Langsam drängt die Zeit: Im Landkreis Lüneburg fehlen noch 222 Plätze bis zum Rechtsanspruch 2013 für die Betreuung unter Dreijähriger.

Lüneburg. Die Uhr tickt. Es gehen nur noch etwas mehr als zwei Jahre ins Land, bis alle ein bis drei Jahre alten Kinder den Rechtsanspruch auf die Betreuung in einer Krippe erhalten. Bis zum Sommer 2013 müssen genügend Plätze zur Verfügung stehen. Die Maßgabe ist, dass für 35 Prozent aller unter Dreijährigen die Betreuung dann garantiert sein soll. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hält diese Zahl sogar für zu knapp gerechnet und nach einer Umfrage sogar einen Bedarf an Plätzen für 60 Prozent der Ein- bis Dreijährigen für möglich. Doch die Kommunen haben schon große Probleme, nur die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.

Es fehlen alleine im Landkreis Lüneburg 222 Plätze, um die 35 Prozenthürde zu nehmen. Und der Ausbau droht ins Stocken zu geraten, weil den Kommunen das Geld fehlt. Wie berichtet, beklagen schon jetzt Bürgermeister, dass der wirtschaftliche Aufschwung an den Kommunen vorbeigeht, die Kassen gähnend leer sind und bleiben. Und weitere Konjunkturprogramme sind nicht in Sicht.

Zu aktuellen Situation bei der Schaffung von Krippenplätzen heißt es aus der Kreisverwaltung: "Bezogen auf den Ausbauwert von 35 Prozent der unter Dreijährigen und unter Maßgabe aller Betreuungsplätze (Krippenplätze, Plätze in Kindergärten mit erweiterter Altersmischung und Kindertagespflegeplätzen) liegen die Gemeinden Amt Neuhaus und Adendorf gering beziehungsweise deutlich über dem geforderten Ausbauwert. Alle anderen Samtgemeinden liegen zum Teil gering oder deutlich unter diesem."

Trotz der Zahlen sagt der Erste Kreisrat Jürgen Krumböhmer, der Landkreis stehe im Landesvergleich gut da und müsse sich nicht verstecken. "Wir sind auf einem guten Weg. Ende dieses Jahres werden wir vermutlich einen Versorgungsgrad von 29 Prozent erreichen", so Krumböhmer. Noch sei Geld da, auch wenn es weniger wird, um die Lücken zu schließen. "Rund 670.000 Euro stehen für neue Vorhaben zur Verfügung." In Richtung Gemeinden gibt der Erste Kreisrat aber ein deutliches Signal. "Umbauten - Ja. Neubauten - Nein", lautet seine Devise, um die Mittel möglichst effektiv ausnutzen zu können.

Läuft alles wie geplant, kommen bis 2013 noch mindestens 45 neue Plätze hinzu. "Die Samtgemeinden Dahlenburg und Amelinghausen wollen in diesem Jahr mit dem Bau beginnen." Zudem gebe es inzwischen Absichtsbekundungen von weiteren Bürgermeistern, auch noch auf den Zug aufzuspringen und neue Krippenangebote aufzubauen. Auch wenn noch nichts konkret sei, so glaubt Krumböhmer dennoch, es werden Gemeinden hinzukommen, die ursprünglich nicht geplant hatten, neue Plätze zu schaffen.

"Ob das Angebot am Ende reicht, sehen wir erst 2013", sagt Krumböhmer. Die Maßgabe von 35 Prozent sei für ihn ohnehin nicht mehr als ein Richtwert. Eine Arbeitsthese für die Verwaltung beim Aufbau der Infrastruktur. "Die 35 Prozent sind Theorie und dienen nur unserer Orientierung bei den Investitionen. Wir benötigen den Wert als Grundlage für die Finanzierung der Vorhaben", so der Erste Kreisrat. Viel spannender sei für ihn, was passiert, wenn der Rechtsanspruch in zwei Jahren greift. "Weil wir nicht wissen, wie die Akzeptanz der Eltern für Krippen ist." Zwar sei ein Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage im Kreis festzustellen. "Wenn Betreuung angeboten wird, nutzen die Familien sie." Doch einen Rückschluss auf den wahren Bedarf lasse das nicht zu. "Alles wird davon abhängen, wie verankert die Krippen künftig bei den Eltern sind."

Sollten die Krippenplätze nicht reichen, hat der Landkreis trotzdem eine Stellschraube, an der er drehen kann, um die Situation zu entspannen. "Mit Hilfe der Tagespflege können wir zur Not schnell reagieren und Lösungen bei Problemen finden. Sie hat eine deutlich höhere Dynamik, mit der es gelingt, das Angebot schnell zu vergrößern", so Krumböhmer. Denn Tagesmütter und -väter spielen im Gesamtkonzept eine wichtige Rolle. Die Planung sieht vor, dass 70 Prozent der Betreuungsplätze für die unter Dreijährigen ab 2013 in Krippen vorgehalten werden sollen und 30 Prozent in der Tagespflege. Bereits jetzt füllen Tageseltern Lücken bei der Betreuung der Jüngsten, wenn es in einer Kommune keine Krippenplätze gibt. Der Kreis als zuständige Stelle für die Jugendhilfe fördert Eltern, die einen Platz in der Tagespflege in Anspruch nehmen genauso wie diejenigen, deren Kind in einer Krippe betreut wird. "Das ist eine Gleichbehandlung. Vorteil bei der Tagespflege ist jedoch, dass Personal schneller zu rekrutieren ist." Weiteres Potenzial sei durchaus vorhanden, so der Erste Kreisrat.