Deutschland gegen Griechenland: In vielen griechischen Restaurants drücken heute Anhänger beider Teams gemeinsam die Daumen.

Norderstedt. Korn oder Ouzo - das ist hier die Frage! Wer ein griechisches Restaurant besucht, bevorzugt meistens die nicht-deutsche Variante. "Ich habe natürlich beides da", sagt Kostas Trakalianis, Inhaber des Restaurants Hellas in Norderstedt.

Der 44-Jährige, der 1989 nach Deutschland kam und mittlerweile seit 13 Jahren seine Gäste am Lütjenmoor verwöhnt, wird heute der griechischen Nationalmannschaft Glück wünschen. Aber sein Herz schlägt auch für die Deutschen. "Natürlich vergesse ich meine Heimat nicht und drücke den Griechen die Daumen. Aber ich denke, Deutschland wird deutlich gewinnen. Die griechische Mannschaft spielt nicht in Bestbesetzung", sagt Kostas Trakalianis.

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Die Hellenen haben sich - wie auch schon 2004 - als krasser Außenseiter ins Viertelfinale gekämpft. Natürlich werden auch bei Kostas Trakalianis Erinnerungen an die Titelkämpfe vor acht Jahren wach, als sein Heimatland überraschend Europameister wurde. Damals, am 4. Juli 2004, war im Hellas mächtig Stimmung. Alle Tische waren besetzt, auf einem großen Bildschirm wurde das Europameisterschaftsfinale zwischen Griechenland und Gastgeber Portugal live übertragen. Als Angelos Charisteas in der 57. Minute nach einem Eckstoß per Kopf zum 1:0 traf und die griechische Mannschaft diesen Vorsprung bis zum Ende hielt, war die Sensation perfekt.

Unvergessen ist der Sieg der Griechen gegen Portugal vor acht Jahren

Auch Kostas Trakalianis war überwältigt. Wie viele seiner Landsleute auch, sammelte er in der Folge die Zeitungsausschnitte, in denen ausgiebig über den Triumph gegen Portugal berichtetet wurde. Der deutsche Trainer Otto Rehhagel erhielt in Anlehnung an den Helden der griechischen Antike, Herkules, bekanntlich den Ehrentitel "Rehakles, wurde hofiert und wieder und wieder geehrt. Sein Konterfei prangte mehrfach zusammen mit anderen Jubelbildern viele Jahre an den Wänden vieler von Griechen betriebenen Restaurants - auch in der Stadt Norderstedt.

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Im Hellas sind die Relikte des Triumphs der vergangenen Tage allerdings mittlerweile der Renovierung und Modernisierung zum Opfer gefallen. In anderen Gaststätten - beispielsweise "Zum Griechen" an der Ochsenzoller Straße - erinnert immer noch ein blau-weiß-gestreiftes Schild an der Straße mit der Zahl 2004 noch immer an den größten Erfolg in der griechischen Fußballhistorie.

Damals drückten wohl die meisten Gäste in den Restaurants dem Underdog die Daumen. Heute, wenn die favorisierte deutsche Mannschaft in Danzig gegen Griechenland (Anstoß: 20.45 Uhr) antritt, sind die Vorzeichen anders. Der Großteil der Gäste wird aller Voraussicht nach dem Team von Bundestrainer Joachim Löw ein Weiterkommen wünschen und hofft, dass der erwartete griechisches Abwehrriegel das eine oder andere Mal von Poldi, Schweini & Co geknackt wird.

Kostas Trakalianis hält sich indes bedeckt. Für ihn wäre ein Ausscheiden seiner Landsleute zwar sehr bedauerlich, aber er drückt trotzdem gleichzeitig den Deutschen die Daumen. "Ich wohne ja schließlich schon so lange hier."

Als 21-Jähriger verließ der gelernte Elektriker seine Heimat Serres, im Norden des Landes, 60 Kilometer entfernt von Thessaloniki. In Norderstedt hat der Vater einer Tochter mittlerweile eine zweite Heimat gefunden. Kein Wunder also, dass heute zwei Herzen in seiner Brust schlagen.

Der Gastronom bleibt auch deshalb lieber diplomatisch und sagt vor der Liveübertragung in seinem Restaurant: "Ich möchte, das sich alle meine Gäste heute wohlfühlen." Deshalb gibt es im Hellas Korn und Ouzo - je nach Spielverlauf sicher auch ein paar Mal aufs Haus!