... dann stecken Radler, Behinderte oder Eltern mit Kinderwagen im Fußgängertunnel in der Falle. Eine Rampe fehlt.

Norderstedt. Der Autoverkehr durch den Tunnel unter dem Knoten Ochsenzoll läuft flüssig. Dafür stockt es immer mal wieder beim kleinen Nachbarn des Tunnels, dem Fuß- und Radfahrertunnel. Immer dann nämlich, wenn der Aufzug auf der südlichen Seite streikt. Dann gibt es für Radfahrer, Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer keinen Ausweg. Denn eine Rampe, so wie auf der nördlichen Seite des Tunnels, fehlt. Wer sein Rad oder seinen Kinderwagen nicht die steilen Treppen hochwuchten möchte, dem bleibt nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten.

"Die Situation ist nicht sehr schön", sagt Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse. Derzeit arbeite man im Dezernat daran, zumindest ein Schild auf der nördlichen Seite des Tunnels aufzustellen, das Radfahrer und alle anderen, die auf den Aufzug angewiesen sind, im Falle eines Ausfalls des Aufzugs zumindest informiert. Dann könnten die Bürger den Tunnel gleich meiden, die Rampe auf der Nordseite nutzen und dann versuchen, oberirdisch irgendwie über die Straße zu kommen.

Der Grund für den zuletzt tagelangen Ausfalls des Aufzugs war die defekte Hydraulik des Systems. Laut Bosse habe die Herstellerfirma den Fehler eingestanden und würde nun die Funktion des Aufzuges täglich überprüfen und auftretende Fehler unverzüglich reparieren. Längere Stillstandzeiten sollen ab sofort vermieden werden. Ein weitaus schwerer zu kalkulierendes Risiko für den Betrieb der Aufzüge sind Vandalismusschäden. Die unübersehbaren gläsernen Aufzüge sind bereits das Ziel sinnloser Zerstörungswut geworden. In den massiven Scheiben der Aufzugtüren sind tiefe Löcher im Glas. Sie wirken wie Einschusslöcher, könnten mutmaßlich aber auch die Folgen eines Steinwurfes sein.

Kameraüberwachung für den Aufzug - die erste in der Stadt überhaupt

Um derartigen Blödsinn abzuwehren, prüft die Stadt nun, ob der Aufzug am Ochsenzoll als erstes Gebäude der Stadt eine Videoüberwachungsanlage bekommt. "Die Genehmigung durch unseren Datenschutzbeauftragten steht noch aus", sagt Bosse. Doch wenn sie kommt, will die Stadt eine Kamera installieren und die Überwachung des Aufzugs durch eine private Sicherheitsfirma in Auftrag geben. Falls Unverbesserliche sich davon nicht abschrecken lassen, könnten sie über die gespeicherten Bilder identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden. Rechtlich dürften der Überwachung keine Hürden im Weg stehen, wie das Abendblatt auf Nachfrage beim Datenschutzbeauftragten Schleswig-Holsteins, Thilo Weichert, erfahren hat (siehe Artikel unten).

Bleibt die Frage, warum es auf der südlichen Seite nicht einfach auch eine Rampe gibt wie auf der nördlichen Seite - auf der die meisten Radfahrer ohnehin lieber fahren würden als den Umweg über einen langsamen Aufzug zu nehmen. Laut Thomas Bosse ist die Rampe auf der südlichen Seite geplant. Realisiert werden kann sie aber noch nicht. Der Eigentümer des benachbarten Grundstücks und des Gebäudes darauf (ehemaliges "Moby Dick") sucht derzeit einen Eigentümer. "Wir wollen das Grundstück gemeinsam mit dem Eigentümer entwickeln", sagt Bosse. Problem sei, dass der Eigentümer sich Zeit lasse mit der Suche nach einem passenden Investor. Bosse: "Es gibt auch Planungen für Projekte, die den im Besitz der Stadt befindlichen Parkplatz neben dem Gebäude mit einbeziehen." So lange es aber nicht zu diesem großen Wurf an der südlichen Ecke des künftigen Kreisels am Ochsenzoll kommt, kann eben auch keine Rampe für Radler auf der Südseite des Fußgängertunnels gebaut werden.

Schiebehilfen auf den Treppen als Provisorium, bis die Rampe kommt?

Der CDU-Stadtvertreter Arne Schumacher hat im Verkehrsausschuss kürzlich angeregt, ob der Einsatz von Provisorien für die Übergangszeit nicht sinnvoll wäre. "Ich habe selbst schon Frauen dabei geholfen, ihren Kinderwagen die Treppen hochzuhieven, als der Aufzug nicht ging. Wenn es auf den Treppen wenigstens eine Schiebehilfe geben würden, könnten Räder oder Kinderwagen mit weniger Kraftaufwand die Treppe hinauftransportiert werden."

Doch Schiebehilfen auf den Treppen des südlichen Tunnelausgangs empfindet Thomas Bosse als nicht sinnvoll. Es sei ein erheblicher Kraftaufwand erforderlich, um sein Rad oder einen Kinderwagen die Treppen hochzuschieben. Bosse: "Da steigt das Unfallrisiko auf den steilen Treppen."