Die Projektentwickler verwickeln sich immer mehr in Widersprüche. Auch Befürworter des Projekts gehen jetzt auf Distanz.

Henstedt-Ulzburg . Die Diskussionen um das geplante City Center Ulzburg nehmen schärfere Züge an. Heute Abend stellen sich die Projektentwickler erneut den Fragen der Mitglieder im Ausschuss für Umwelt und Planung - und die werden vermutlich unangenehm für Peter Skrabs und Kurt Will, den beiden Geschäftsführern der Hamburger Immobiliengruppe W & S, ausfallen. Denn immer mehr Ungereimtheiten und Widersprüche in ihren Aussagen verärgern auch bisherige Befürworter des Projektes. Dieser Teil der Sitzung (18.30 Uhr, Ratssaal) findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Es vergeht kaum eine Woche, in der in Henstedt-Ulzburg nicht neue Widersprüchlichkeiten in Sachen CCU auftauchen. Bisher sind die Politiker davon ausgegangen, dass die City Center Ulzburg GmbH Eigentümerin des Grundstücks, auf dem das Center gebaut werden soll, ist. Wie bereits berichtet, hat sich inzwischen herausgestellt, dass dieses Grundstück immer noch im Besitz der Grundstücksgesellschaft Schaum ist. Im städtebaulichen Vertrag jedoch soll die Center GmbH als Eigentümer aufgeführt sein.

Laut Peter Skrabs, der gegenüber der Gemeinde Henstedt-Ulzburg bisher als Hauptansprechpartner auftritt, ist der Eigentumsübergang an bestimmte Bedingungen geknüpft - zum Beispiel an die Erteilung der Baugenehmigung. Davon allerdings haben die Gemeindepolitiker bisher nichts gewusst. Eine Baugenehmigung für das CCU liegt noch nicht auf dem Tisch, weil eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Schleswig aussteht. "Erst wenn Sicherheit besteht, dass tatsächlich gebaut werden kann, wird das Grundstück gekauft", sagt Peter Skrabs. "So ist es ja auch bei einem Einfamilienhaus."

Überrascht wurden die Gemeindepolitiker auch von der Tatsache, dass als Projektentwickler nicht mehr die Hamburger Immobilienkaufleute Skrabs und Will, sondern der niederländische Projektentwickler Ten Brinke auftritt. Auch davon war zu Beginn der Verhandlungen nicht die Rede. Politik und Verwaltung gingen stets davon aus, dass die beiden Hamburger Kaufleute mit ihrer Immobiliengesellschaft alleine hinter dem Projekt stehen. Dass plötzlich ein weiterer Projektentwickler auftaucht, erfuhren die meisten Gemeindepolitiker durch die Presse.

Inzwischen allerdings sind viele froh, dass Ten Brinke mit im Boot ist: Das Unternehmen existiert seit 100 Jahren und hat einen guten Ruf. Die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf hatte während einer Messe in München Gelegenheit, mit dem Unternehmen Kontakt aufzunehmen - ihr Eindruck war positiv.

Noch allerdings ist Ten Brinke nicht ganz im Boot. Auch das ist den Politikern bis jetzt verborgen geblieben. Das Unternehmen steigt erst ein, wenn alles unter Dach und Fach ist, die Baugenehmigung vorliegt, der städtebauliche Vertrag unterzeichnet ist und die politischen Gremien die Änderung des Bebauungsplanes Ulzburg-Mitte als Voraussetzung für die Bebauung mit einem Einkaufszentrum genehmigt haben. Die Genehmigung steht noch aus, weil der städtebauliche Vertrag noch nicht unterzeichnet wurde.

Die nächste Überraschung: Gesellschafter der CCU GmbH sind bis jetzt Peter Skrabs mit 90 Prozent und sein Vater Gerhard mit zehn Prozent. Von Partner Karl Will ist nicht mehr die Rede, auch die Immobiliengesellschaft der beiden Geschäftspartner ist außen vor. Gerhard Skrabs ist der Gemeinde völlig unbekannt. Von ihm war bisher noch an keiner Stelle die Rede. Von dieser Konstellation hatten die Gemeindepolitiker bis jetzt also noch nie etwas gehört. Erst das Hamburger Abendblatt hat sie am Wochenende auf diese Spur gebracht. Erst wenn die Bedingungen (Baugenehmigung, städtebaulicher Vertrag) erfüllt sind, steigt Ten Brinke mit 50 Prozent in die Gesellschaft ein.

Und in diesem Punkt wird es noch widersprüchlicher: Die von der Gemeinde dringend erwartete Finanzierungsbestätigung einer seriösen Bank wird nach den Worten von Peter Skrabs Ten Brinke vorlegen - obwohl dieses Unternehmen ja erst einsteigen will, wenn auch der städtebauliche Vertrag unterschrieben ist. Die Unterschriften aber werden von Gemeindeseite erst darunter gesetzt, wenn die Finanzierungsbestätigung vorliegt. Wie dieses Problem zu lösen ist, weiß in Henstedt-Ulzburg derzeit noch niemand.

Horst Ostwald, SPD, Vorsitzender des federführenden Umwelt- und Planungsausschusses, spricht inzwischen selbst von einer "Disharmonie", die seiner Ansicht nach vor allem durch die undurchsichtigen Besitzverhältnisse ausgelöst wurde. "Ich bin sehr unzufrieden, wie alles abläuft", sagt Ostwald, der bisher als überzeugter Befürworter des Projektes galt. "Die Gemeinde gibt sich viel Mühe, aber die Entwickler sind schlecht vorbereitet." Damit spricht der SPD-Fraktionsvorsitzende den Auftritt von Peter Skrabs und Karl Will im nicht öffentlichen Teil der jüngsten Gemeindevertretersitzung an. Wie mehrere Politiker bestätigen, soll der betont lustlos ausgefallen sein.

Horst Ostwald ist nicht bereit, vom Projekt CCU Abschied zu nehmen. "Es gibt einen erheblichen Bedarf für klärende Gespräche; wenn aber keine Klärung zustande kommt, muss neu nachgedacht werden." FDP-Gemeindevertreter Klaus-Peter Eberhard und WHU-Vertreterin Karin Honerlah sehen die Vorgänge um das CCU schon seit längerer Zeit kritisch. Die neuesten Entwicklungen bestärken sie in ihrer Absicht, dass es Aufklärungsbedarf gibt.