Kaltenkirchen. Die Chance, bei uns Polarlichter zu sehen, ist diesen Winter so groß wie seit Jahrzehnten nicht. Was man tun muss.

  • Das Magnetfeld der Sonne sorgt derzeit für sehr viele Polarlichter.
  • Im Winter kann man sie noch wesentlich besser sehen als im Sommer.
  • Was das Auge nicht wahrnimmt, kann die Kamera einfangen.

Üblicherweise reisen Menschen extra in Länder wie Norwegen, Finnland oder Kanada, weil sie unbedingt Polarlichter sehen wollen. In Deutschland sind sie sehr selten – eigentlich. Doch aktuell bietet sich auch in Schleswig-Holstein die geradezu historische Chance, das Himmelsphänomen zu fotografieren oder sogar mit eigenen Augen zu sehen. Sollte Ihnen ein Foto gelingen – teilen Sie es gern und schicken es an die Noderstedt-Redaktion unter norderstedt-abendblatt@funkemedien.de.

„Ich hatte hier seit Jahrzehnten keine Polarlichter gesehen. Aber im Moment dürfen wir ein- bis zweimal im Monat damit rechnen“, sagt Dr. Erik Wischnewski, Astrophysiker und Fachbuchautor aus Kaltenkirchen.

Der Grund: „Polarlichter entstehen durch Sonnenaktivität. Und die ist aktuell so groß wie seit langer Zeit nicht mehr“, so der 71-Jährige. „Alle elf Jahre polarisiert sich das Magnetfeld der Sonne um“, so der Astrophysiker. Im sogenannten „Sonnenfleckenzyklus“, in dem wir uns aktuell befinden, gebe es täglich besonders große Eruptionen. Der aktuelle Sonnenfleckenzyklus sei zudem von besonderer Art. „Die Maxima sind selten so hoch wie jetzt. In der Intensität hatten wir das seit den Sechzigerjahren nicht.“

Polarlichter: Winternächte sind für Beobachtung besonders gut geeignet

Deshalb gebe es seit dem Sommer auch bei uns die Chance, Polarlichter am Himmel zu sehen. Wischnewski hat selbst eins am 25. September fotografiert, von seinem Grundstück in Kaltenkirchen. Aber nun seien die Bedingungen noch besser. „Im Sommer werden die Nächte ja gar nicht richtig dunkel. Der Winter ist viel besser für die Beobachtung geeignet“, sagt Wischnewski.

Der Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski aus Kaltenkirchen.
Der Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski aus Kaltenkirchen. © Erik Wischnewski | Erik Wischnewski

Wer selbst ein Polarlicht sehen möchte, sollte sich vorher informieren, wann die Chance dafür am höchsten ist, etwa über die Webseite www.polarlicht-vorhersage.de. Ist eine Nacht geeignet, solle man sich an einen Ort mit guter Sicht auf Himmel und Horizont begeben, „zum Beispiel zu einem Feld am Stadtrand“. Das Wichtigste sei, dass „der Blick Richtung Norden“ frei sei, denn dort tauchen die Polarlichter auf. Dann brauche man noch etwas Geduld, „mindestens eine Stunde. Wem kalt ist, der kann sich ja ein bisschen ins Auto setzen oder Tee aus einer Thermoskanne trinken“.

Kamera zeigt Polarlichter, die man mit bloßem Auge nicht sieht

Wischneswki sagt aber auch, dass die Chance, ein Polarlicht mit der Kamera einzufangen, höher ist, als eines mit bloßem Auge zu sehen. „In unseren Breiten sind die Polarlichter eher lichtschwach“, so der Physiker. Ein Fotoapparat könne aber das einfangen, was wir selbst am Himmel nicht sehen können. „Wer eine Spiegelreflexkamera hat, montiert sie auf das Stativ uns stellt eine Belichtungszeit von fünf bis zehn Sekunden ein, sowie eine hohe ISO-Zahl. Ich nehme immer 1300“, so Wischnewski.

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Wer dann nicht die ganze Zeit draußen stehen möchte, könne auch einfach die Kamera entsprechend programmieren. „Ich lasse meine Kamera immer die ganze Nacht durchfotografieren. Und dann schaue ich mir am nächsten Tag an die 1000 Fotos an und sehe nach, ob ein Polarlicht dabei ist“, so der Experte.

Wer keine Spiegelreflexkamera sein Eigen nennt, könne auch einfach das Handy nehmen. „Das geht durchaus. Damit die lange Belichtung funktioniert, muss man es dann nur irgendwo gegenstellen.“