Allmählich beginnen sich die Menschen in der Samtgemeinde Scharnebeck verwundert die Augen zu reiben.

Denn es scheint, dass ihre Kommune den Weg in Richtung Hochburg der industriellen Landwirtschaft im Kreis Lüneburg einschlägt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen kündigt an, Ställe für rund 3000 Schweine an ihrer Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung in Echem errichten zu wollen. Jetzt wird bekannt, dass ein Bauer in Rullstorf eine Hähnchenmast-Großanlage für 84 000 Jungtiere bauen will. Und in Lüdershausen litten die Bürger unter dem Gestank von Gärresten aus einer Biogasanlage, in der Lebensmittelreste verarbeitet werden.

Es wird höchste Zeit für die Bürger und die Kommunalpolitiker, sich zu Wort zu melden. Sie müssen deutlich Stellung beziehen, welche Umgebung sie bevorzugen: Dörfern, in denen Agrarfabriken betrieben werden, oder doch lieber Orte, die von der Schönheit der Natur in der Elbtalaue und der bäuerlichen Landwirtschaft geprägt sind. Die Verantwortlichen in der Samtgemeinde Scharnebeck müssen klar machen, ob sie die wirtschaftlichen Potenziale in der industriellen Landwirtschaft oder dem sanften Tourismus sehen.

Sprechen sich die Menschen gegen Massentierhaltung und deren Folgen aus, so müssen sie sich Gehör verschaffen und gegen geplante Vorhaben auf die Barrikaden gehen. Das setzt nicht nur Zeichen, sondern kann möglicherweise Projekte verhindern, die mehrheitlich nicht gewollt sind.

Die Bürger erleben in ihren Dörfern aber auch hautnah die Auswirkungen eines Verbraucherverhaltens, das beim Kauf von Lebensmitteln auf billig statt auf nachhaltig setzt. Wer so handelt, nimmt Agrarfabriken in Kauf - übrigens auch in der Samtgemeinde Scharnebeck.