Katja Rathje-Hoffmann gewinnt den Wahlkreis Norderstedt, aber: Nur noch drei Abgeordnete vertreten den Kreis Segeberg im neuen Kieler Landtag.

Kreis Segeberg. Der Einfluss des Kreises Segeberg in Kiel sinkt. Einer der bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Landkreise stellt nur noch drei Abgeordnete im neuen schleswig-holsteinischen Landtag. Bisher hatte ein Quintett die Interessen der Segeberger in Kiel vertreten. Die CDU-Kandidaten Katja Rathje Hoffmann, Volker Dornquast und Axel Bernstein gewannen die Wahlkreise 28, Norderstedt, 26, Segeberg-West, und 27, Segeberg-Ost, direkt.

Spannend blieb es lange in Norderstedt. Die ersten Ergebnisse aus den 42 Wahllokalen in der Stadt sahen noch Rathje-Hoffmanns SPD-Kontrahentin Katrin Fedrowitz vorn. Doch die CDU-Politikerin, die 2009 erstmals in den Landtag einzog, legte Prozentpunkt für Prozentpunkt zu. Die 48-jährige Sozialpolitikerin punktete wie vor zweieinhalb Jahren vor allem im ländlichen Bereich des Wahlkreises, zu dem neben Norderstedt Tangstedt, Wakendorf II und das Amt Kisdorf gehören.

"Da wusste ich, dass ich es geschafft habe", sagte die Siegerin, die 37,6 Prozent der Erststimmen holte, ein Prozent weniger als bei der Wahl 2009. SPD-Kandidatin Katrin Fedrowitz kam auf 33,7 Prozent und holte 1,3 Prozent mehr als ihr Vorgänger Heiner Köncke. Enttäuscht war die 38 Jahre alte Bürovorsteherin, dass sie nicht wenigstens in Norderstedt vor Katja Rathje-Hoffmann gelegen hatte. Damit hatte die SPD eigentlich spekuliert, während die CDU in den ländlichen Bereichen des Wahlkreises 28 favorisiert gewesen war.

Wenn man mit den Leuten an den Ständen spricht, sind sie immer positiv

Der Optimismus der SPD-Frau wuchs während des Wahlkampfes: "Wenn man mit den Leuten spricht, sind sie immer positiv. Die negativen Stimmungen bekommt man kaum mit", sagte Fedrowitz. Sie habe keinen aggressiven Wahlkampf geführt. Das sei nicht ihre Art, da hätte sie sich verbiegen müssen.

Eine große Koalition hält sie für keine gute Lösung. "Es ist wichtig, dass wir an der Regierung beteiligt sein werden. Ich hoffe auf die Dänen-Ampel. Aber das liegt dann an den Partei-Oberen", sagte die Stadtvertreterin.

Knapp unter dem Landesschnitt von 13,2 Prozent blieb Grünen-Kandidatin Katrin Schmieder mit 12,6 Prozent. Die 44 Jahre alte Norderstedterin verbesserte das Ergebnis der Grünen im Vergleich zu 2009 um 0,5 Prozentpunkte und war fröhlich: "Als neues Gesicht freue ich mich, dass mich die Norderstedter so gut angenommen haben. FDP-Kandidatin Gabriele Heyer musste sich mit 4,9 Prozent begnügen, nicht mal die Hälfte des Jubelergebnisses von 2009. Die Zweitstimmen-Kampagne bescherte den Norderstedter Liberalen 9,2 Prozent. Miro Berbig schnitt mit 3,2 Prozent besser ab als Die Linke auf Landesebene, Benjamin Freiling holte für die Piraten acht Prozent der Erst- und 8,5 Prozent der Zweitstimmen.

Die 48 Jahre alte Wahlsiegern, die verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat, freut sich auf die weitere Arbeit in Kiel. Dort will sie sich sozialpolitischen Themen widmen, die Situation in der Pflege verbessern, sich dafür einsetzen, dass die Altenpflegeschule in Norderstedt Geld vom Land bekommt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Vom Betreuungsgeld, der sogenannten Herdprämie, hält die Vorsitzende der Frauen-Union im Norden überhaupt nichts: "Wir sollten ausreichend Kita-Plätze schaffen, damit Frauen arbeiten gehen können."

Sorge macht Katja Rathje-Hoffmann allerdings die geringe Wahlbeteiligung, die mit 57,9 Prozent in ihrem Wahlkreis unter dem Landesschnitt von 60,5 Prozent lag.

"Wir schaffen es offenbar nicht, den Menschen landespolitischen Themen nahe zu bringen. Daran werde ich arbeiten und eine regelmäßige Sprechstunde in Norderstedt einrichten", sagte die CDU-Politikerin.

Bis zur Wahl gingen viele davon aus, dass es Fedrowitz und Rathje-Hoffmann ins Landesparlament schaffen werden. Rathje-Hoffmann war auf Platz sechs der Landesliste vermeintlich gut abgesichert, hätte es beim CDU-Ergebnis aber nicht geschafft, da alle 22 Sitze im neuen Landtag mit Direktkandidaten besetzt werden. Nach den Umfragen hätte auch Listenplatz 20 für SPD-Kandidatin Fedrowitz für einen Wechsel an die Förde gereicht. Doch nun ist nach Listenplatz neun Schluss, die Sozialdemokratin bleibt aller Voraussicht nach in Norderstedt. Momentan wird sie als vierte Nachrückerin geführt - würden genügend Abgeordnete ihr Mandat abgeben, um etwa ein Ministeramt zu übernehmen, käme Fedrowitz zum Zuge. Sie selbst geht indes nicht davon aus. "Das kann dauern, bis eine Entscheidung fällt. Aber realistisch gesehen glaube ich nicht daran."