Auf einer längeren Expedition will der Abenteurer Arved Fuchs herausfinden, wie nachhaltige Fischerei in Norwegen funktioniert.

Bad Bramstedt. In der Küche stapeln sich die Kisten mit Äpfeln aus dem Alten Land. Beim Schlachter im Stadtzentrum ist das Fleisch bestellt. Mützen, Handschuhe und Gummistiefel liegen bereit. Der Bad Bramstedter Expeditionsspezialist Arved Fuchs und sein Team haben die Vorbereitungen für ihre nächste Reise abgeschlossen: Am 28. Dezember starten sie mit dem Expeditionsschiff "Dagmar Aaen" gen Norden zu den norwegischen Lofoten. Eine wilde See, eisige Winde, permanente Dunkelheit - das erwartet die neun Besatzungsmitglieder des 80 Jahre alten Haikutters. "Das wird ein anspruchsvoller Segeltörn", sagt Fuchs.

In der norwegischen Küstenregion jenseits des Polarkreises wird Fuchs auf den Spuren der Lofotfischer segeln, die seit Jahrhunderten nach dem Weihnachtsfest und einem Gottesdienst in offenen Booten auf die Nordsee hinausfahren, um Kabeljau zu fangen. "Das war früher extrem gefährlich und entbehrungsreich", sagt Fuchs, der dem Abendblatt einen Blick in sein Gepäck gestattet hat. Ganz oben liegen warme Mützen und dicke Handschuhe, die vor Kälte und Nässe schützen. Zur Ausrüstung gehören außerdem lange Funktionsunterwäsche und Fleecebekleidung.

"Man muss flexibel sein", sagt der Expeditionsfachmann, der die Gewässer im Norden schon oft bereist hat. Flexibel bedeutet, sich einerseits vor dem Wetter und der See zu schützen, andererseits aber an Bord beweglich zu bleiben. Wer in die Takelage geht, muss trotz warmer Kleidung klettern können. Wenn es an Bord nass wird, steigt Fuchs in seine besonders gefütterten Gummistiefel. Für den Landgang liegen Trekkingstiefel bereit.

Wenn die "Dagmar Aaen" am 28. Dezember in Flensburg ablegt, wird außer der Stammcrew auch Fuchs' Ehefrau Brigitte Ellerbrock an Bord sein. Sie hat ihren Mann bereits bei mehreren Reisen begleitet und war in diesem Jahr mit der Hundeschlittenexpedition im Nordwesten Grönlands unterwegs. Silvester wird das Team im norddänischen Skagen feiern und nach drei Wochen auf der Nordsee im nordnorwegischen Bodo eintreffen.

Kabeljau trägt in der Region den Namen "Gold der Nordsee", der im Januar in riesigen Schwärmen zum Laichen zu den Lofoten zieht und die Fischer hinaus aufs Meer lockte. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts fingen sie in jeder Saison bis zu 64.000 Tonnen des Fisches, der tief in der norwegischen Kultur verwurzelt ist und bis nach Portugal und Afrika exportiert wird. Das Erstaunliche: Wegen der strengen Regelungen der Norweger sind die Gründe bislang nicht überfischt.

Dennoch schwelt in der Region ein mehr als 100 Jahre alter Konflikt, der mit der Schlacht am Trollfjord im Jahr 1880 begann. Damals wehrten sich die Lofotfischer gegen den Einsatz der ersten dampfbetriebenen Fischfangschiffe. "Es gab Tote und Verletzte", berichtet Arved Fuchs. Noch heute konkurrieren Traditionsfischer und moderne Fangflotten um das Gold der Nordsee. "Die Schlacht ist nicht vorbei. Wir wollen wissen, wie die nachhaltige Fischerei in Norwegen funktioniert", sagt Fuchs, der in Nordnorwegen mit einem Team des Lübecker Fraunhofer-Instituts für marine Biotechnologie zusammenarbeitet. Die Wissenschaftler werden mit einer Forschungsausrüstung auf dem Landweg in Richtung Lofoten fahren und die "Dagmar Aaen" für Fahrten auf die Nordsee nutzen.

Zur Crew gehören der Fotograf Harald Schmitt, der Fuchs bereits mehrfach begleitet hat, und Peter Sandmeyer, der gemeinsam mit dem Expeditionsspezialisten das Buch "Nordatlantik - eine Entdeckungsfahrt" veröffentlicht hat. Die Männer planen, nach ihrer Rückkehr ein Bildband über die Lofoten-Reise zu schreiben. Außerdem wird der TV-Filmer Tim Frank an Bord und bei den Landgängen für eine 60-minütige Fernsehdokumentation drehen.

Bis Mitte Februar sind Fuchs und sein Team im hohen Norden unterwegs. Den Rest des Winters wird die "Dagmar Aaen" in Tromsö verbringen. Die nächste Reise steht im Sommer auf dem Programm. Wohin Arved Fuchs dann sein Schiff steuern wird, verrät er noch nicht. Nur so viel ist klar: Er segelt erneut in die arktische Region.