Das Heideblütenfest in Amelinghausen erfreut sich ungebrochenen Zuspruchs - und ist für die Zukunft gut aufgestellt

Amelinghausen. Offiziell ist das 61. Heideblütenfest in Amelinghausen beendet. Mit der Wahl einer neuen Königin am gestrigen Sonntag hat es seinen krönenden Abschluss gefunden. Doch für die Vorstandsmitglieder des Vereins Heideblütenfest beginnen heute schon die Planungen für die 62. Auflage der einwöchigen Traditionsveranstaltung im kommenden Jahr.

"Das Fest beschäftigt uns 365 Tage im Jahr", sagt der Vorstandsvorsitzende Hans-Jürgen Pyritz, der hauptberuflich als Kfz-Mechaniker tätig ist. Ja, auch er hat von den finanziellen Engpässen in Schneverdingen gehört, die die dortige Traditionsveranstaltung schon im kommenden Jahr gefährden könnten. Das eigene Fest indes sieht er keineswegs bedroht. Im Gegenteil. "Wir sind gut aufgestellt und haben das erreicht, was wir wollten. Auch finanziell sind wir voll im Limit", konnte der 55-Jährige erneut eine positive Bilanz ziehen.

Kosten entstünden unter anderem für Licht- und Tontechnik, das Feuerwerk am Lopausee, Veranstaltungen und Konzerte während der Festwoche sowie Werbung. Andererseits hole der Verein für das große Feuerwerk am See, die Krönungszeremonie am Kronsberg und den Festumzug auch wieder Geld herein. Hans-Jürgen Pyritz nennt es einen freiwilligen Kostenbeitrag. Fliegende Kassen seien unterwegs, deren Hüter zwei Euro für den Festumzug oder vier Euro für Umzug und Krönung an Spenden erbeten. Spender erhalten im Gegenzug einen Button. "Der Großteil der Besucher zahlt", so Pyritz.

Anders stellt sich die Lage in Schneverdingen dar. Dort erwirbt nur jeder dritte Besucher eine Plakette. Die Mehrzahl umgeht die Kontrollen.

Auch in Amelinghausen gibt es Nichtzahler. Doch die Amelinghausener erzwingen den Obolus nicht. Wer versuche, sich wortreich zu drücken, werde einfach übergangen. Pyritz: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man solchen Gäste besser nicht beachtet. Diskussionen erregen meist übermäßige Aufmerksamkeit und motivieren zum Nachahmen."

Vielen scheint nicht bewusst, dass das größte Volksfest im Landkreis Lüneburg Kosten verursacht. 40 000 Euro waren es im Vorjahr. Zur deren Deckung reichen die Jahresbeiträge der 90 Mitglieder im Heidblütenverein bei weitem nicht. Doch auch Gemeinde- und Samtgemeinde unterstützen das Großereignis, das Gastgebern und der lokalen Geschäftswelt immerhin erfreuliche Umsätze beschert.

Sollten zudem außerordentliche Kosten wie jüngst die Erneuerung der Schwimmbühne für das Spektakel am Lopausee oder die Anschaffung aufwendiger Gerätschaften für den Königswagen anstehen, werden auch schon mal Bettelbriefe versandt.

"Alles läuft wie am Schnürchen, weil Vorstand und Programmausschuss ein festes Team sind.", sagt Pyritz. Seit 2004 leitet er den Vorstand und trägt doch nicht, wie sein Vorgänger, die alleinige Verantwortung fürs Gelingen. Die Belastung verteilt sich auf den Schultern von 15 Vorstandsmitgliedern.

Vereinsmitglieder kümmern sich während des Fests um Straßensperrungen und Kassendienste, um die Werbung oder den Bau der Wagen. Sie arbeiten ehrenamtlich, sind wie Rädchen in einem großen Getriebe.

Positiv auf die Gestaltung des Festprogramms wirkt sich die Verjüngung des Programmkomitees aus. Um Kosten zu sparen werden auch gern lokale Größen engagiert. Ein Mix aus Musik, Tanz und Bühnenakrobatik soll die Gäste unterhalten.

Das Konzept kommt an. Das Festprogramm zieht mit seinen Veranstaltungen Tausende Besucher in seinen Bann. Im Vorjahr wurden 30 000 Gäste während der Festwoche gezählt. Den großen Festumzug mit mehr als 20 Motiv- und Aktionswagen durch den Ort verfolgten nach Schätzung des Veranstalters allein rund 15 000 Menschen.

Die Besucherzahlen am zurückliegenden sonnigen Wochenende werden ähnlich ausgefallen sein. Für Sonntag erwartete die örtliche Tourist-Information 4000 Übernachtungsgäste. Kurzfristig gestellte Internetanfragen über die Lüneburger-Heide GmbH hinsichtlich Übernachtungsmöglichkeiten während des Festwochenendes verliefen in der Regel ergebnislos.

Trotz aller Erfolge - der Verein bleibt bodenständig und familiär orientiert. So stand auch eine Fahrradtour mit der Heidekönigin durch die Samtgemeinde auf dem Programm. Die Tour wurde sogar von einem Notfallfahrzeug begleitet für den Fall, dass Reparaturen notwendig werden oder den Radlern die Puste ausgeht. Statt Pausen in einem Gasthaus einzulegen, überraschten die Vereinsmitglieder ihre Gäste an landschaftlich schönen Stellen mit Erfrischungen und Kuchen. Und wem es gefällt, der bedankt sich mit dem Wurf einer Münze in die Spendendose.

Ein großes Lob zollt Ex-Heidekönigin Johanna Köhler (19) dem Vorstand. Ein Jahr reiste sie durch Deutschland und vertrat die Samtgemeinde als auch den Landkreis auf Großveranstaltungen wie die der Grünen Woche in Berlin: "Es war ein tolles Jahr. Immer hat mich das Ehepaar Pyritz begleitet und mir jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Ich hab mich wirklich wie eine Königin gefühlt. Ich scheide mit einem lachenden und einem weinenden Auge."