiel: "In Halstenbek hat eine Baumschule den Betrieb aufgegeben. Anstatt die Flächen einem Kollegen anzubieten, sind die Flächen aufgeforstet worden. Diese Aufwertungsmaßnahmen werden von der Forstbehörde auf einem Öko-Konto notiert. Benötigt jetzt ein Bauherr, gleich ob privat oder Kommune, eine Ausgleichsfläche, kauft er dem ehemaligen Baumschuler entsprechende Guthaben auf dem Öko-Konto ab." Diese Puffer-Funktion erlaubt es, nicht unbedingt eigene Flächen vorhalten zu müssen.

Eine weitere Art der Unterstützung von Aufforstung wird zur Zeit auf Landesebene organisiert. Private Waldfans bereiten eine Stiftung vor, die Grundstücksbesitzern über Zuschüsse das Aufforsten schmackhaft machen soll - so dass sie Eichen und Buchen den Vorrang vor Mais-Monokultur gewähren.

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