Der Chef des Lüneburger Markts verbürgt sich für saubere Ware. Bio-Produzenten stellen Futter selbst her. Eier seien sicher.

Lüneburg. Der Giftskandal um Dioxin in Lebensmitteln weitet sich aus. So raten Verbraucherschützer bereits, auf den Verzehr von Eiern zu verzichten. Das sieht Olaf Hirsch, Geflügelhalter aus Handorf und Eierproduzent, anders. "Es besteht bei den Kunden zwar ein sehr großer Aufklärungsbedarf, doch eine Kaufzurückhaltung ist glücklicherweise nicht zu spüren, weil wir die vielen Fragen in Gesprächen mit den Kunden beantworten", sagt er.

Eier, die Hühner im Landkreis Lüneburg gelegt haben, könnten seinen Worten zufolge ohne Einschränkung gekauft und verzehrt werden. Es bestehe keine Gefahr, denn im Landkreis sei kein Eierproduzent von dem Giftskandal betroffen: "Auch mein Betrieb nicht. Das Futter ist zertifiziert, wir können die Herkunft nachweisen."

Und genau das wollten die Kunden auch, weiß er aus den zahlreichen Gesprächen an seinen Marktständen und der Hofverkaufsstelle. Um auf Nummer sicher zu gehen, rät er, Eier nicht von anonymen Herstellern, sondern von bekannten Produzenten direkt zu kaufen. Denn die meisten heimischen Betriebe vermarkteten ihre Erzeugnisse nur regional. "Wir verkaufen auf Wochenmärkten in Stadt und Landkreis Lüneburg sowie im Nachbarkreis Harburg. Der am weitesten entfernte liegt in Hamburg-Bergedorf."

Dennoch bereitet Hirsch der Dioxin-Skandal Sorgen. "Es bleibt ein Beigeschmack, ob man will oder nicht", sagt er nachdenklich. Ganz klar, so Hirsch, hätten einige Wenige eine starke kriminelle Energie entwickelt, indem sie technische Fette bei der Futterherstellung benutzten. "Das muss aufgeklärt und hart bestraft werden. Lebensmittelproduzenten und Verbraucher leiden unter dem Skandal."

Aber für ihn steckt mehr dahinter: "Es werden auch ganze Berufszweige vorverurteilt, weil eine Besorgnis und Gefahr in der Berichterstattung erzeugt wird." Hirsch warnt vor Übertreibung. Denn im Vergleich zu allen Lebensmitteln, die produziert werden, sei nur ein sehr kleiner Anteil von dem Dioxin-Skandal betroffen.

Deshalb betont er auch als Vorstand des Vereins der Lüneburger Marktbeschicker, dass Kunden auf den Märkten guten Gewissens einkaufen könnten. "Die Produkte sind zu 100 Prozent in Ordnung. Dafür verbürge ich mich."

Gerade wer zu den beiden größten Bio-Herstellern Demeter und Bioland greift, kann sich sauberer Eier sehr sicher sein. "Die meisten Betriebe stellen ihr Futter selbst her und sind auf die Industriewerke nicht angewiesen", sagt Georg Janßen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Lüneburg. "Sie haben eigene Werke oder arbeiten mit zertifizierten Werken zusammen, die keine Fette ins Futter mischen. Zudem herrschen strenge Futterrichtlinien."

Auch die Träger des EU-Bio-Siegels durchlaufen laut Janssen einen durchgehenden Weg der Zertifizierung inklusive Dokumentation der Futtermittelbeschaffung.

Janßen sagt aber auch: Die Beschaffung von Futter aus eigenen Werken funktioniere nur, wenn die Anlagen und die damit verbundenen benötigten Mengen nicht zu groß werden. So hat es im vergangenen Sommer einen Bio-Eier-Skandal gegeben, weil Betriebe Maisfutter aus der Ukraine zugekauft hatten, da es in Deutschland keines mehr gegeben habe. Auch das war mit Dioxin belastet, wie sich herausstellte. Als "dumm und billig" bezeichnet Janßen aber die Aussage, heute sei "nichts mehr sicher". Die Frage, ob nicht auch Bio-Hühner Industriefutter fressen, sei berechtigt. "Die Bios haben aber eine viel strengere Basis und Kontrolle."

Die Futtermittelindustrie habe durch ihren Einfluss auf die Politik bislang verhindert, dass es eine offene Deklaration über Inhalt und Herkunft des Futters gibt. Die AbL setzt sich daher für eine EU-weite und branchenverbindliche Positivliste von Rohstoffen ein, die allein im Mischfutter Verwendung finden dürften

Der Verband fordert angesichts der Existenzbedrohung zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe infolge dioxinbelasteter Mischfutter-Lieferungen von der Futtermittel-Branche zudem "sofortige unbürokratische Schritte einer Entschädigung". Der Experte für Agrarindustrie, Eckehard Niemann, sagt: "Bei vielen vorherigen Fällen blieben viele unschuldig geschädigte Höfe auf ihren Schadenersatzforderungen sitzen, weil angeblich nach langen Fristen die Schuldfrage nicht geklärt werden konnte."