In seinem Laden “Mutterland“ bietet Jan Schawe Bioprodukte und Delikatessen an. Die Wirtschaftskrise muss draußen bleiben: Der Umsatz steigt, die zweite Filiale ist in Planung.

Hamburg. Jan Schawes Name erscheint auf den Lifestyle-Seiten internationaler Magazine wie "Wallpaper", "Gala" oder "Elle". Die "Süddeutsche Zeitung" lobt sein "überraschend gutes Konzept", er gewinnt die begehrte Auszeichnung Store of the year. Der Hamburger hat es geschafft. Und das alles mit einem modernen Tante-Emma-Laden. "Viele Freunde haben das einfach nicht glauben wollen, waren überzeugt, das sei eine Eintagsfliege", erzählt Jan Schawe, "aber es hat funktioniert", sagte er dem Abendblatt.

Der 35-Jährige sitzt im Bistro seines Delikatessengeschäfts Mutterland gegenüber vom Schauspielhaus, vor sich eine Bionade, und fängt mit einer Handbewegung die Regale, Kühltresen und Präsentationstische seines Ladens ein: "Wir bieten praktisch nur Marken von familiengeführten kleinen Manufakturen an, außer vielleicht Astra-Bier", sagt Schawe lächelnd. Neben dem Kiez-Bier sind viele hamburgische Produkte dabei, wie der Ketchup vom Fußballclub FC St. Pauli namens Körrisaft, oder auch Alsterblick, eine Hamburger Edelbitterschokolade mit Limettencurry.

Dazu kommen Heidehonig in Bioland-Qualität, handgerührte Marmeladen oder Wurstspezialitäten aus ökologischer Tierhaltung. Schawe setzt auf natürliche Produkte, auf typisch deutsches wie Erbsensuppe oder Königsberger Klopse, auf kurze Transportwege, "außer bei Tee oder Kaffee, wo es gar nicht anders geht", und auf saisonales Obst. Den Namen Mutterland versteht Schawe dabei als eine Hommage an liebevolle Mütter und an Deutschland.

Mit Sinn für Ästhetik

Aber der Unternehmer, der sein Geschäft 2007 mit eigenen finanziellen Mitteln und Unterstützung der Hamburger Bürgengemeinschaft gestartet hat, ist längst nicht nur Lebensmittelfan. Schawe ist auch durch und durch Marketingmann. Er war einst persönlicher Referent des Designers Peter Schmidt und schon seine Erscheinung - ein wie zufällig, aber doch wahrscheinlich planvoll mit einem karierten Schal kombiniertes lässiges blaues Hemd zur Lederjacke - verraten seinen Sinn für Ästhetik. Er hat bereits die trendige Bar Hamburg in St. Georg gegründet und setzt auch dort auf ein durchgestyltes Ambiente.

In seinem Mutterland-Geschäft sind es eigens für ihn entworfene Regale, eine Art umfunktionierte Obstkisten und Möbel wie aus einem Bauerngarten, die dem Laden ein eigenes Gesicht geben. "Mich langweilen diese ewig gleichen Innenstädte mit den H&Ms, den Douglas- oder Coffeeshop-Filialen zu Tode", erzählt der studierte Kommunikationswirt. Er habe seinen eigenen Weg gehen wollen. Und der Erfolg gibt ihm recht.

Im vergangenen Jahr erreichte der Hobbytaucher mit Mutterland die Gewinnschwelle und steigert seinen Umsatz nach wie vor von Monat zu Monat. Nun will Schawe, der inzwischen 16 Mitarbeiter beschäftigt, den Cateringbereich ausbauen, im Bistro einen regelmäßigen Mittagstisch anbieten und hat sogar die Pläne für eine weitere große Investition in der Schublade: Er wird schon bald ein zweites Mutterland-Geschäft in Deutschland eröffnen.

Wo, will Schawe noch nicht verraten, nur so viel: Er wird sich durch die Wirtschaftsflaute nicht von seinen Plänen abbringen lassen. "Auch in der Krise wollen sich die Leute etwas gönnen", ist der Unternehmer überzeugt. "Vorher haben sie sich vielleicht mit einem Kaschmirpullover belohnt. Jetzt darf es aber auch noch gerne eine besonders gute Tafel Schokolade sein."