Vor einem Monat hat der Streik in den kommunalen Kindergärten in Lüneburg begonnen, jetzt saßen Vertreter aller beteiligten Parteien zum ersten Mal im selben Raum. Anlass war die Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Mittwochnachmittag.

Lüneburg. Dort sollte diskutiert werden, ob die Stadt betroffenen Eltern Gebühren erlässt. Für Diskussionen sorgte aber auch der Streik an sich.

Es saßen sich gegenüber: am Sitzungstisch Erster Stadtrat Peter Koch als Arbeitgeber, Kita-Leiterin Sabine Langmach als Arbeitnehmerin und Corinna Maria Dartenne als Elternvertreterin sowie unter den Zuhörern Ver.di-Sekretär und Streik-Organisator Lutz Kokemüller.

"Wir halten die Streiks für rechtswidrig, haben von gerichtlichen Schritten aber bislang abgesehen", sagte Peter Koch. Ob die Stadt sie noch gehen wird, darüber sei der gerade aus dem Urlaub zurückgekehrte Oberbürgermeister "noch unentschlossen".

Die Leiterin der Kita Stadtmitte, Sabine Langmach, sagte: "Der Streik ist uns sehr schwer gefallen. Wir haben verantwortungsvoll dafür gesorgt, dass die Kinder gut betreut werden, bei denen es nötig ist. Und wir wissen sehr wohl, warum gestreikt wird. Wir haben im besten Gewissen so gehandelt und große Unterstützung von den Eltern bekommen."

Corinna Maria Dartenne vom Kita-Stadtelternrat verteidigte ihre Protestaktion "Rote Karte für die Tarifparteien" und ihre Forderung nach einem Streikende von voriger Woche: "Wir haben die Meinung der Eltern mit einem Stimmungsbarometer erhoben, das war keine Einzelmeinung. Wir wollen keinen Keil zwischen Eltern und Erziehern und geben unsere Kinder vertrauensvoll in ihre Hände." Ein Ver.di-Vertreter habe aber gesagt, bei einer Notbetreuung von 30 Prozent sei das kein richtiger Streik, und zu Beginn hätte es auch keine Informationen gegeben. Die Briefe von Stadt und Ver.di seien zu spät gekommen. Außerdem gehe es in den Verhandlungen nur um eine Gesundheitskommission. Es werde also für etwas gestreikt, das nicht unmittelbar für eine Verbesserung der Betreuung sorge. Dartenne: "Wir teilen die Meinung nicht, dass dies ein Hebel ist, uns erschien der Streik unverhältnismäßig."

Der Erste Stadtrat Koch ergänzte, von der Gewerkschaft aus werde "so getan, als ginge es um Arbeitsbedingungen und Entgelte. Darum geht es bei diesem Streik aber nicht." Themen wie Gruppengröße und Bezahlung würden bereits seit Januar verhandelt, darüber liege ein geltender Tarifvertrag vor, es herrsche Friedenspflicht. Dass Erzieherinnen mehr Wertschätzung wünschen, sei "sehr verständlich". Die Stadt Lüneburg sei jedoch ein "sozialer Arbeitgeber".

Das hörte Ver.di-Mann Lutz Kokemüller bereits nicht mehr, er hatte den Raum kurz vorher verlassen. Der Gewerkschafter erlebte auch nicht, wie das Ausschussmitglied Angelika Frank die Informationspolitik von Ver.di und den Streik verteidigte, aber auch anmerkte: "Unglücklich war, dass Ver.di vorige Woche auf dem Markt so viel anderes thematisierte, sodass nicht mehr klar war, worum es eigentlich geht." Da nickte auch die Kita-Leiterin.