Arved Fuchs und seine Crew brechen von Flensburg zu den Lofoten auf. Dort müssen sie mit eisigen Winden zurechtkommen.

Flensburg/Bad Bramstedt . Zum Abschied wünschten die Freunde an der Kaimauer dreimal "Gode Wind!", auf der Promenade des Flensburger Museumshafen wurden kleine Feuerwerkskörper gezündet. Wenn der Haikutter "Dagmar Aaen" des Bramstedters Arved Fuchs in See sticht, ist an der Anlegestelle kein Quadratmeter mehr frei: Schaulustige stehen neben Fernsehteams, Freunde und Verwandte der Crew winken dem Schiff hinterher. Auch die Wasserschutzpolizei kommt vorbei, um Tschüs zu sagen. Und alle vereint ein Wunsch: Hoffentlich kommen alle heil von der Reise zurück.

Jede Reise beginnt mit einer Sicherheitseinweisung

Wem es am Freitag am Hafen zu kalt war, mag sich kaum vorstellen, welche Version des Winters die acht Männer und Frauen an Bord des Expeditionsschiffes erwartet. Sie werden über den rauen Nordatlantik in die Polarnacht der norwegischen Lofoten reisen. Dort muss die Besatzung mit kräftigen eisigen Winden, Feuchtigkeit und Dunkelheit zurechtkommen. Nur das Wasser ist - relativ - warm. Der Golfstrom sorgt für eine Temperatur von etwa sechs Grad.

Jede Reise an Bord des 80 Jahre alten Holzschiffes beginnt mit einer Sicherheitseinweisung. Besonders die Dunkelheit gehöre beim Segeln in den nördlichen Regionen zu den großen Herausforderungen, sagt Fuchs. An den Weihnachtsfeiertagen hat er Ausrüstung und Proviant eingeladen, am Freitag reisten die Segler nur noch mit ihrem persönlichen Gepäck nach Flensburg.

Die Wetterprognose für die erste Etappe nach Nord-Dänemark ist erfreulich. "Wir haben mit südlichen Winden zu rechnen", sagt Arved Fuchs. "Das ist für uns sehr günstig." Silvester wollen die Segler in Skagen feiern. "Ganz beschaulich", sagt Fuchs' Ehefrau Brigitte Ellerbrock, die bis zum norwegischen Bergen an Bord bleiben wird - als "normales Besatzungsmitglied", wie sie betont. Zum Jahreswechsel serviert Arved Fuchs seiner Crew eine Spezialität: Er wird in der kleinen Bordküche zwei Gänse, die von einem Bramstedter Schlachter stammen, nebst Beilagen zubereiten.

Doch danach ist es mit der Gemütlichkeit vorbei. Durch das bei Seefahrern berüchtigte Skagerak führt die Reise an der norwegischen Küste entlang in den hohen Norden. Arved Fuchs geht davon aus, dass die "Dagmar Aaen" nach der Überquerung des Polarkreises etwa am 20. Januar in der Bodö eintreffen wird.

Die Geschichte der Männer, die sich auf die raue See wagten, begeisterte Fuchs

Von dort wird er sich auf die Spuren der Lofotfischer begeben, die seit Jahrhunderten nach Weihnachten mit ihren offenen Booten aufbrechen und Kabeljau vor den nordnorwegischen Inseln fangen. Auf die Idee, sich mit diesen harten Gesellen zu beschäftigen, kam Arved Fuchs an einem schönen Sommertag an Bord seines Schiffes, als er das Buch "Die Lofotfischer" von Johan Bojer zur Hand nahm. Das Heldenepos und die Geschichte der Männer, die sich mutig auf die raue See wagten, begeisterten Fuchs: "Was dort beschrieben wird, wollte ich im Winter erleben."

Ein Kameramann, ein Fotograf und ein Wissenschaftlerteam des Fraunhofer-Instituts für marine Biotechnologie aus Lübeck werden Fuchs begleiten und die Arbeit der Lofotfischer dokumentieren. Besonders interessieren sie sich dafür, wie die Norweger es schaffen, große Mengen Kabeljau zu fischen und trotzdem nicht die Bestände zu gefährden. An Bord sollen eine TV-Dokumentation und ein neues Buch des Bramstedters entstehen.

Wenn die "Dagmar Aaen" sich durch die See vor Nordnorwegen kämpft, wird auch ein Norderstedter Arved Fuchs begleiten. Der NDR-Hörfunkjournalist Matthias Steiner aus dem Stadtteil Glashütte ist begeisterter Segler, hat bereits Kap Hoorn umfahren und gehört zum Freundeskreis des Bramstedters. Für NDR 90,3 will er eine Reportage über den Törn mitbringen.

Fuchs freut sich nicht nur aufs Segeln und Recherchieren, sondern auch auf leckeren Dorsch. "Wir werden wohl ab und zu die Angel über Bord halten", sagt der 59-Jährige.

Auch Brigitte Ellerbrock wäre gern mit in den Norden gesegelt, doch dafür fehlt der Architektin die Zeit. "Ich verbringe an Bord meinen Winterurlaub- mehr geht nicht", sagt sie.

Die "Dagmar Aaen" wird den Frühling in Tromsö verbringen

Die Lofotentour wird bis Ende Februar dauern. Einmal am Tag telefoniert sie mit ihrem Mann, wenn er unterwegs ist, sagt Brigitte Ellerbrock. Sie freut sich bereits auf den Sommer, wenn sie mit der "Dagmar Aaen" zur nächsten großen Expedition in der Polarregion aufbricht. Einzelheiten verraten die Besatzungsmitglieder noch nicht - Betriebsgeheimnis! Zwischen den Expeditionen bleibt die "Dagmar Aaen" in Norwegen und wird den Frühling in Tromsö verbringen.