Vier Kandidaten für die Kommunalwahlen am 11. September in Lüneburg berichten über ihre Motive, sich auf kommunaler Ebene zu engagieren.

Lüneburg. In einer Zeit, in der viele Menschen sich kaum für Politik interessieren, startet sie durch: Anikó Hauch wurde erst vor kurzem Mitglied der FDP. Jetzt strebt die Unternehmerin im Kommunalwahlkampf auch gleich ihr erstes Mandat im Kreistag an.

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Auslöser war das Projekt "Frauen in die Politik". Politik sei zwar "ein mühseliges Geschäft", weiß sie, man müsse sich Verbündete suchen und Durchhaltevermögen haben, um in dem System zu bestehen. Dennoch sei sie entschlossen, die Aufgabe mit viel Einsatz anzugehen, wenn sie gewählt werde. Und die Chancen stehen nicht schlecht, denn sie belegt einen der vorderen Listenplätze.

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"Natürlich hatte ich ein bisschen Angst vor dem ersten Wahlkampfauftritt. Inzwischen weiß ich aber, dass es mir Freude macht, deshalb opfere ich gern Zeit für die Aufgabe", sagt Hauch. Durch ihre Teilnahme an dem Projekt "Frauen in die Politik", bei dem erfahrene Politiker Einblick in die Kommunalpolitik geben, hatte sie aber bereits einen ersten Eindruck von dem, was sie erwartet. "Es wird schon viel Zeit mit endlosen Diskussionen in den Sitzungen der Gremien verschwendet. Oft fehlt die Kompromissbereitschaft", sagt Anikó Hauch.

Auch den Frust der Wähler hat sie ansatzweise schon zu spüren bekommen. "Es gibt viel Politikverdrossenheit, wenn man mit den Menschen im Wahlkampf spricht. Oft geht es um Bundesthemen, da ist es nicht immer leicht, die Unterschiede zur Kommunalpolitik herauszuarbeiten", sagt sie.

Auch Felix Petersen aus Rehlingen strebt zum ersten Mal ein Kreistagsmandat an. Er kandidiert für die CDU, für die er seit 2006 aktiv ist. "Mir geht es darum zu zeigen, dass die Ziele meiner Partei auch für jüngere Menschen attraktiv sind. Außerdem möchte ich mich für andere einsetzen, das habe ich schon als Klassensprecher getan. Und das funktioniert nicht, wenn man nur zuhause sitzt und schimpft", sagt er.

Schul- und Haushaltspolitik sind wichtige Themen für ihn. Politikmüdigkeit sei auf kommunaler Ebene kein großes Problem, meint Petersen: "Wenn man mit den Bürgern über kommunale Themen richtig ins Gespräch kommt, wird oft ein interessanter Meinungsaustausch daraus - zumal man die Leute vor Ort ja kennt." Dann gelinge es oft, Einvernehmen zu erzielen", so Petersen, der zurzeit im Rahmen eines dualen Studiums in der Verwaltung der Stadt Lüneburg arbeitet.

Verwaltungserfahrung bringt auch Michael Gaus aus Reppenstedt mit. Er ist Jurist in der Landesverwaltung und möchte für die Grünen in den Kreistag. "Mein Interesse an einem Mandat im kommunalen Bereich ist langsam gewachsen. Ich habe zehn Jahre ehrenamtliche Arbeit im kirchlichen Bereich geleistet und gute Erfahrungen gemacht. Die zeitliche Belastung war bisher tolerabel, das kann man einplanen."

Vor allem für den schonenden Umgang mit Ressourcen - wie dem Heidewasser - möchte er sich vor dem Hintergrund des Klimawandels engagieren. Und auch das Thema Flächenverbrauch liegt ihm am Herzen. Erste Erfahrungen im Kommunalwahlkampf hat er bereits gesammelt. Oft sei es schwer, den Bürgern die komplizierten Zuständigkeiten zu erläutern. "Da sollte man schauen, dass es einfacher wird", sagt er. Ihn schreckt es nicht, in Zukunft lange Wege gehen zu müssen, um ein politisches Ziel zu erreichen. "Die Akzeptanz von Kompromissen ist größer. Und die Ergebnisse, die dabei gefunden werden, sind oft nachhaltiger", sagt Gaus.

Das Thema Stadtentwicklung liegt der Unternehmerin Ines Kruse besonders am Herzen. Sie tritt für die SPD an und möchte in der nächsten Amtsperiode für ihre Partei im Stadtrat sein.

"Mir liegt besonders viel daran, die Attraktivität für die Besucher der Stadt und für uns Lüneburger zu steigern und die Möglichkeiten dafür vor Ort zu nutzen", sagt Ines Kruse. Als Unternehmerin im Einzelhandel sei sie natürlich sehr daran interessiert, die Entwicklung der Stadt Lüneburg sinnvoll voranzutreiben. Der zeitliche Aufwand, der dafür erforderlich sein werde, schrecke sie nicht: "Als Unternehmerin bin ich es gewohnt, viel Zeit in Dinge zu investieren, hinter denen ich steht."

Für Politik habe sie sich schon immer interessiert, sagt Ines Kruse. Eine intensive Kommunikation mit den Wählern und den übrigen Parteimitgliedern sei ihr wichtig. "Es geht nicht nur darum, klare Statements von sich zu geben, sondern auch darum, hinzuhören, was der Gesprächspartner zu sagen hat", erklärt sie. Das sei mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger - und nicht nur im Wahlkampf.