Nur ein einziges Geschäft in der Lüneburger Innenstadt steht leer. Und es gibt deutlich mehr Anfragen als Angebote an Ladenflächen.

Lüneburg. Das viel beschworene "Kaufhaus Lüneburg" trotzt der Krise. Einen einzigen Leerstand vermeldet das City Management zurzeit bei den Geschäften in der Innenstadt, bezeichnet die Stimmung unter den Händlern als gut. Es gibt sogar mehr Anfragen als Angebote bei Ladenflächen. Zum Problem können mittelfristig allerdings die hohen Mieten in 1a-Lagen werden. Händler-Lobbyist Heiko Meyer sieht die Vermieter in der Pflicht.

Dass die Stimmung noch so gut sei, hätte das Lüneburger City Management (LCM) selbst nicht erwartet. "Entlang der Krise hätten wir das nicht gedacht", sagt LCM-Chef Heiko Meyer im Gespräch mit der Lüneburger Rundschau.

Verändert habe sich allerdings das Konsumverhalten der Kunden: Sie achten mehr auf Angebote. "Der Umsatz bleibt in etwa gleich, aber wir können an den Bons sehen, dass mehr Artikel zu geringeren Preisen gekauft werden", erklärt Meyer. "Im Prinzip bedeutet das: Die Arbeit ist mehr geworden für den gleichen Umsatz." In Teilbereichen gebe es geringe Verluste zwischen drei und sechs Prozent, insgesamt sagt Meyer jedoch: "Die Krise ist noch nicht im Handel angekommen."

Das bestätigt Stadtkämmerin Gabriele Lukoschek: "Der Verbraucher konsumiert noch. Auch der Anteil der Umsatzsteuer, den wir vom Bund erhalten, sinkt nicht." Die Summe bewege sich zwar "leider in einer geringen Größenordnung": 3,7 Millionen Euro im Verhältnis zu knapp 20 Millionen Euro Einkommensteuer-Anteil, der 2009 voraussichtlich an die Kommune fließt. "Aber Gott sei Dank ist sie noch konstant."

Konstant ist auch die Belegung von Ladenflächen in der Lüneburger Innenstadt: Lediglich das ehemalige Modegeschäft "Wilhelmi" in der Grapengießerstraße steht leer - der Vermieter verlangt dort 10 000 Euro pro Monat, heißt es. "Das ist ein Problem", räumt Heiko Meyer ein. "Die Mieten in den 1a-Lagen Bäcker- und Grapengießerstraße sind so wahnsinnig hoch, dass sie nur große Ketten zahlen können."

Dafür siedeln sich laut Meyer in den Straßen dazwischen aber zahlreiche kleine, außergewöhnliche Geschäfte an. "Und das wollen wir weiter stärken, denn das macht das Kaufhaus Innenstadt aus." Im Wasserviertel etwa sieht der LCM-Sprecher noch Entwicklungspotenzial: "Ich hatte neulich eine Anfrage aus Berlin, jemand wollte einen kleinen Laden dort aufmachen. Aber es ist einfach nichts frei." Zwei, drei Anrufe dieser Art bekommt Meyer im Monat, "obwohl ich dafür ja gar nicht zuständig bin: Das machen die Makler."

Wie lange die Situation noch so positiv bleibt und wie lange die horrenden Mieten in einzelnen Bereichen noch zu halten sein werden, lässt sich schwer schätzen. Klar für Heiko Meyer ist aber, dass für ein funktionierendes "Kaufhaus Lüneburg" auch die Vermieter in die Pflicht genommen werden müssen - und auch da gibt es Probleme, denn viele von ihnen sind nicht in Lüneburg ansässig. "An die kommen wir nicht heran, wenn es um Werbemaßnahmen oder andere Aktionen wie etwa die Weihnachtsbeleuchtung geht."

Ändern könnte das ein Konzept wie das sogenannte Business Improvement District. Es läuft bereits in einigen Hamburger Stadtteilen mit Erfolg. Vermieter werden dort vertraglich zu bestimmten Leistungen gezwungen. "Das wäre auch für Lüneburg interessant", denkt der Händler-Lobbyist. Vermieter könnten verpflichtet werden, sich an Werbekosten zu beteiligen oder ihre Geschäftshäuser regelmäßig zu sanieren. Auf ihre Mietpreise könnte dann ebenfalls eingewirkt werden, hofft Meyer. "So ein Konzept müssten Händler und Verwaltung gemeinsam erarbeiten."

Auf die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung setzt Meyer auch beim Dauer-Sorgenthema Randbezirke: "In den Einkaufszentren dort sollten keine innenstadtrelevanten Waren wie Bekleidung, Spielzeug oder Elektronik angeboten werden. Das würde die Leute aus der Innenstadt ziehen, und das wollen wir nicht. Es sollte darauf geachtet werden, was genehmigt wird, und auf das Kaufhaus Innenstadt Rücksicht genommen werden."

Nächster wichtiger Termin für Lüneburgs Handel ist der verkaufsoffene Sonnabend am 3. Oktober: Nächste Woche wird ein Doppelstock-Bus mit einem großformatigen Werbebanner durch Hamburg rollen. Meyer: "Wir hatten nach Werbeplätzen gesucht, aber keine bekommen. Daher fahren wir jetzt durch die Stadt - und betreiben auf diese Weise ein bisschen Piraterie. Denn die Auswertungen von EC-Belegen zeigen, dass die Hamburger zum Einkaufen nach Lüneburg kommen."