Lüneburger Klubbesitzer befürchten steigende Eintrittspreise, wenn die Gema ihre geplante Gebührenerhöhung tatsächlich umsetzt.

Lüneburg. Die Musikanlage abgedreht, Discokugeln in Scherben, die Tanzflächen verwaist: ein Horrorszenario für Club- und Diskothekenbetreiber im Landkreis Lüneburg. Und nicht nur dort: Ulrich Weber, der neue Vorsitzende des Bundesverbands deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT), fürchtet, dass im kommenden Jahr das Licht in vielen Klubs für immer ausgeht.

Verantwortlich für die Zukunftsangst, die in der Branche herrscht, ist die Ankündigung der Gesellschaft zum Schutz musikalischer Aufführungs- und mechanischer Vervielfältigungsrechte (Gema), ihr Tarifsystem zu reformieren. Bislang zahlen die Clubbetreiber Pauschalbeträge und erwerben damit das Recht, die Stücke von Komponisten und Textdichtern, die von der Gema vertreten werden, zu spielen. Künftig soll zu anderen Konditionen abgerechnet werden. "Die angekündigte Tarifreform ab 2013 ist existenzgefährdend. Den Betrieben drohen durchschnittliche Gebührenerhöhungen von 400 bis 600 Prozent beziehungsweise Mehrkosten von 100.000 bis 150.000 Euro pro Jahr", sagt Ulrich Weber.

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Marc Grell, Betriebsleiter der Diskothek "3raum" in Adendorf, befürchtet als Folge der Gema-Reform "Verhältnisse wie auf Ibiza". Bisher zahlt Grell jährlich "einen hohen fünfstelligen Betrag" an die Verwertungsgesellschaft. Ab 2013 geht er von einer sechsstelligen Summe aus. "Wenn die Gema die neuen Tarife durchboxt, dann müssten wir die Eintrittspreise deutlich anheben. Oder, falls das nicht möglich ist, weil die Gema auch nach Eintrittshöhe abrechnet, wird es auf die Getränkepreise umgeschlagen. Dann kostet ein Bier statt drei eben zehn Euro." Kein normaler Mensch werde sich einen Discobesuch dann noch leisten können."

Ein bisschen gelassener sieht Alexander Wall die Debatte. Der Lüneburger ist Geschäftsführer des Salon Hansen. "Der Aufschrei kommt eher aus der Branche, Besuchern ist das eher egal, ich habe jedenfalls bisher noch keine Rückmeldungen bekommen". Drei bis vier Prozent des Kartenpreises habe er bisher an die Gema abführen müssen, künftig sollen es zehn Prozent des Eintrittspreises sein. Maximal einen Euro teurer werden die Karten dadurch. Allerdings ärgert sich Wall über den steigenden Aufwand. "Dann soll jede Veranstaltung einzeln abgerechnet werden."

Das Argument, mit dem die Gema ihre neuen Tarife begründet, lautet mehr Transparenz, mehr Übersichtlichkeit und Vereinheitlichung. Künftig werden auch die Größe des Klubs sowie die Höhe des Eintrittspreises bei der Berechnung des Tarifs berücksichtigt. Dadurch fühlten sich vor allem größere Betriebe benachteiligt, da die Gema mit Besucherzahlen kalkuliert. In einer Diskothek, in der auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern gefeiert wird, rechnet die Gema mit 1.000 Gästen. Zahlt jeder zehn Euro Eintritt, müssten die Betreiber 1.000 Euro vom Eintrittsgeld abführen.

Klaus Hoppe ist Geschäftsführer der Campus Management GmbH, die mit der Vamos-Kulturhalle und der Ritterakademie zwei Fixsterne im Lüneburger Nachtleben betreibt. Aus Hoppes Sicht ist es die Erhöhung der Tarife ein falscher Schritt. "Wenn die Gema ihre Einnahmeseite verbessern will, hat sie schon mit der jetzigen Gebührenordnung ein vorzügliches Instrument. Sie muss diese Gebührenordnung nur durchsetzen."

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Von den neuen Tarifen wäre auch lunatic-Festival betroffen, bestätigt Mark Großmann. "Wie jedes Festival in Deutschland müssen auch wir Gema-Gebühren bezahlen. Die Höhe ist abhängig von der Größe unseres Geländes und von den Ticketeinnahmen." Im vergangnen Jahr zahlten die Organisatoren etwa 2.000 Euro Gebühren. "Durch die Tarifreform würden die Gebühren für den Verein lunatic künftig deutlich steigen, und die Zukunft unseres Festivals wäre in Gefahr", sagt Großmann, der in den vergangenen zwei Jahren für das Booking der Künstler zuständig war.

Droht dem einzigartigen Seminar, in dem Studenten der Leuphana in Eigenregie ein Musikfestival auf die Beine stellen und dafür Noten bekommen, das Aus? Uni-Sprecher Henning Zühlsdorff zerstreut Bedenken. "Die Universität wird sich auch in Zukunft für den Fortbestand des Festivals einsetzen. An steigenden Gema-Gebühren soll das nicht scheitern." Zunächst müssten aber alle Fakten auf den Tisch, fordert Zühlsdorff.

Im Theater Lüneburg gebe es dagegen zum Thema Gema-Gebühren derzeit nicht viel zu sagen, meint Volker Degen-Feldmann, Verwaltungsdirektor und Geschäftsführer des Hauses: "Derzeit gehen wir davon aus, dass wir nicht von den Veränderungen betroffen sind."