Gabelstapler-Produzent investiert in Kaltenkirchen 35,7 Millionen Euro. Die Arbeiten für das Ersatzteilzentrum liegen im Plan.

Kaltenkirchen/Norderstedt. Die matten Farbtöne sollen dem Koloss optisch die Wucht nehmen. 32 Meter ragt das neue Ersatzteilzentrum des Gabelstapler-Produzenten Jungheinrich in die Höhe und dominiert den südlichen Ortseingang von Kaltenkirchen - trotz der nach Unternehmensangaben "norddeutschen Farbgebung". Wände und Dächer sind fertig, jetzt geht es an den komplizieren Innenausbau. Jungheinrich liegt bislang exakt im Zeitplan: 250 Menschen werden hier ab kommendem Sommer arbeiten. Sie wechseln vom Standort Norderstedt nach Kaltenkirchen.

Das Projekt am Zubringer zur Autobahnanschlussstelle Henstedt-Ulzburg ist die größte Investition in der Unternehmensgeschichte: 35,7 Millionen Euro investiert Jungheinrich in den neuen Standort Kaltenkirchen, von dem aus die Ersatzteilversorgung der Gabelstapler in der ganzen Welt inklusive der kaufmännischen Abwicklung erfolgen wird. Von Kaltenkirchen aus werden Kunden mit dem kompletten Ersatzteilprogramm beliefert, das 100.000 Produkte umfassen wird: von der kleinen Schraube bis zum tonnenschweren Motor. Kernstück des Komplexes ist ein 30 Meter hohes vollautomatisches Hochregallager.

Die Dimension des neuen Jungheinrich-Gebäudes war auch der Grund, warum der Konzern nach Kaltenkirchen ausgewichen ist. Ursprünglich sollte der Komplex in Norderstedt entstehen, im Stadtteil Friedrichsgabe betreibt Jungheinrich seine größte Produktionsstätte mit rund 1300 Mitarbeitern. Doch auch nach intensiver Suche konnte die Stadt Norderstedt ihrem zweitgrößten Arbeitgeber kein angemessenes Grundstück für das Projekt mit seinen enormen Dimensionen anbieten: Das Ersatzteilzentrum entsteht auf einem 60.000 Quadratmeter großen Grundstück mit 25.000 Quadratmetern Lagerfläche. Hinzu kommen 4000 Quadratmeter für Büros.

"Norderstedt war mit den Kapazitäten am Ende", sagt Kai Führling, Leiter der konzernweiten Ersatzteillogistik. Der neue Standort bilde die Grundlage für das Wachstum von Jungheinrich außerhalb Europas. Auf dem europäischen Markt sei das Unternehmen bereits führend, strebe aber einen besseren Service an. 90 Szenarien für die Lösung des Norderstedter Platzproblems habe Jungheinrich durchgespielt, bevor die Entscheidung für Kaltenkirchen fiel. Auch die Nachbargemeinde Henstedt-Ulzburg war brennend interessiert, den potenten Steuerzahler anzulocken, musste sich aber geschlagen geben.

Für die Kleinstadt Kaltenkirchen mit ihren großen Gewerbegebieten sprach nicht nur die schlichte Existenz eines Grundstücks in der gewünschten Größe und ein attraktives Grundstücksangebot, sondern auch die Nähe zur Autobahn, zum Flughafen und zum Hamburger Hafen. Transporte, die bis 19 Uhr in Kaltenkirchen starten, erreichen in Deutschland den Empfänger garantiert am nächsten Tag. Für den skandinavischen Markt liegt die Marke bei 18 Uhr. Der Gabelstapler-Riese legt Wert darauf, in Kaltenkirchen nur eigene Mitarbeiter zu beschäftigen. "Wir wollen das Know-how behalten", sagt Führling. "Hier wird nichts outgesourct."

Da Jungheinrich nach einem Rekordumsatz von 2,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr weiter auf weltweite Expansion setzt, ist auch die Ersatzteillogistik auf Wachstum vorbereitet. "Jeder Lagerbereich kann dupliziert werden", sagt Führling. Im Klartext: In Kaltenkirchen entsteht so viel Fläche, dass Jungheinrich Lager und Kommissionierung, Versand und Verwaltung Schritt für Schritt auf die doppelte Leistungsfähigkeit hochfahren könnte, ohne anbauen zu müssen. Selbst die Kantine ist für dieses Wachstum ausgelegt.

Aus Sicherheitsgründen hat Jungheinrich für Luftfrachttransporte eine eigene, 800 Quadratmeter große Abteilung vorgesehen. Der Bereich wird überwacht, das Personal ist besonders geschult. So fordern es die Sicherheitsbestimmung nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Im Sommer 2013 soll der Betrieb in Kaltenkirchen beginnen. Kai Führling geht davon aus, dass die Testphase am 30. Juni 2013 startet: "Dann wird bei uns der Ernstfall geprobt." Wichtigster Tag wird der 12. August 2013 sein. Führling: "Dann werden die ersten Packstücke aus dem Kaltenkirchener Werk in die weite Welt fahren."