Im Viertelfinale der Europameisterschaft trifft Deutschland auf Griechenland. Viele Stormarner sehen das Spiel in griechischen Restaurants.

Ahrensburg. Deutschland gegen Griechenland im EM-Viertelfinale - das hat es noch nie gegeben. Und auch wenn momentan auf der politischen Bühne zwischen den beiden Nationen Krisenstimmung herrscht, ist in den griechischen Restaurants in Stormarn nichts davon zu spüren. Restaurantbesitzer aus Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide und Oststeinbek fiebern dem Fußballspiel heute Abend entgegen und laden ihre deutschen Gäste zum Public Viewing ein.

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"Das Fußballspiel hat nichts mit Politik zu tun", sagt Elena Barmpavasiloglou, die Inhaberin des griechischen Grills Greco in der Großen Straße Ahrensburg. Sie nahm die ersten Reservierungen direkt nach dem Deutschlandspiel gegen Dänemark bei Facebook entgegen. Die Gastronomin ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Zum Spiel will sie sich heute ein Griechenlandtrikot überstreifen. "In mir schlagen zwei Herzen, aber das linke schlägt ein bisschen mehr für Griechenland", sagt die 40-Jährige. Sollte ein Tor für Griechenland fallen, wird sie ihre Freude nicht zurückhalten: "Die Leute haben dafür Verständnis, wenn ich bei griechischen Toren jubele", sagt sie. "Dafür gucken wir ja auch alle gemeinsam das Spiel." Das Greco bietet Platz für 45 Personen. Barmpavasiloglou will zusätzlich einen zweiten Fernseher aufstellen.

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Auch im Bargteheider Restaurant Philoxenia wünscht sich der Besitzer Christos Vazouras den Sieg für sein Heimatland. "Ich denke, dass Griechenland gewinnt", sagt er. "Die Mannschaft spielt modernen, offensiven Fußball." Vazouras Lieblingsspieler, der Mannschaftskapitän Georgios Karagounis, wird jedoch wegen einer Gelbsperre nicht antreten. Der Gastwirt erwartet zum Public Viewing viele Stammbesucher, darunter den 66-Jährigen Wolf Arndt. Er besucht das Philoxenia heute Abend, weil er während des Spiels unter Leuten sein und das gute Essen genießen möchte. Arndt kann sich nicht vorstellen, dass bei einer Niederlage der Deutschen schlechte Stimmung aufkommen könnte. "Man ist fair zueinander. Viele der Besucher sind mit Christos befreundet", sagt er. "Bei einem Sieg freuen wir uns mit ihm."

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Der Restaurantbesitzer Giannis Pallantzas aus Bad Oldesloe ist kein Fußballfanatiker. Er guckt jedoch mit Leidenschaft die griechischen Länderspiele. Zum Beweis deutet er auf ein Foto von der Europameisterschaft 2004 neben dem Tresen, das die griechische Nationalmannschaft mit der begehrten EM-Schale zeigt. Damals feierten die deutschen Gäste im Restaurant Artemis die Griechen als Europameister. Pallantzas nimmt das Duell heute sportlich: "Das ist nur ein Spiel", sagt der 39-Jährige. "Der Bessere gewinnt. Ich werde mich genauso freuen, wenn Deutschland weiter kommt." Der gebürtige Grieche befürchtet, dass das Spiel nach einem ersten Tor der DFB-Elf entschieden sein könnte. "Wenn die Deutschen das erste Tor schießen, werden sie auch gewinnen", sagt er. Wenn jedoch Griechenland gewinnt, "gibt es Ouzo ohne Ende", so der Gastwirt. Die Pallantzas' haben bereits einen Fernseher im separaten Raucherraum aufgestellt. Zum Spiel wird griechischer Yoghurt mit Früchten gereicht.

Im Oststeinbeker Restaurant Hellena ist man diplomatisch: Die Inhaberin Hellena Kosta und ihre Tochter Assimina haben den Gastraum mit griechischen und deutschen Flaggen geschmückt. Das Spiel wird mit einem Beamer auf eine Leinwand übertragen. Neben den mediterranen Spezialitäten werden auf Wunsch Frikadellen und Kartoffelsalat serviert. Auch was das griechische Nationalgetränk betrifft, ist man generös: "Bei jedem deutschen und griechischen Tor erhalten die Gäste einen Ouzo", sagt die Besitzerin. Hellena Kosta, die seit 40 Jahren in Oststeinbek lebt, und ihre Tochter möchten sich nicht zwischen den zwei Nationen entscheiden. "Ich habe gehofft, dass dieses Duell nie zustande kommt", sagt Assimina Kosta. In ihrem Bekanntenkreis sei sie oft darauf angesprochen worden, welchem Land sie den Sieg mehr wünschen würde, doch sie wisse es nicht. "Wir jubeln für Deutschland und für Griechenland", sagt die Kellnerin. Assimina Kosta zweifelt an einem Sieg für Hellas: "Ich glaube, dass die Griechen nach Hause fahren werden", sagt sie. "Mein Tipp ist 2:1 für Deutschland."