Die Diskussion um einen rechtlich garantierten Betreuungsplatz für Kinder macht auf drastische Weise deutlich, wie weit der Weg vom Erkennen einer gesellschaftlichen Veränderung bis zur Umsetzung in den Städten und Gemeinden ist. Und wie viel Energie auf den Weg dahin verloren geht.

Fakt ist: Betreuungsplätze für Kinder sind eine Grundvoraussetzung dafür, der galoppierenden Überalterung dieser Gesellschaft entgegenzuwirken. Denn immer mehr Paare wollen Job und Kinder miteinander vereinbaren. Das hat die Bundespolitik erkannt. Das ist gut so.

Denn lange genug griffen beim Thema Kinderbetreuung noch die alten Standards der Bonner Republik, in der galt, dass Kinderbetreuung im Wesentlichen Sache von Hausfrauen ist. Davon ist die Kindergartenlandschaft im Westen Deutschlands noch heute geprägt. Der Kreis Lüneburg ist keine Ausnahme. Es kommt nicht von ungefähr, das die Gemeinde Amt Neuhaus - ehemals DDR - in der Anzahl der Betreuungsplätze weit vorn liegt. Das ist in allen ostdeutschen Ländern der Fall.

Wer den gesellschaftlichen Wandel politisch nachvollziehen will, muss aber auch dafür sorgen, dass es bezahlbar ist. Eine Milliarde Euro Bundesmittel für den Ausbau von Krippenplätzen klingt gut, ist aber nicht wirklich ausreichend. Am Ende bleiben die Kommunen - ähnlich wie schon beim Thema Sozialhilfe und Hartz IV - auf einen Problem sitzen, dass sie sich nicht selbst eingebrockt haben.