“Partizipationsprojekt Kinder und Jugendliche“: Landkreis Lüneburg bildet Moderatoren aus, die Mädchen und Jungen helfen sollen, sich einzubringen.

Lüneburg. Kinder und Jugendliche sollen mitreden und mitentscheiden können. Das ist ein Thema, das einige Lüneburger Kreispolitiker mittlerweile schon Jahrzehnte lang beschäftigt. Mit dem nun startenden "Partizipationsprojekt Kinder und Jugendliche" soll frischer Wind in die alte Diskussion gebracht werden.

Dabei geht es aber nicht - wie es der Name vermittelt - um ein konkretes Projekt mit und von Kindern und Jugendlichen. Es sollen erst einmal neue Strukturen geschaffen werden, um die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen überhaupt erst möglich zu machen.

"Es gab viele gute Projekte in der Vergangenheit, die bisher immer daran gescheitert sind, dass sie nicht richtig angegangen wurden", sagt Klaus Metzdorf, Projektkoordinator beim Landkreis Lüneburg. Das Konzept, das von Professor Doktor Waldemar Stange vom Institut für Sozialpädagogik der Leuphana Universität entwickelt wurde, setzt genau an diesem Punkt an.

Es sieht eine Moderatorenausbildung vor, die am zweiten Juniwochenende starten soll und für die der Landkreis Lüneburg insgesamt 16 000 Euro bereitstellt. Engagierte Lehrer, Kindergärtner, Vereinsleiter oder Polizisten lernen dort, wie konkrete Vorhaben zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden können. Diese Erwachsenen müssen laut Metzdorf erkunden, wie die Jüngsten in ihren Verantwortungsbereichen in Entscheidungen miteinbezogen werden können. Durch die Moderatorenausbildung wird ihnen das nötige Know-how vermittelt - zum Beispiel, wo finanzielle Unterstützung beantragt werden kann. Welche konkreten Projekte dann umgesetzt werden, liegt in der Verantwortung der jeweiligen Moderatoren.

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Schon 23 Frauen und Männer haben sich für die Moderatorenausbildung angemeldet. "Eine bunte Mischung aus den Bereichen Schule, Kindergarten und Lokalpolitik", sagt Katrin Holzmann, Sprecherin des Landkreises. Metzdorf sieht diese Entwicklung positiv: "Wenn daraus nur zehn wirklich gelingende Projekte hervorgehen, dann bin ich sehr zufrieden." Denn wenn das Konzept erfolgreich aufgeht, besteht Hoffnung, dass es sich herumspricht. Das kann wiederum andere dazu motivieren mitzumachen und auf längere Sicht eine Basis schaffen, in der Kinder und Jugendliche sich mit Erfolg für ihre Belange einsetzen können. Es ist geplant, die Projekte nach Abschluss zu evaluieren.

Daniela Olbrich, Leiterin des Jugendzentrums Amelinghausen, nimmt an der Moderatorenausbildung teil und findet das Projekt "richtig gut". Sie erhofft sich, "das nötige Handwerkszeug, um laufende und folgende Projekte mit Jugendlichen durchführen zu können" an die Hand zu bekommen. "Auch bietet die Schulung die Möglichkeit, sich mit anderen Engagierten zu vernetzen und sich über geplante Projekte auszutauschen." Frank Dreyer, Vorsitzender des Kreisjugendrings, einer Dachorganisation verschiedener Institutionen und Vereine, die sich für die Belange von Kindern und Jugendlichen engagiert, ist mit dem Programm zufrieden. "Alle Projekte, die Jugendliche fördern und einbeziehen, sind sinnvoll". Sinnvoll sei es aber nach Meinung von Dreyer auch, verschiedene Ansätze anzubieten und letztlich das Projekt zu fördern, das auf die größte Resonanz stoße.

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Auch die Stadt spricht sich dafür aus, Foren zu schaffen, in denen Jugendliche mitarbeiten können. Stadtteilorientierte Jugendarbeit ist nach Auffassung der Politiker geeignet, um mehr Mitbestimmung von Jugendlichen zu erreichen. Konkrete Projekte verfolgt die Stadt aber nicht. Der Vorschlag, ein Jugendparlament einzurichten, wie beispielsweise in Nordhorn, überzeugte die Ratsmitglieder nicht und wurde abgewiesen. Auch Konzepte, die in anderen Städten erfolgreich sind, wurden nicht näher geprüft. Im Zuge der kürzlich vorgestellten Neuordnung des Bereiches Jugendhilfe, soll auch sichergestellt werden, dass Kinder und Jugendliche künftig stärker an Entscheidungsprozessen beteiligt werden. An drei Modellstandorten in der Stadt soll in den kommenden zwei Jahren nach dem passenden Ansatz gesucht werden.

Björn Adam, Vorsitzender des Stadtjugendrings, kritisiert, dass es kein stadtweites Angebot für junge Menschen gibt, die in der Politik mitarbeiten wollen. Überhaupt werde mehr über Jugendliche gesprochen als mit ihnen. Das sei ein Fehler. "Häufig ist es so, dass ein Konzept erarbeitet wird, das erst im allerletzten Schritt den Jugendlichen vorgelegt wird", sagt Adam. Dabei hätten viele junge Lüneburger gute Vorschläge. "Das ist mir bei Gesprächen in der Berufsschule Oedeme und auch in der Uni aufgefallen. "