In Schneverdingen geht dem Organisator das Geld aus, weil sich viele Besucher um den Eintritt drücken.

Schneverdingen. Es ist eines der größten Volksfeste der Region und Jahr für Jahr Attraktion für zehntausende von Übernachtungsgästen und Tagesausflügler. Doch ausgerechnet das Heideblütenfest in Schneverdingen steht jetzt möglicherweise vor dem Aus. Für 2010 ist das Fest noch gesichert (siehe Beistück mit dem Festprogramm). Künftig könnten aber Finanzprobleme die Traditionsveranstaltung in Frage stellen, warnt der Verkehrsverein Schneverdingen, der das Fest organisiert.

Das letzte Augustwochenende gehört in Schneverdingen dem Heideblütenfest, fast alle der 2200 Gästebetten in 175 Übernachtungsbetrieben sind schon seit langem reserviert. Der Höhepunkt der Saison lockt rund 50 000 Besucher an - sie genießen Musik und Theater, den bunten Festumzug und die Krönung der Heidekönigin. Damit könnte es bald vorbei sein, befürchten die Veranstalter. In den vergangenen Jahren hätten die Feste jeweils mit einem Defizit von mehr als 5000 Euro abgeschlossen. Wenn es dabei bleibt, reichten die Reserven noch für etwa drei Jahre, rechnet der Verkehrsverein vor, dessen Vorsitzender Bürgermeister Fritz-Ulrich Kasch ist.

Der Verein verweist auf das große ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung - 1000 bis 1500 Menschen seien jeweils auf den Beinen, um das viertägige Fest möglich zu machen: Die Feuerwehr organisiert Verkehrsflüsse und Absperrungen, die Mitglieder der Theatergruppe üben das jährliche Festspiel - diesmal das Stück "Das kalte Herz" - ein und treten mehrmals auf der Freilichtbühne im Höpental auf.

Und beim großen Umzug am Sonntag sind über 40 Festwagen und Fußgruppen vertreten.

Kaum vorstellbar, dass ausgerechnet dieses traditionsreiche Großereignis, das den Schneverdinger Gastgebern und der Geschäftswelt am letzten Augustwochenende Umsätze beschert, der Vergangenheit angehören könnte. Zum ersten Mal gefeiert wurde 1922 das "Fest der weißen Rosen", seit 1936 lautet der offizielle Begriff "Heideblütenfest". Seitdem gibt es auch jedes Jahr eine neue Heidekönigin. Wer Ende August zur neuen Regentin gekrönt wird, ist zurzeit noch Schneverdingens bestgehütetes Geheimnis. Die noch amtierende Königin Jana Schröder (23) hat in einem Flyer, der an alle Schneverdinger Haushalte verteilt wurde, auf die kritische Situation hingewiesen.

Kosten entstehen den Organisatoren unter anderem für Licht- und Tontechnik, das Feuerwerk oder die Werbung. An Einnahmen verbucht der Verkehrsverein Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder, Standmieten und Spenden. Eintritt in Höhe von vier Euro wird fällig für den Besuch des Höpentals am Freitag und Sonnabend - an beiden Tagen wird das Festspiel aufgeführt, am Sonnabend steht außerdem die Generalprobe für die Krönung der neuen Heidekönigin auf dem Programm.

Vier bis fünf Euro hat zu zahlen, wer am Sonntag den Festumzug von der Stadtmitte zum Höpen sowie das Festspiel und die Krönung im Höpental sehen möchte. Die Plakette dafür gibt es für vier Euro im Vorverkauf und für fünf Euro an den Kontrollpunkten, die rund ums Ortszentrum von der freiwilligen Feuerwehr aufgebaut werden. Gerade hier setzt die Kritik des Verkehrsvereins an: Nur jeder dritte Besucher kaufe eine solche Plakette - die Mehrzahl der Besucher umgeht demnach die Kontrollen.

"Wenn alle, die am Fest teilnehmen, eine Plakette kaufen", könnte das Großereignis auch künftig stattfinden, hofft der Verkehrsverein. Dort setzt man überdies auf Spenden. Verkauft wird ein neuer "Spenden-Pin" für fünf Euro, besonders engagierte Spender konnten für 50 Euro einen Sammler-Pin erwerben. Bürgermeister Kasch wünscht sich möglichst viele Unterstützer aus der Bevölkerung, damit "das Fest in der gewohnten Qualität erhalten" bleiben kann.

Erste Erfolge der öffentlichkeitswirksamen Aktion verzeichnet derweil Resa Domurath, die Geschäftsführerin des Verkehrsvereins Schneverdingen. In der Bevölkerung sei die Bitte um Unterstützung bereits "gut angenommen worden". Die gesamte 50-Stück-Auflage der 50 Euro teuren silbernen Sammler-Pins sei innerhalb einer Woche verkauft worden, auch der Fünf-Euro-Pin werde "stark nachgefragt". Dazu seien neue Mitglieder in den Verkehrsverein eingetreten.

Dass das Heideblütenfest mit hohen Kosten verbunden ist, sei "vielen Leuten gar nicht bewusst gewesen", sagt Resa Domurath. In diesem Jahr kommen neue Kosten hinzu: Weil der ärztliche Notdienst neu geregelt wurde, muss der Verkehrsverein auch die medizinische Versorgung im Notfall in Eigenregie mit organisieren und bezahlen.

Jana Schröder, die als charmante Heidekönigin und Botschafterin der Lüneburger Heide ein Jahr lang im ganzen Land Werbung für Schneverdingen und die Region gemacht hat, appelliert: "Helfen Sie mit, dass unser traditionsreiches, großes Heimatfest nicht am fehlenden Gelde scheitert."