Norderstedt. Absolventinnen der Neuen Akademie spielen Musicalkomödie „Non(n)sens“ im Festsaal am Falkenberg. Warum eine Nonne rappt.

Als sechs Nonnen vom Bingospielen zurück ins Kloster nach Norderstedt kehren, entdecken sie ihre Mitschwestern – allesamt tot. 52 bleiche Gesichter hängen in der verdorbenen Fischsuppe. Schwester Julia hat unglücklicherweise ein neues Rezept für eine Bouillabaisse ausprobiert...

Die Musicalkomödie „Non(n)sens“ erzählt sehr charmant die Geschichte der noch lebenden Schwestern, die für die Beerdigung der toten Nonnen Geld auftreiben müssen. 48 Ordensschwestern konnten sie bereits unter die Erde bringen – die vier übrigen müssen vorerst in der Tiefkühltruhe gelagert werden. Mutter Oberin hat sich leider verkalkuliert und eine neue Heimkinoanlage für das Kloster gekauft. Aber die Schwestern beweisen Kreativität: Mit einer Benefizshow wollen sie genügend Spenden für die übrigen Beerdigungen einsammeln.

Musical Norderstedt: 52 tote Nonnen, sechs Überlebende – und eine verrückte Show

Gespielt werden die Nonnen von den Absolventinnen der Neuen Akademie der Darstellenden Künste. Am Freitag und Sonnabend, 11. und 12. November, 19.30 Uhr, treten sie im Festsaal am Falkenberg in Norderstedt auf. Am Sonnabend, 19. November, 19.30 Uhr, sind sie im Kurhaustheater in Bad Bramstedt zu Gast. Mit viel Humor, Herz und großartigen Stimmen füllen die jungen Frauen das Musical, das bereits Ende der 80er-Jahre erstmals in Deutschland aufgeführt wurde, mit Leben.

Werner Bauer führt bei der Musicalkomödie Non(n)sens Regie. Das Stück wird im Festsaal am Falkenberg in Norderstedt und im Kurhaustheater in Bad Bramstedt aufgeführt.
Werner Bauer führt bei der Musicalkomödie Non(n)sens Regie. Das Stück wird im Festsaal am Falkenberg in Norderstedt und im Kurhaustheater in Bad Bramstedt aufgeführt. © Annabell Behrmann

Damit das Stück, das bald seit vier Jahrzehnten weltweit aufgeführt wird, zeitgemäß bleibt, hat Regisseur Werner Bauer ihm einige persönliche Noten verpasst – wie eine rappende Nonne, die in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen ist, oder die Schwester, die ständig an ihrem Handy hängt. „Probleme zwischen den Nonnen kommen zum Vorschein. Nur weil sie im Kloster leben, sind sie keine besseren Menschen. Sie haben dieselben Probleme wie alle anderen“, sagt Werner Bauer.

Musical Non(n)sens ist Werner Bauers zweite Nonnen-Produktion in diesem Jahr

Der 57-Jährige stand selbst 25 Jahre seines Lebens als Schauspieler auf der Bühne, ehe er vor zehn Jahren die Seiten wechselte und seitdem Regie führt. „Non(n)sens“ ist bereits seine zweite Produktion in diesem Jahr, bei der Nonnen im Mittelpunkt stehen. Im nordrhein-westfälischen Tecklenburg hat er das Musical „Sister Act“ inszeniert. „Ich finde es ganz amüsant mit den Nonnen“, schmunzelt er.

Die Nonnen werden von den Schülerinnen der Neuen Akademie in Norderstedt gespielt.
Die Nonnen werden von den Schülerinnen der Neuen Akademie in Norderstedt gespielt. © Annabell Behrmann

Der Regisseur findet, dass „Non(n)sens“ gut in die aktuelle Zeit passt. „Egal, was man macht, man kann seine Persönlichkeit nicht ablegen“, sagt er. Auch nicht im Kloster als Nonne. In der heutigen Zeit würden viele Menschen wie in einer Blase leben, und überhitzt reagieren, wenn jemand eine andere Meinung vertrete. „In dem Stück finden die Schwestern einen Weg, miteinander umzugehen, obwohl sie verschieden sind. Niemand wird ausgestoßen oder isoliert. Das ist eine schöne Botschaft für diese Zeit.“

Norderstedts Musicalinstitut floppt – Leiterin gründet neue Schule

Nach Norderstedt geführt hat ihn Simone Voicu-Pohl, die Leiterin der Neuen Akademie und Managerin des Kurhaustheaters in Bad Bramstedt. Ende der 90er-Jahre haben sich die beiden als Darsteller des Musicals „Die Schöne und das Biest“ kennengelernt. Später spielten sie in „Tanz der Vampire“ zusammen. Bauer freut sich, die Abschlussinszenierung der sechs Schülerinnen begleiten zu dürfen. „Sie sind sehr offen und empathisch und setzen die Dinge schnell um.“

Simone Voicu-Pohl hat hart dafür gekämpft, dass die Frauen überhaupt ihren Abschluss machen können. Anfang 2019 begannen sie ihre Ausbildung am Conservatory of Performing Arts (Copa). Doch Norderstedts neues Musicalinstitut musste nach nur wenigen Monaten Insolvenz anmelden. Die jungen Menschen, die aus ganz Deutschland nach Norderstedt gezogen waren, standen vor dem Nichts.

Musical Norderstedt: Show bildet gleichzeitig Abschluss der Ausbildung

Voicu-Pohl wollte das als ehemalige Schulleiterin des Copa nicht akzeptieren. Die Musicalfachfrau putzte solange Klinken, bis das Geld der Sponsoren und Förderer reichte, um die Neue Akademie zu gründen. Hier konnten sie ihre Ausbildung beenden. Mit „Non(n)sens“ findet diese turbulente Zeit einen mehr als würdigen Abschluss.

Musical „Non(n)sens“, Freitag und Sonnabend, 11. und 12. November, 19.30 Uhr, Festsaal am Falkenberg, Langenharmer Weg 90, Norderstedt. Tickets gibt es zu 15/erm. 12 Euro im TicketCorner am Brauhaus Hopfenliebe, Rathausallee 60, oder bei Eventim. Sonnabend, 19. November, 19.30 Uhr, Kurhaustheater, Oskar-Alexander-Straße 26, Bad Bramstedt. Karten ab 16 Euro unter ticket-regional.de.