Ein Landwirt will 84.000 Jungtiere in zwei Ställen zur Schlachtreife aufziehen. Seine Pläne werden geprüft. Aus der Politik kommen Proteste.

Rullstorf. Ein Landwirt plant, in Rullstorf eine Hähnchenmastanlage für 84 000 Tiere zu bauen. In zwei Ställen sollen jeweils 42 000 Jungtiere bis zur Schlachtreife gemästet werden. Der Landkreis Lüneburg als zuständige Genehmigungsbehörde bestätigt die Pläne des Landwirtes. "Das Verfahren steht noch am Anfang. Erste Planungen wurden zur Prüfung eingereicht", sagt Kreissprecherin Katrin Peters. Ein Bauantrag liegt nach ihren Worten bislang nicht vor. Mit einer möglichen Genehmigung des Mastbetriebs sei nicht vor Mitte Januar kommenden Jahres zu rechnen, so Peters.

Bevor der Landwirt den offiziellen Antrag stellt, gibt es eine Antragskonferenz. "Der Termin ist Ende September", so die Sprecherin des Landkreises. Sie erklärt den Ablauf: Die an der Genehmigung beteiligten Behörden und Ämter, in diesem Fall Landkreis, Landwirtschaftskammer und Gemeinden, beraten darüber, welche Unterlagen für das Genehmigungsverfahren erforderlich sind. Erst danach werde der schriftliche Antrag durch den Bauherrn gestellt. "Es folgt die Umweltverträglichkeitsuntersuchung, bei der unter anderem Kriterien wie Lärmimmissionen der Anlage, Belastungen durch Geruch, Stickstoff, Ammoniak, Staub und Licht sowie Verkehrslärm, Naturschutz und Wasser eine Rolle spielen."

Wenn aus Behördensicht alles in Ordnung ist und keine unzulässigen Beeinträchtigungen für Mensch und Umwelt zu befürchten sind, geht das Verfahren in die öffentliche Auslegung. Peters: "Das Vorhaben wird in der Tageszeitung veröffentlicht, die Unterlagen liegen einen Monat lang bei der Samtgemeinde und beim Landkreis zur Einsicht aus. Anschließend haben die Bürger noch 14 Tage Zeit, um Einwendungen einzureichen." Sind diese Einwendungen abgearbeitet, findet etwa zwei Wochen später ein Erörterungstermin statt. Sollten auch nach der öffentlichen Auslegung aus Sicht der Behörde weder Mensch noch Umwelt unzulässig beeinträchtigt werden, genehmigt der Landkreis als Untere Naturschutzbehörde die Anlage.

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Doch schon jetzt schlagen die Wellen der Empörung hoch. Karl Tödter, Bürgermeister der Samtgemeinde Scharnebeck, sagt zwar, die Kommunalpolitiker müssten zunächst einmal über das Vorhaben informiert werden und sich politisch sortieren. Doch aus seiner Meinung als Privatperson mache er kein Geheimnis. Er lehne die Hähnchenmastanlage in Rullstorf ab. Tödter fordert eine gesellschaftliche Debatte, in der geklärt werden müsse, ob solche Anlagen von den Menschen überhaupt gewollt seien.

Die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte, die in Scharnebeck, einem Nachbarort von Rullstorf, wohnt, ist empört über die Pläne des Landwirtes. Und das nicht nur wegen der zu erwartenden Belastungen für die Anwohner durch Ammoniak- und Güllegeruch sowie dem zu erwartenden Lieferverkehr: "Die Ställe haben mit bäuerlicher Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung nichts zu tun." Die industrielle Massentierhaltung in diesen Anlagen sei inakzeptabel und grenze an Tierquälerei, sagt sie. Staudte kündigt Widerstand an. "In der Vereinbarung der neuen rot-grünen Mehrheitsgruppe im Kreistag sprechen wir uns gegen die Massentierhaltung aus. Daher ist klar, dass der Landkreis alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen muss, um die Anlage zu verhindern."

Das sieht auch die SPD-Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers aus Reppenstedt so. Sie unterstützt ihre Kollegin Staudte. " Weil wir bei uns keine Zustände wollen wie in Vechta und Cloppenburg mit der Massentierhaltung ", sagt die SPD-Abgeordnete.

Staudte und Schröder-Ehlers haben keinen Zweifel daran, dass die Pläne in Rullstorf im Zusammenhang mit dem Bau eines Schlachthofes in Wietze im Kreis Celle steht. Dort sollen künftig rund 2,5 Millionen Hähnchen in der Woche geschlachtet werden. Staudte: "Der Betrieb benötigt Zulieferer. Deshalb wird in allen Nachbarkreisen heftig geworben und Mastställe schießen wie Pilze aus dem Boden." Dennoch seien an einigen Standorten Pläne wieder zurückgenommen worden, unter anderem weil sich Anwohner zu Bürgerinitiativen zusammengeschlossen hätten.